Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Die deutschen Studenten und der deutsch-französische Krieg seiner Neutralität noch in seiner etwaigen Aktion auf die einheitliche Entwicklung Die geplante Versammlung wurde als staatsgefährlich verboten, worauf die Ein späterer Kommers nahm ein unerfreuliches Ende. Eine Rotte nicht¬ In Prag meldeten sich ebenfalls Freiwillige. Aber die staatliche Genehmigung Die beabsichtigten Sammlungen für die Verwundeten haben dagegen an Nun einige Mitteilungen über den wirklichen Anteil der deutschen Studenten¬ In früheren Feldzügen hatten die Studenten in gesonderten Freischaren 248 starben den Heldentod. Von diesen waren allein 63 Leipziger. Keine An Tapferkeit, Ausdauer und Pflichttreue haben es die Studenten den Die deutschen Studenten und der deutsch-französische Krieg seiner Neutralität noch in seiner etwaigen Aktion auf die einheitliche Entwicklung Die geplante Versammlung wurde als staatsgefährlich verboten, worauf die Ein späterer Kommers nahm ein unerfreuliches Ende. Eine Rotte nicht¬ In Prag meldeten sich ebenfalls Freiwillige. Aber die staatliche Genehmigung Die beabsichtigten Sammlungen für die Verwundeten haben dagegen an Nun einige Mitteilungen über den wirklichen Anteil der deutschen Studenten¬ In früheren Feldzügen hatten die Studenten in gesonderten Freischaren 248 starben den Heldentod. Von diesen waren allein 63 Leipziger. Keine An Tapferkeit, Ausdauer und Pflichttreue haben es die Studenten den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0517" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326687"/> <fw type="header" place="top"> Die deutschen Studenten und der deutsch-französische Krieg</fw><lb/> <p xml:id="ID_2500" prev="#ID_2499"> seiner Neutralität noch in seiner etwaigen Aktion auf die einheitliche Entwicklung<lb/> der deutschen Verhältnisse hemmend einwirken.</p><lb/> <p xml:id="ID_2501"> Die geplante Versammlung wurde als staatsgefährlich verboten, worauf die<lb/> Studenten, etwa zweihundert an der Zahl, zu der unverdächtigen Form einer<lb/> „gemütlichen Kneipe" griffen. Mehrere Redner gaben ihren Sympathien für<lb/> Deutschland und den Sieg der deutschen Waffen über den Erbfeind begeisterten<lb/> Ausdruck. Auch die Hoffnung auf die deutsche Einheit wurde schon ausgesprochen.<lb/> „Nicht länger werden die Raben um den Kyffhäuser flattern," sagte ein Redner<lb/> unter großem Jubel der Zuhörer.</p><lb/> <p xml:id="ID_2502"> Ein späterer Kommers nahm ein unerfreuliches Ende. Eine Rotte nicht¬<lb/> deutscher Studenten unterbrach die Redner, riß die deutschen Fahnen herunter,<lb/> und in dem Getümmel wurde alles im Lokal kurz und klein geschlagen. Die<lb/> Polizei hob den Kommers auf, und der deutsche Leseverein, der Mittelpunkt der<lb/> deutschen Studentenschaft in Wien, wurde vom Ministerium aufgelöst.</p><lb/> <p xml:id="ID_2503"> In Prag meldeten sich ebenfalls Freiwillige. Aber die staatliche Genehmigung<lb/> wurde natürlich versagt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2504"> Die beabsichtigten Sammlungen für die Verwundeten haben dagegen an<lb/> allen Universitäten stattgefunden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2505"> Nun einige Mitteilungen über den wirklichen Anteil der deutschen Studenten¬<lb/> schaft am Kriege.</p><lb/> <p xml:id="ID_2506"> In früheren Feldzügen hatten die Studenten in gesonderten Freischaren<lb/> gekämpft, und auch jetzt war, wie wir sahen, in München ähnliches beabsichtigt.<lb/> Es ist aber nirgends dazu gekommen. Schulter an Schulter mit der übrigen<lb/> wehrfähigen deutschen Jugend sind die Studenten hinausgezogen als Kom¬<lb/> battanten, Ärzte und Krankenpfleger, Feld- und Lazarettgeistliche. In allen<lb/> Regimentern waren sie vertreten, und alle Gruppen der Studentenschaft, Korps¬<lb/> studenten, Burschenschafter, Landsmannschafter, Wingolfiten, katholische Ver¬<lb/> bindungsstudenten und Finken, nahmen teil. Die größte Universität. Berlin,<lb/> stellte über 500. die kleinste, Rostock, 59 Teilnehmer. Von den 13 765 im<lb/> Sommersemester 1870 immatrikulierten Studenten haben sich 4510 beteiligt.