Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.Die Eigenart der Geschlechter <Lin Problem für Unterricht und Erziehung von Manfred Pollatz ! uns Jahre sind vergangen, seitdem der Bund für Schulreform bei Ein Kampfthema war es also, bei dessen Erörterung sich schon bisher die Die Eigenart der Geschlechter <Lin Problem für Unterricht und Erziehung von Manfred Pollatz ! uns Jahre sind vergangen, seitdem der Bund für Schulreform bei Ein Kampfthema war es also, bei dessen Erörterung sich schon bisher die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0376" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327188"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_326811/figures/grenzboten_341897_326811_327188_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Eigenart der Geschlechter<lb/> <Lin Problem für Unterricht und Erziehung<lb/><note type="byline"> von Manfred Pollatz</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1484"> ! uns Jahre sind vergangen, seitdem der Bund für Schulreform bei<lb/> seiner Gründung sich die Aufgabe stellte, das Schulproblem zu<lb/> I einer Sache aller Volksgenossen zu machen, es hinauszuheben über<lb/> das erstickende Niveau der Schulmeifterzänkereien und des Reform¬<lb/> dilettantismus und in ernster Arbeit zuerst einmal die theoretischen<lb/> Grundlagen zu schaffen, die für jede Art von Schulreform notwendig sind.<lb/> Blicken wir heute zurück auf die bisherigen Tagungen des Bundes, so müssen wir<lb/> anerkennen, daß sie für die Probleme der Jugendkunde und Jugendbildung Er¬<lb/> gebnisse von bleibendem Werte gezeitigt haben. >Jntelligenzvroblem und Arbeits¬<lb/> schule, die Frage nach dem Wesen der Bildung und die aus ihrer Beant¬<lb/> wortung sich ergebenden Forderungen für die Schultypen und die Vorbildung<lb/> auf das Lehramt waren auf den Kongressen in Dresden und München erörtert<lb/> worden, ein viel' stärker umstrittenes Thema stand für die Breslauer Tagung<lb/> in diesem Oktober zur Debatte, die Frage nach dem Unterschied der Geschlechter<lb/> und seiner Bedeutung für die öffentliche Jugenderziehung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1485"> Ein Kampfthema war es also, bei dessen Erörterung sich schon bisher die<lb/> Geister scharf geschieden haben, vielleicht sogar das Schulreformproblem, das<lb/> wie kein anderes in sich die mannigfaltigsten Strömungen zusammenfaßt, die in<lb/> der heutigen Kultur um Einfluß auf die Entwicklung miteinander ringen. Hier<lb/> spielen wirtschaftliche und soziale Fragen hinein, hier muß auch noch einmal<lb/> der leidenschaftliche Kampf um die Frauenbewegung einen Nachklang finden.<lb/> Gerade darin beruht ja das Wesentliche des ganzen Problems, daß es sich bei<lb/> seiner Entscheidung nicht bloß um die wissenschaftliche Festlegung psychologischer<lb/> und physiologischer Tatsachen handelt, sondern daß die Frage nach der Eigenart<lb/> der Geschlechter und der aus ihrer Beantwortung sich ergebenden Neugestaltung<lb/> der Zukunftsschule sofort das heikle Thema von der Zweckbestimmung der männ¬<lb/> lichen und weiblichen Erziehung überhaupt nach sich zieht, und damit wird diese<lb/> Frage eine Kulturfrage im eminentester Sinne des Wortes.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0376]
[Abbildung]
Die Eigenart der Geschlechter
<Lin Problem für Unterricht und Erziehung
von Manfred Pollatz
! uns Jahre sind vergangen, seitdem der Bund für Schulreform bei
seiner Gründung sich die Aufgabe stellte, das Schulproblem zu
I einer Sache aller Volksgenossen zu machen, es hinauszuheben über
das erstickende Niveau der Schulmeifterzänkereien und des Reform¬
dilettantismus und in ernster Arbeit zuerst einmal die theoretischen
Grundlagen zu schaffen, die für jede Art von Schulreform notwendig sind.
Blicken wir heute zurück auf die bisherigen Tagungen des Bundes, so müssen wir
anerkennen, daß sie für die Probleme der Jugendkunde und Jugendbildung Er¬
gebnisse von bleibendem Werte gezeitigt haben. >Jntelligenzvroblem und Arbeits¬
schule, die Frage nach dem Wesen der Bildung und die aus ihrer Beant¬
wortung sich ergebenden Forderungen für die Schultypen und die Vorbildung
auf das Lehramt waren auf den Kongressen in Dresden und München erörtert
worden, ein viel' stärker umstrittenes Thema stand für die Breslauer Tagung
in diesem Oktober zur Debatte, die Frage nach dem Unterschied der Geschlechter
und seiner Bedeutung für die öffentliche Jugenderziehung.
Ein Kampfthema war es also, bei dessen Erörterung sich schon bisher die
Geister scharf geschieden haben, vielleicht sogar das Schulreformproblem, das
wie kein anderes in sich die mannigfaltigsten Strömungen zusammenfaßt, die in
der heutigen Kultur um Einfluß auf die Entwicklung miteinander ringen. Hier
spielen wirtschaftliche und soziale Fragen hinein, hier muß auch noch einmal
der leidenschaftliche Kampf um die Frauenbewegung einen Nachklang finden.
Gerade darin beruht ja das Wesentliche des ganzen Problems, daß es sich bei
seiner Entscheidung nicht bloß um die wissenschaftliche Festlegung psychologischer
und physiologischer Tatsachen handelt, sondern daß die Frage nach der Eigenart
der Geschlechter und der aus ihrer Beantwortung sich ergebenden Neugestaltung
der Zukunftsschule sofort das heikle Thema von der Zweckbestimmung der männ¬
lichen und weiblichen Erziehung überhaupt nach sich zieht, und damit wird diese
Frage eine Kulturfrage im eminentester Sinne des Wortes.
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