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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Der boue Briof

auch nach deren Reaktivierung im Dienst geblieben. -- Sollten der Einführung
der Frontgehälter für die Offiziere des Garnisondienstes besoldungstechnische
Bedenken entgegenstehen, so müßte wenigstens die Pension diesen noch "im Dienst
stehenden", daher zur Forderung zeitgemäßer Bezüge berechtigten Offiziere nach
neuestem Tarif gezahlt und ihre Stellenzulage pensionsfähig gemacht werden. Vor
allein verlangt es der Vergleich mit obengenannten Unteroffizieren, daß wenigstens
den im Garnisondienst verwandten älteren Hauptleuten ebenso wie jenen die
allmähliche Erreichung des Normalzieles, des Einkommens und der Pension
des Stabsoffiziers -- etwa in pensionsfähigen Dienstalterszulagen -- zugänglich
gemacht wird. Die Lage der Jüngeren dieser Charge im Zivildienst läßt sich
dadurch aufbessern, daß in den Z 24 O. P. G. von 1906 für Hauptleute höhere
Sätze eingeschaltet werden.

Die befürwortete bessere Versorgung der Hauptleute erscheint schon dadurch
gerechtfertigt, daß das Gesetz von 1906 den beim Leutnant ohnehin am leichtesten
möglichen Berufswechsel noch durch besondere Zulagen während der Übergangs¬
zeit begünstigt und Einkommen und Pension des Leutnants etwa verdoppelt hat.
Ferner vergeht kein Jahr, in den: nicht für die immerhin erträglich gestellten
Pensionäre der höheren Chargen neue Versorgungsstellen eingerichtet werden.

Es wäre zu wünschen, daß der Reichstag, der sich, nach den Ausführungen
der Abgeordneten Götting und Hoppe in der Sitzung vom 18. April 1913 zu
schließen, von der Notwendigkeit durchgreifender Änderungen überzeugt zu haben
fcheint, sich unzweideutig zur Bewilligung der für sie erforderlichen Mittel bereit
erklärte. Um größere Summen handelt es sich dabei nicht, zumal, wenn, wie
gefordert, die Auswahl unter den Offizieren hauptsächlich in die Leutnantsjahre
verlegt wird, in denen die Verabschiedung noch keine oder nur eine geringe
Belastung des Pensionsfonds zur Folge hat. und noch damit zu rechnen ist, daß
durch Eintritt des Pensionärs in den Beamtendicnst dessen sonst brachliegende
Kräfte dem Staat erhalten bleiben.

Was zur Lösung dieser für Offizierkorps und Heer wichtigen Frage geschieht,
trägt dazu bei, die enormen Kosten unserer heutigen Rüstung rentabel zu machen.
Die Mehreinstellung so vieler Mannschaften hat die Auswahl unter ihnen ge¬
ringer, den Ersatz weniger gut und seine Ausbildung schwieriger gemacht. Des¬
halb muß, wenn die Leistungen des Heeres nicht zurückgehen sollen, um so mehr
die Leistungsfähigkeit des Offizierkorps gehoben werden. Das aber ist unmöglich,
wenn die heute viel zu große Gefahr, noch dicht vor dem Ziel verabschiedet und
durch eine mangelhafte Versorgung der Not preisgegeben zu werden, Jahr für
Jahr zahlreiche gutgeeignete junge Leute von der Ergreifung des Offizierberufs
abschreckt, wenn stündige Sorge um die ungehinderte Zukunft der Dienstfreudigkeit
und den moralischen Qualitäten des Offizierkorps Abbruch tut und seine im
Ernstfall entscheidende Nervenkraft schon im Frieden aufzehrt.




Der boue Briof

auch nach deren Reaktivierung im Dienst geblieben. — Sollten der Einführung
der Frontgehälter für die Offiziere des Garnisondienstes besoldungstechnische
Bedenken entgegenstehen, so müßte wenigstens die Pension diesen noch „im Dienst
stehenden", daher zur Forderung zeitgemäßer Bezüge berechtigten Offiziere nach
neuestem Tarif gezahlt und ihre Stellenzulage pensionsfähig gemacht werden. Vor
allein verlangt es der Vergleich mit obengenannten Unteroffizieren, daß wenigstens
den im Garnisondienst verwandten älteren Hauptleuten ebenso wie jenen die
allmähliche Erreichung des Normalzieles, des Einkommens und der Pension
des Stabsoffiziers — etwa in pensionsfähigen Dienstalterszulagen — zugänglich
gemacht wird. Die Lage der Jüngeren dieser Charge im Zivildienst läßt sich
dadurch aufbessern, daß in den Z 24 O. P. G. von 1906 für Hauptleute höhere
Sätze eingeschaltet werden.

Die befürwortete bessere Versorgung der Hauptleute erscheint schon dadurch
gerechtfertigt, daß das Gesetz von 1906 den beim Leutnant ohnehin am leichtesten
möglichen Berufswechsel noch durch besondere Zulagen während der Übergangs¬
zeit begünstigt und Einkommen und Pension des Leutnants etwa verdoppelt hat.
Ferner vergeht kein Jahr, in den: nicht für die immerhin erträglich gestellten
Pensionäre der höheren Chargen neue Versorgungsstellen eingerichtet werden.

