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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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An der wiege des Königreichs Rumänien

Euer Königliche Majestät werden aus dieser all eruntertänigsten Darstellung
der gegenwärtigen Sachlage allergnädigst entnehmen, daß die Dinge bis auf
einen Punkt gekommen sind, der einen Bruch in der Kommission voraussehen
läßt, auf den es Österreich abgesehen zu haben scheint. Besonders ich habe
darauf hinzuwirken gesucht, daß dieser Bruch bis jetzt noch vermieden worden
ist. aber ich sehe nicht ab, wie sich derselbe, wenn die Sitzungen nicht ganz sus¬
pendiert werden, für die Zukunft vermeiden lassen wird.

Da die Kommissäre einzeln genommen keine Macht haben, die Kommission
aber in zwei Ansichten geteilt ist, von denen diejenige der Minorität die der
Majorität vollkommen paralysiert, so ist auf diesem Wege durchaus nicht mehr
weiter zu kommen.

Indem ich diese Überzeugung in tiefster Untertänigkeit und mit schuldiger
Pflichttreue ausspreche, muß ich die Instruktionen, welche der Fall erheischt, Euer
Königlichen Majestät allergnädigsten Ermessen ehrfurchtsvoll anheimstellen.

Inzwischen werde ich mich in meiner schwierigen Stellung ganz auf der
bisherigen Linie zu halten suchen, welche bis jetzt Allerhöchstdero huldreiche Appro¬
bation gefunden hat.

Bukarest, den 6. August 1857.

Euer Königliche Majestät habe ich in meinem Allerhöchst untertänigsten
Bericht vom 25. Juni er. bereits ehrfurchtsvoll gemeldet, daß schon damals die
Entwicklung der Donaufürstentümerfrage bis auf einen Punkt gekommen sei, der
einen Bruch in der Kommission voraussehen lasse, auf den es Österreich ab¬
gesehen habe.

Seitdem hat die systematische Provokation von dieser Seite sich soweit
gesteigert, daß dieser Bruch nunmehr hier und in Konstantinopel wirklich ein¬
getreten ist.

Was in dieser Hinsicht bis jetzt am letzteren Orte vorgegangen, wird
Euer Königlichen Majestät Geschäftsträger ausführlich gemeldet haben. Die
Sache stand für uns, wie für Frankreich, Rußland und Sardinien einfach so,
daß zwischen der Alternative zu wählen war, ob wir uns dem Betrugssystem,
mit dem Osterreich die Wahlen in der Moldau unter Konvienz der Türkei und
Englands zu fälschen suchte und zu dessen Instrument sich der Kaimakam
Vogorides hergegeben hatte, anschließen und damit die Frage aus der Welt zu
schaffen suchten, oder ob wir den Pariser Frieden wie im allgemeinen so auch
in seinen auf die Fürstentümer bezüglichen Bestimmungen ehrlich ausführen
wollten.

Euer Königliche Majestät hohe Achtung vor internationalen Verpflichtungen
hat Allerhöchsterer Regierung nicht zweifelhaft sein lassen, auf welche Seite sich
dieselbe in dieser Frage zu stellen hatte.

Aus diesem Prinzip sind die Instruktionen hervorgegangen, welche Euer
Königliche Majestät mir Allergnädigst haben erteilen lassen. Nach ihnen sind


An der wiege des Königreichs Rumänien

Euer Königliche Majestät werden aus dieser all eruntertänigsten Darstellung
der gegenwärtigen Sachlage allergnädigst entnehmen, daß die Dinge bis auf
einen Punkt gekommen sind, der einen Bruch in der Kommission voraussehen
läßt, auf den es Österreich abgesehen zu haben scheint. Besonders ich habe
darauf hinzuwirken gesucht, daß dieser Bruch bis jetzt noch vermieden worden
ist. aber ich sehe nicht ab, wie sich derselbe, wenn die Sitzungen nicht ganz sus¬
pendiert werden, für die Zukunft vermeiden lassen wird.

Da die Kommissäre einzeln genommen keine Macht haben, die Kommission
aber in zwei Ansichten geteilt ist, von denen diejenige der Minorität die der
Majorität vollkommen paralysiert, so ist auf diesem Wege durchaus nicht mehr
weiter zu kommen.

Indem ich diese Überzeugung in tiefster Untertänigkeit und mit schuldiger
Pflichttreue ausspreche, muß ich die Instruktionen, welche der Fall erheischt, Euer
Königlichen Majestät allergnädigsten Ermessen ehrfurchtsvoll anheimstellen.

Inzwischen werde ich mich in meiner schwierigen Stellung ganz auf der
bisherigen Linie zu halten suchen, welche bis jetzt Allerhöchstdero huldreiche Appro¬
bation gefunden hat.

Bukarest, den 6. August 1857.

