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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Das französische Lisenbahnsystem
einem Kolonialkorps ä zwei Infanteriedivisionen mit Kavallerie,
Artillerie usw.,
zehn Kavalleriedivistonen.
II. dem Feldheer II. Linie
zu dreizehn Reservedivisionen 5 drei Reserve-Jnfanteriebrigaden
mit starker Kavallerie, Artillerie usw.
III. dem Besatzungsheer
zu fünf Reservedivistonen für die großen Festungen,
achtzehn Territorialkorvs, ferner allen Ersatz-, Douaniers- und
Forestiers-Truppenteilen.

Mit Ausnahme von zwei bis drei Armeekorps (XIV. Lyon, XV. Marseille,
eventuell noch XIX. Algier) und einigen Reserve- und Territorialtruppen, welche
in den Alpenpässen gegen Italien stehen bleiben, wird diese gewaltige Kriegs¬
macht gegen Deutschland entfaltet werden und in der befestigten Linie Belfort--
Verdun den strategischen Aufmarsch in voller Sicherheit vollenden.

Nach den Erfahrungen der großen französischen Probemobilmachungen
können wir annehmen, daß die ersten Truppen jedes Armeekorps ihre Mobil¬
machung am fünften Tage vollendet haben, so daß an diesem Abend der
Massentransport des Heeres auf den zwölf Eisenbahnlinien beginnen, am
sechsten Mobilmachungstage die Ausschiffung an den Aufmarschpunkten
erfolgen kann.

Von den gegen Deutschland verfügbaren zwanzig (eventuell neunzehn)
Armeekorps und zehn Kavalleriedivisionen des Feldheeres I. Linie stehen etwa
drei Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen im Aufmarschgebiet, so daß nur
siebzehn (sechzehn?) Armeekorps und sieben Kavalleriedivisionen zu befördern sind.

Wenn wir annehmen, daß die zweigleisigen Bahnen auch nur vierzig Züge
täglich im Durchschnitt leisten werden, so würde ein Armeekorps mit hundert-
unddreißig Zügen dreiein viertel Tag, eine Kavalleriedivision mit fünfundzwanzig
Zügen fünfachtel Tage, eine Reservedivision mit achtzig Zügen zwei Tage zum
Transport gebrauchen.

Das gesamte Feldheer I. Linie würde demnach fünf Tage, das Feldheer
II. Linie zwei Tage zum Aufmarsch gebrauchen, so daß am dreizehnten Mobil¬
machungstage der strategische Aufmarsch des ganzen Feldheeres I. und II. Linie
vollendet fein kann und am vierzehnten Tage die Operationen gegen die
deutsche Armee beginnen werden.

Die deutsche Armee muß, wenn die Neutralität von Belgien und der
Schweiz gewahrt bleibt -- was wir zunächst wohl als sicher voraussetzen
können! --, zwischen Diedenhofen und Mülhausen, mit den Hauptkräften
sicherlich aber den ftanzösischen Hauptkräften gegenüber, also in der Linie
Diedenhofen--Metz--Zabern vorwärts Straßburg, aufmarschieren.

Von den zwölf verfügbaren Eisenbahnlinien enden in diesem Raume acht
Linien im ersten, zwei Linien einen Tagemarsch weiter im zweiten Treffen,


Das französische Lisenbahnsystem
einem Kolonialkorps ä zwei Infanteriedivisionen mit Kavallerie,
Artillerie usw.,
zehn Kavalleriedivistonen.
II. dem Feldheer II. Linie
zu dreizehn Reservedivisionen 5 drei Reserve-Jnfanteriebrigaden
mit starker Kavallerie, Artillerie usw.
III. dem Besatzungsheer
zu fünf Reservedivistonen für die großen Festungen,
achtzehn Territorialkorvs, ferner allen Ersatz-, Douaniers- und
Forestiers-Truppenteilen.

Mit Ausnahme von zwei bis drei Armeekorps (XIV. Lyon, XV. Marseille,
eventuell noch XIX. Algier) und einigen Reserve- und Territorialtruppen, welche
in den Alpenpässen gegen Italien stehen bleiben, wird diese gewaltige Kriegs¬
macht gegen Deutschland entfaltet werden und in der befestigten Linie Belfort—
Verdun den strategischen Aufmarsch in voller Sicherheit vollenden.

Nach den Erfahrungen der großen französischen Probemobilmachungen
können wir annehmen, daß die ersten Truppen jedes Armeekorps ihre Mobil¬
machung am fünften Tage vollendet haben, so daß an diesem Abend der
Massentransport des Heeres auf den zwölf Eisenbahnlinien beginnen, am
sechsten Mobilmachungstage die Ausschiffung an den Aufmarschpunkten
erfolgen kann.