Es wäre zu wünschen, daß der Reichstag, der sich, nach den Ausführungen
der Abgeordneten Götting und Hoppe in der Sitzung vom 18. April 1913 zu
schließen, von der Notwendigkeit durchgreifender Änderungen überzeugt zu haben
fcheint, sich unzweideutig zur Bewilligung der für sie erforderlichen Mittel bereit
erklärte. Um größere Summen handelt es sich dabei nicht, zumal, wenn, wie
gefordert, die Auswahl unter den Offizieren hauptsächlich in die Leutnantsjahre
verlegt wird, in denen die Verabschiedung noch keine oder nur eine geringe
Belastung des Pensionsfonds zur Folge hat. und noch damit zu rechnen ist, daß
durch Eintritt des Pensionärs in den Beamtendicnst dessen sonst brachliegende
Kräfte dem Staat erhalten bleiben.

Was zur Lösung dieser für Offizierkorps und Heer wichtigen Frage geschieht,
trägt dazu bei, die enormen Kosten unserer heutigen Rüstung rentabel zu machen.
Die Mehreinstellung so vieler Mannschaften hat die Auswahl unter ihnen ge¬
ringer, den Ersatz weniger gut und seine Ausbildung schwieriger gemacht. Des¬
halb muß, wenn die Leistungen des Heeres nicht zurückgehen sollen, um so mehr
die Leistungsfähigkeit des Offizierkorps gehoben werden. Das aber ist unmöglich,
wenn die heute viel zu große Gefahr, noch dicht vor dem Ziel verabschiedet und
durch eine mangelhafte Versorgung der Not preisgegeben zu werden, Jahr für
Jahr zahlreiche gutgeeignete junge Leute von der Ergreifung des Offizierberufs
abschreckt, wenn stündige Sorge um die ungehinderte Zukunft der Dienstfreudigkeit
und den moralischen Qualitäten des Offizierkorps Abbruch tut und seine im
Ernstfall entscheidende Nervenkraft schon im Frieden aufzehrt.




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[0117] Der boue Briof auch nach deren Reaktivierung im Dienst geblieben. — Sollten der Einführung der Frontgehälter für die Offiziere des Garnisondienstes besoldungstechnische Bedenken entgegenstehen, so müßte wenigstens die Pension diesen noch „im Dienst stehenden", daher zur Forderung zeitgemäßer Bezüge berechtigten Offiziere nach neuestem Tarif gezahlt und ihre Stellenzulage pensionsfähig gemacht werden. Vor allein verlangt es der Vergleich mit obengenannten Unteroffizieren, daß wenigstens den im Garnisondienst verwandten älteren Hauptleuten ebenso wie jenen die allmähliche Erreichung des Normalzieles, des Einkommens und der Pension des Stabsoffiziers — etwa in pensionsfähigen Dienstalterszulagen — zugänglich gemacht wird. Die Lage der Jüngeren dieser Charge im Zivildienst läßt sich dadurch aufbessern, daß in den Z 24 O. P. G. von 1906 für Hauptleute höhere Sätze eingeschaltet werden. Die befürwortete bessere Versorgung der Hauptleute erscheint schon dadurch gerechtfertigt, daß das Gesetz von 1906 den beim Leutnant ohnehin am leichtesten möglichen Berufswechsel noch durch besondere Zulagen während der Übergangs¬ zeit begünstigt und Einkommen und Pension des Leutnants etwa verdoppelt hat. Ferner vergeht kein Jahr, in den: nicht für die immerhin erträglich gestellten Pensionäre der höheren Chargen neue Versorgungsstellen eingerichtet werden. Es wäre zu wünschen, daß der Reichstag, der sich, nach den Ausführungen der Abgeordneten Götting und Hoppe in der Sitzung vom 18. April 1913 zu schließen, von der Notwendigkeit durchgreifender Änderungen überzeugt zu haben fcheint, sich unzweideutig zur Bewilligung der für sie erforderlichen Mittel bereit erklärte. Um größere Summen handelt es sich dabei nicht, zumal, wenn, wie gefordert, die Auswahl unter den Offizieren hauptsächlich in die Leutnantsjahre verlegt wird, in denen die Verabschiedung noch keine oder nur eine geringe Belastung des Pensionsfonds zur Folge hat. und noch damit zu rechnen ist, daß durch Eintritt des Pensionärs in den Beamtendicnst dessen sonst brachliegende Kräfte dem Staat erhalten bleiben. Was zur Lösung dieser für Offizierkorps und Heer wichtigen Frage geschieht, trägt dazu bei, die enormen Kosten unserer heutigen Rüstung rentabel zu machen. Die Mehreinstellung so vieler Mannschaften hat die Auswahl unter ihnen ge¬ ringer, den Ersatz weniger gut und seine Ausbildung schwieriger gemacht. Des¬ halb muß, wenn die Leistungen des Heeres nicht zurückgehen sollen, um so mehr die Leistungsfähigkeit des Offizierkorps gehoben werden. Das aber ist unmöglich, wenn die heute viel zu große Gefahr, noch dicht vor dem Ziel verabschiedet und durch eine mangelhafte Versorgung der Not preisgegeben zu werden, Jahr für Jahr zahlreiche gutgeeignete junge Leute von der Ergreifung des Offizierberufs abschreckt, wenn stündige Sorge um die ungehinderte Zukunft der Dienstfreudigkeit und den moralischen Qualitäten des Offizierkorps Abbruch tut und seine im Ernstfall entscheidende Nervenkraft schon im Frieden aufzehrt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/117>, abgerufen am 23.07.2024.