Euer Königliche Majestät habe ich in meinem Allerhöchst untertänigsten
Bericht vom 25. Juni er. bereits ehrfurchtsvoll gemeldet, daß schon damals die
Entwicklung der Donaufürstentümerfrage bis auf einen Punkt gekommen sei, der
einen Bruch in der Kommission voraussehen lasse, auf den es Österreich ab¬
gesehen habe.

Seitdem hat die systematische Provokation von dieser Seite sich soweit
gesteigert, daß dieser Bruch nunmehr hier und in Konstantinopel wirklich ein¬
getreten ist.

Was in dieser Hinsicht bis jetzt am letzteren Orte vorgegangen, wird
Euer Königlichen Majestät Geschäftsträger ausführlich gemeldet haben. Die
Sache stand für uns, wie für Frankreich, Rußland und Sardinien einfach so,
daß zwischen der Alternative zu wählen war, ob wir uns dem Betrugssystem,
mit dem Osterreich die Wahlen in der Moldau unter Konvienz der Türkei und
Englands zu fälschen suchte und zu dessen Instrument sich der Kaimakam
Vogorides hergegeben hatte, anschließen und damit die Frage aus der Welt zu
schaffen suchten, oder ob wir den Pariser Frieden wie im allgemeinen so auch
in seinen auf die Fürstentümer bezüglichen Bestimmungen ehrlich ausführen
wollten.

Euer Königliche Majestät hohe Achtung vor internationalen Verpflichtungen
hat Allerhöchsterer Regierung nicht zweifelhaft sein lassen, auf welche Seite sich
dieselbe in dieser Frage zu stellen hatte.

Aus diesem Prinzip sind die Instruktionen hervorgegangen, welche Euer
Königliche Majestät mir Allergnädigst haben erteilen lassen. Nach ihnen sind


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[0087] An der wiege des Königreichs Rumänien Euer Königliche Majestät werden aus dieser all eruntertänigsten Darstellung der gegenwärtigen Sachlage allergnädigst entnehmen, daß die Dinge bis auf einen Punkt gekommen sind, der einen Bruch in der Kommission voraussehen läßt, auf den es Österreich abgesehen zu haben scheint. Besonders ich habe darauf hinzuwirken gesucht, daß dieser Bruch bis jetzt noch vermieden worden ist. aber ich sehe nicht ab, wie sich derselbe, wenn die Sitzungen nicht ganz sus¬ pendiert werden, für die Zukunft vermeiden lassen wird. Da die Kommissäre einzeln genommen keine Macht haben, die Kommission aber in zwei Ansichten geteilt ist, von denen diejenige der Minorität die der Majorität vollkommen paralysiert, so ist auf diesem Wege durchaus nicht mehr weiter zu kommen. Indem ich diese Überzeugung in tiefster Untertänigkeit und mit schuldiger Pflichttreue ausspreche, muß ich die Instruktionen, welche der Fall erheischt, Euer Königlichen Majestät allergnädigsten Ermessen ehrfurchtsvoll anheimstellen. Inzwischen werde ich mich in meiner schwierigen Stellung ganz auf der bisherigen Linie zu halten suchen, welche bis jetzt Allerhöchstdero huldreiche Appro¬ bation gefunden hat. Bukarest, den 6. August 1857. Euer Königliche Majestät habe ich in meinem Allerhöchst untertänigsten Bericht vom 25. Juni er. bereits ehrfurchtsvoll gemeldet, daß schon damals die Entwicklung der Donaufürstentümerfrage bis auf einen Punkt gekommen sei, der einen Bruch in der Kommission voraussehen lasse, auf den es Österreich ab¬ gesehen habe. Seitdem hat die systematische Provokation von dieser Seite sich soweit gesteigert, daß dieser Bruch nunmehr hier und in Konstantinopel wirklich ein¬ getreten ist. Was in dieser Hinsicht bis jetzt am letzteren Orte vorgegangen, wird Euer Königlichen Majestät Geschäftsträger ausführlich gemeldet haben. Die Sache stand für uns, wie für Frankreich, Rußland und Sardinien einfach so, daß zwischen der Alternative zu wählen war, ob wir uns dem Betrugssystem, mit dem Osterreich die Wahlen in der Moldau unter Konvienz der Türkei und Englands zu fälschen suchte und zu dessen Instrument sich der Kaimakam Vogorides hergegeben hatte, anschließen und damit die Frage aus der Welt zu schaffen suchten, oder ob wir den Pariser Frieden wie im allgemeinen so auch in seinen auf die Fürstentümer bezüglichen Bestimmungen ehrlich ausführen wollten. Euer Königliche Majestät hohe Achtung vor internationalen Verpflichtungen hat Allerhöchsterer Regierung nicht zweifelhaft sein lassen, auf welche Seite sich dieselbe in dieser Frage zu stellen hatte. Aus diesem Prinzip sind die Instruktionen hervorgegangen, welche Euer Königliche Majestät mir Allergnädigst haben erteilen lassen. Nach ihnen sind

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/87>, abgerufen am 23.07.2024.