<lb/> Von den Greifswaldern und Kielern zog die Hälfte, von den Heidelbergern der<lb/> dritte Teil ins Feld.</p><lb/> <p xml:id="ID_2507"> 248 starben den Heldentod. Von diesen waren allein 63 Leipziger. Keine<lb/> Hochschule ist von Opfern verschont geblieben. Zu Ehren der Gefallenen wurden<lb/> überall eherne Gedenktafeln angebracht, die ihre Namen der Erinnerung erhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2508"> An Tapferkeit, Ausdauer und Pflichttreue haben es die Studenten den<lb/> besten ihrer Mitkämpfer gleichgetan. Von den Hallischen erwarben z. B. 26<lb/> das eiserne Kreuz, und in Göttingen konnte bei dem allgemeinen Kommerse zu<lb/> Ehren der aus dem Felde heimgekehrten Kommilitonen am 15. Juli 1871 der<lb/> Prorektor den gesamten Ausschuß der Studentenschaft aus Rittern des eisernen<lb/> Kreuzes zusammensetzen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0517]
Die deutschen Studenten und der deutsch-französische Krieg
seiner Neutralität noch in seiner etwaigen Aktion auf die einheitliche Entwicklung
der deutschen Verhältnisse hemmend einwirken.
Die geplante Versammlung wurde als staatsgefährlich verboten, worauf die
Studenten, etwa zweihundert an der Zahl, zu der unverdächtigen Form einer
„gemütlichen Kneipe" griffen. Mehrere Redner gaben ihren Sympathien für
Deutschland und den Sieg der deutschen Waffen über den Erbfeind begeisterten
Ausdruck. Auch die Hoffnung auf die deutsche Einheit wurde schon ausgesprochen.
„Nicht länger werden die Raben um den Kyffhäuser flattern," sagte ein Redner
unter großem Jubel der Zuhörer.
Ein späterer Kommers nahm ein unerfreuliches Ende. Eine Rotte nicht¬
deutscher Studenten unterbrach die Redner, riß die deutschen Fahnen herunter,
und in dem Getümmel wurde alles im Lokal kurz und klein geschlagen. Die
Polizei hob den Kommers auf, und der deutsche Leseverein, der Mittelpunkt der
deutschen Studentenschaft in Wien, wurde vom Ministerium aufgelöst.
In Prag meldeten sich ebenfalls Freiwillige. Aber die staatliche Genehmigung
wurde natürlich versagt.
Die beabsichtigten Sammlungen für die Verwundeten haben dagegen an
allen Universitäten stattgefunden.
Nun einige Mitteilungen über den wirklichen Anteil der deutschen Studenten¬
schaft am Kriege.
In früheren Feldzügen hatten die Studenten in gesonderten Freischaren
gekämpft, und auch jetzt war, wie wir sahen, in München ähnliches beabsichtigt.
Es ist aber nirgends dazu gekommen. Schulter an Schulter mit der übrigen
wehrfähigen deutschen Jugend sind die Studenten hinausgezogen als Kom¬
battanten, Ärzte und Krankenpfleger, Feld- und Lazarettgeistliche. In allen
Regimentern waren sie vertreten, und alle Gruppen der Studentenschaft, Korps¬
studenten, Burschenschafter, Landsmannschafter, Wingolfiten, katholische Ver¬
bindungsstudenten und Finken, nahmen teil. Die größte Universität. Berlin,
stellte über 500. die kleinste, Rostock, 59 Teilnehmer. Von den 13 765 im
Sommersemester 1870 immatrikulierten Studenten haben sich 4510 beteiligt.
Von den Greifswaldern und Kielern zog die Hälfte, von den Heidelbergern der
dritte Teil ins Feld.
248 starben den Heldentod. Von diesen waren allein 63 Leipziger. Keine
Hochschule ist von Opfern verschont geblieben. Zu Ehren der Gefallenen wurden
überall eherne Gedenktafeln angebracht, die ihre Namen der Erinnerung erhalten.
An Tapferkeit, Ausdauer und Pflichttreue haben es die Studenten den
besten ihrer Mitkämpfer gleichgetan. Von den Hallischen erwarben z. B. 26
das eiserne Kreuz, und in Göttingen konnte bei dem allgemeinen Kommerse zu
Ehren der aus dem Felde heimgekehrten Kommilitonen am 15. Juli 1871 der
Prorektor den gesamten Ausschuß der Studentenschaft aus Rittern des eisernen
Kreuzes zusammensetzen.
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