Von den gegen Deutschland verfügbaren zwanzig (eventuell neunzehn)
Armeekorps und zehn Kavalleriedivisionen des Feldheeres I. Linie stehen etwa
drei Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen im Aufmarschgebiet, so daß nur
siebzehn (sechzehn?) Armeekorps und sieben Kavalleriedivisionen zu befördern sind.

Wenn wir annehmen, daß die zweigleisigen Bahnen auch nur vierzig Züge
täglich im Durchschnitt leisten werden, so würde ein Armeekorps mit hundert-
unddreißig Zügen dreiein viertel Tag, eine Kavalleriedivision mit fünfundzwanzig
Zügen fünfachtel Tage, eine Reservedivision mit achtzig Zügen zwei Tage zum
Transport gebrauchen.

Das gesamte Feldheer I. Linie würde demnach fünf Tage, das Feldheer
II. Linie zwei Tage zum Aufmarsch gebrauchen, so daß am dreizehnten Mobil¬
machungstage der strategische Aufmarsch des ganzen Feldheeres I. und II. Linie
vollendet fein kann und am vierzehnten Tage die Operationen gegen die
deutsche Armee beginnen werden.

Die deutsche Armee muß, wenn die Neutralität von Belgien und der
Schweiz gewahrt bleibt — was wir zunächst wohl als sicher voraussetzen
können! —, zwischen Diedenhofen und Mülhausen, mit den Hauptkräften
sicherlich aber den ftanzösischen Hauptkräften gegenüber, also in der Linie
Diedenhofen—Metz—Zabern vorwärts Straßburg, aufmarschieren.

Von den zwölf verfügbaren Eisenbahnlinien enden in diesem Raume acht
Linien im ersten, zwei Linien einen Tagemarsch weiter im zweiten Treffen,


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[0573] Das französische Lisenbahnsystem einem Kolonialkorps ä zwei Infanteriedivisionen mit Kavallerie, Artillerie usw., zehn Kavalleriedivistonen. II. dem Feldheer II. Linie zu dreizehn Reservedivisionen 5 drei Reserve-Jnfanteriebrigaden mit starker Kavallerie, Artillerie usw. III. dem Besatzungsheer zu fünf Reservedivistonen für die großen Festungen, achtzehn Territorialkorvs, ferner allen Ersatz-, Douaniers- und Forestiers-Truppenteilen. Mit Ausnahme von zwei bis drei Armeekorps (XIV. Lyon, XV. Marseille, eventuell noch XIX. Algier) und einigen Reserve- und Territorialtruppen, welche in den Alpenpässen gegen Italien stehen bleiben, wird diese gewaltige Kriegs¬ macht gegen Deutschland entfaltet werden und in der befestigten Linie Belfort— Verdun den strategischen Aufmarsch in voller Sicherheit vollenden. Nach den Erfahrungen der großen französischen Probemobilmachungen können wir annehmen, daß die ersten Truppen jedes Armeekorps ihre Mobil¬ machung am fünften Tage vollendet haben, so daß an diesem Abend der Massentransport des Heeres auf den zwölf Eisenbahnlinien beginnen, am sechsten Mobilmachungstage die Ausschiffung an den Aufmarschpunkten erfolgen kann. Von den gegen Deutschland verfügbaren zwanzig (eventuell neunzehn) Armeekorps und zehn Kavalleriedivisionen des Feldheeres I. Linie stehen etwa drei Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen im Aufmarschgebiet, so daß nur siebzehn (sechzehn?) Armeekorps und sieben Kavalleriedivisionen zu befördern sind. Wenn wir annehmen, daß die zweigleisigen Bahnen auch nur vierzig Züge täglich im Durchschnitt leisten werden, so würde ein Armeekorps mit hundert- unddreißig Zügen dreiein viertel Tag, eine Kavalleriedivision mit fünfundzwanzig Zügen fünfachtel Tage, eine Reservedivision mit achtzig Zügen zwei Tage zum Transport gebrauchen. Das gesamte Feldheer I. Linie würde demnach fünf Tage, das Feldheer II. Linie zwei Tage zum Aufmarsch gebrauchen, so daß am dreizehnten Mobil¬ machungstage der strategische Aufmarsch des ganzen Feldheeres I. und II. Linie vollendet fein kann und am vierzehnten Tage die Operationen gegen die deutsche Armee beginnen werden. Die deutsche Armee muß, wenn die Neutralität von Belgien und der Schweiz gewahrt bleibt — was wir zunächst wohl als sicher voraussetzen können! —, zwischen Diedenhofen und Mülhausen, mit den Hauptkräften sicherlich aber den ftanzösischen Hauptkräften gegenüber, also in der Linie Diedenhofen—Metz—Zabern vorwärts Straßburg, aufmarschieren. Von den zwölf verfügbaren Eisenbahnlinien enden in diesem Raume acht Linien im ersten, zwei Linien einen Tagemarsch weiter im zweiten Treffen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/573>, abgerufen am 06.07.2024.