Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Reichssxiegel bilden, obwohl auf ihr nicht die Schwere eines Dämons wie Bismarck lastet?! Reichssxiegel bilden, obwohl auf ihr nicht die Schwere eines Dämons wie Bismarck lastet?! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327615"/> <fw type="header" place="top"> Reichssxiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_632" prev="#ID_631"> bilden, obwohl auf ihr nicht die Schwere eines Dämons wie Bismarck lastet?!<lb/> Dann bleibt' uns Patrioten nur übrig, auf jenes gewaltige Kraftreservoir<lb/> hinzuweisen, aus dem schon vor hundert Jahren der Freiherr von Stein<lb/> die Elemente hervorgezogen hat, die die Hoheuzollernmonarchie und den preu¬<lb/> ßischen Staat vor dem völligen Zusammenbruche erretteten und sie befähigten,<lb/> zum Eckpfeiler eines neuen deutschen Reiches zu werden, Es ist keine Reklame-<lb/> phrase für den Büchermarkt, wenn Borussicus seine Schrift über die preußische<lb/> Verwaltung eine „Schicksalsstunde des preußischen Staates" nennt. Gibt es<lb/> noch eine Gelegenheit für den preußischen Staat, die in seiner Tradition<lb/> schlummernden Kräfte für die Gesamtheit nutzbar zu machen, so liegt diese in<lb/> den Arbeiten der Jmmediatkommisstou zur Reform der preußischen Verwaltung.<lb/> scheitert auch diese Hoffnung, so bleibt eben nichts anderes übrig, als sich<lb/> jener anderen Institutionen zu bedienen, durch die die Kräfte der Nationen in<lb/> den Dienst des Staatsganzen gestellt werden, der Parlamente. Wir dürfen<lb/> den Parlamentarismus bei uns in Deutschland nicht auf die Basis stellen<lb/> wollen, auf der er in Frankreich beruht. Die Nachklänge der Zaberner An¬<lb/> gelegenheit zeigen zu demllch, wie die Nation denkt. Wir müssen in ihm ein<lb/> Leitungsrohr erkennen, das dem Regierungsapparat moralische und geistige<lb/> Kräfte zubringt. Bei den Auffassungen, wie sie durch die Zabernaffäre im<lb/> Lande bekannt geworden sind, gibt es keine ernsthaften Gegensätze zwischen<lb/> Monarchie und Volk; es gibt nur Meinungsverschiedenheiten über die Mittel,<lb/> mit denen die preußisch - deutschen Monarchien gestärkt werden könnten. Die<lb/> besten Männer sollten an der Spitze derjenigen Institute stehen, die uns das<lb/> Größte verkörpern, was wir im irdischen Leben besitzen, an der Spitze des<lb/> Staates und seiner Organe. Ist das System unserer Behöroenorganisation<lb/> zur Gewinnung und Heranbildung dieser besonders Tüchtigen aus irgendwelchen<lb/> Gründen, die nicht beseitigt werden können, nicht imstande, dann wird die Aus¬<lb/> bildung durch etwas anderes, eben durch die Parlamente, durch den Parla¬<lb/><note type="byline"> G. Lleinow</note> mentarismus geschehen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
Reichssxiegel
bilden, obwohl auf ihr nicht die Schwere eines Dämons wie Bismarck lastet?!
Dann bleibt' uns Patrioten nur übrig, auf jenes gewaltige Kraftreservoir
hinzuweisen, aus dem schon vor hundert Jahren der Freiherr von Stein
die Elemente hervorgezogen hat, die die Hoheuzollernmonarchie und den preu¬
ßischen Staat vor dem völligen Zusammenbruche erretteten und sie befähigten,
zum Eckpfeiler eines neuen deutschen Reiches zu werden, Es ist keine Reklame-
phrase für den Büchermarkt, wenn Borussicus seine Schrift über die preußische
Verwaltung eine „Schicksalsstunde des preußischen Staates" nennt. Gibt es
noch eine Gelegenheit für den preußischen Staat, die in seiner Tradition
schlummernden Kräfte für die Gesamtheit nutzbar zu machen, so liegt diese in
den Arbeiten der Jmmediatkommisstou zur Reform der preußischen Verwaltung.
scheitert auch diese Hoffnung, so bleibt eben nichts anderes übrig, als sich
jener anderen Institutionen zu bedienen, durch die die Kräfte der Nationen in
den Dienst des Staatsganzen gestellt werden, der Parlamente. Wir dürfen
den Parlamentarismus bei uns in Deutschland nicht auf die Basis stellen
wollen, auf der er in Frankreich beruht. Die Nachklänge der Zaberner An¬
gelegenheit zeigen zu demllch, wie die Nation denkt. Wir müssen in ihm ein
Leitungsrohr erkennen, das dem Regierungsapparat moralische und geistige
Kräfte zubringt. Bei den Auffassungen, wie sie durch die Zabernaffäre im
Lande bekannt geworden sind, gibt es keine ernsthaften Gegensätze zwischen
Monarchie und Volk; es gibt nur Meinungsverschiedenheiten über die Mittel,
mit denen die preußisch - deutschen Monarchien gestärkt werden könnten. Die
besten Männer sollten an der Spitze derjenigen Institute stehen, die uns das
Größte verkörpern, was wir im irdischen Leben besitzen, an der Spitze des
Staates und seiner Organe. Ist das System unserer Behöroenorganisation
zur Gewinnung und Heranbildung dieser besonders Tüchtigen aus irgendwelchen
Gründen, die nicht beseitigt werden können, nicht imstande, dann wird die Aus¬
bildung durch etwas anderes, eben durch die Parlamente, durch den Parla¬
G. Lleinow mentarismus geschehen.
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