Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.Imperialismus und Sozialismus von Ideen bestimmt. Darum wird die Errichtung eines rein materialistischen Wenn daher sozialistische Schriftsteller die Alternative für die Zukunft So kann man aus vielen Gründen voraussagen, daß der Imperialismus Imperialismus und Sozialismus von Ideen bestimmt. Darum wird die Errichtung eines rein materialistischen Wenn daher sozialistische Schriftsteller die Alternative für die Zukunft So kann man aus vielen Gründen voraussagen, daß der Imperialismus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0361" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327173"/> <fw type="header" place="top"> Imperialismus und Sozialismus</fw><lb/> <p xml:id="ID_1436" prev="#ID_1435"> von Ideen bestimmt. Darum wird die Errichtung eines rein materialistischen<lb/> Zieles nur ein Meilenstein sein, den die Weiterentwicklung der Menschheit bald<lb/> briller sich gelassen haben wird. Auch dieses materialistische Zwischenspiel gründete<lb/> !^es auf eine innere Notwendigkeit, auf die wirtschastspolitische Auswirkung der<lb/> individualistischen Weltanschauung. Und ebenso wie der Individualismus über¬<lb/> holt worden ist durch eine neuere Entwicklung, so nutz auch sein Gegenstück,<lb/> der Sozialismus, verschwinden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1437"> Wenn daher sozialistische Schriftsteller die Alternative für die Zukunft<lb/> stellen: Imperialismus oder Sozialismus, so kann die Antwort nicht zweifelhaft sein.<lb/> Ebenso, wie der Imperialismus sich in wirtschafts- und sozialpolitischer Beziehung<lb/> darstellt als eine weitere Entwicklungsstufe gegenüber den, Individualismus und<lb/> Sozialismus, so wird er auch als politisches Ideal den Sozialismus ablösen<lb/> in dem politischen Denken der Masse. Auch hier aus dem Grunde, weil er<lb/> eine höhere Entwicklungsstufe des Denkens darstellt und allein als solche den<lb/> Sieg erringen muß. Er stellt eine höherstehende Weltanschauung dar, denn<lb/> er ist nicht nur eine wirtschaftliche Theorie, die ihren Anhängern erhebliche<lb/> materielle Vorteile verspricht. Er ist keine Klassenpartei, sondern er fordert die<lb/> Mitarbeit aller Stände seiner Nation. Er ist, wie Milner sagt: „not a er^,<lb/> but a creeä", nicht ein Parteischlagwort, sondern ein Glaube. Er ist der<lb/> Ausdruck des Gemeinschaftsgefühls des neuen national und kulturell geeinten<lb/> Staats. Oder, um wieder Milner zu zitieren: „Imperialismus ist der<lb/> Patriotismus eines Weltstaates."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1438"> So kann man aus vielen Gründen voraussagen, daß der Imperialismus<lb/> Sieger bleiben muß, wo auch immer er mit dem Sozialismus zusammenstoßen<lb/> wird. Das sollte eine Mahnung sein für alle die Völker, deren nationales<lb/> Leben von der verneinenden Kraft des Sozialismus zersetzt wird. Denn nur<lb/> dann kann der Imperialismus den Sozialismus überwinden, wenn er von einem<lb/> ganzen Volk in seinem Gedankeninhalt erfaßt und in seinen Zielen mit aller<lb/> Kraft verfolgt wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361]
Imperialismus und Sozialismus
von Ideen bestimmt. Darum wird die Errichtung eines rein materialistischen
Zieles nur ein Meilenstein sein, den die Weiterentwicklung der Menschheit bald
briller sich gelassen haben wird. Auch dieses materialistische Zwischenspiel gründete
!^es auf eine innere Notwendigkeit, auf die wirtschastspolitische Auswirkung der
individualistischen Weltanschauung. Und ebenso wie der Individualismus über¬
holt worden ist durch eine neuere Entwicklung, so nutz auch sein Gegenstück,
der Sozialismus, verschwinden.
Wenn daher sozialistische Schriftsteller die Alternative für die Zukunft
stellen: Imperialismus oder Sozialismus, so kann die Antwort nicht zweifelhaft sein.
Ebenso, wie der Imperialismus sich in wirtschafts- und sozialpolitischer Beziehung
darstellt als eine weitere Entwicklungsstufe gegenüber den, Individualismus und
Sozialismus, so wird er auch als politisches Ideal den Sozialismus ablösen
in dem politischen Denken der Masse. Auch hier aus dem Grunde, weil er
eine höhere Entwicklungsstufe des Denkens darstellt und allein als solche den
Sieg erringen muß. Er stellt eine höherstehende Weltanschauung dar, denn
er ist nicht nur eine wirtschaftliche Theorie, die ihren Anhängern erhebliche
materielle Vorteile verspricht. Er ist keine Klassenpartei, sondern er fordert die
Mitarbeit aller Stände seiner Nation. Er ist, wie Milner sagt: „not a er^,
but a creeä", nicht ein Parteischlagwort, sondern ein Glaube. Er ist der
Ausdruck des Gemeinschaftsgefühls des neuen national und kulturell geeinten
Staats. Oder, um wieder Milner zu zitieren: „Imperialismus ist der
Patriotismus eines Weltstaates."
So kann man aus vielen Gründen voraussagen, daß der Imperialismus
Sieger bleiben muß, wo auch immer er mit dem Sozialismus zusammenstoßen
wird. Das sollte eine Mahnung sein für alle die Völker, deren nationales
Leben von der verneinenden Kraft des Sozialismus zersetzt wird. Denn nur
dann kann der Imperialismus den Sozialismus überwinden, wenn er von einem
ganzen Volk in seinem Gedankeninhalt erfaßt und in seinen Zielen mit aller
Kraft verfolgt wird.
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