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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.

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Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung

Gleichwie in anderen Ländern wurden in Dänemark die ehemaligen Zünfte
nicht gewaltsam aufgelöst, sondern die Gesellenkorporationen entwickelten sich
allmählich zu Fachvereinen (in Dänemark Fachsektionen, Fachabteilungen ge¬
nannt). Die heutige Gestaltung der Zentralisation in dem "of ZamvirKsnäs
I^korbunä i OanmarK" datiert vom Jahre 1898. Größere Vereinigungen
innerhalb der Zentralisation sind der "Fachverband der Arbeitsleute" (unge¬
lernte Arbeiter) mit 1900: 27 644 und 1910: 30000, der "Dänische Schmiede-
und Maschinenarbeiterverband" mit 1900: 7444 und 1910: 10000 Mit¬
gliedern, der "Dänische Maurerfachverband" mit 1900: 5488 und 1910: 5083
Mitgliedern usw.

Mit Ausnahme der im Jahre 1846 gegründeten "Typographischen Ver¬
einigung" in Stockholm, datieren die Arbeiterfachvereine Schwedens erst seit
dem Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Am 1. April 1899
wurde eine Zentrale "die Landesorganisation" ins Leben gerufen. Größere
Vereinigungen innerhalb der Zentralisation sind der im Jahre 1889 gegründete
"Schwedische Eisen- und Metallarbeiterverband" mit 1901: 14651 und 1911:
23 704 Mitgliedern, der "Schwedische Grob- und Fabrikarbeiterverband" mit
1903: 5519 und 1911: 12223 Mitgliedern, der "Schwedische Holzarbeiter¬
verband" mit 1903: 5023 und 1911: 6264 Mitgliedern usw.

Die moderne norwegische Gewerkschaftsbewegung stammt aus dem Jahre
1882. Im Jahre 1899 wurde in der "Landesorganisation" eine Zentralisation
geschaffen. Größere Vereinigungen sind hier der "Norwegische Eisen- und Metall¬
arbeiterverband" mit 1904: 4777 und 1911: 9326 Mitgliedern, der "Norwegische
Holzarbeiterverband" mit 1904: 310 und 1911: 2700 Mitgliedern usw.

Außerhalb den Gewerkschaftszentralen bestehen dann in den drei skandina¬
vischen Reichen noch eine Reihe unabhängiger Fachverbände, von denen die
bedeutendsten der "Dänische Klempnerverband" mit 1910: 11000 Mitgliedern,
der "Eisenbahnerverband" mit 1910: 5225 Mitgliedern, der "Dänische Brauerei¬
arbeiterverband" mit 1910: 3338 Mitgliedern u. a. mehr sind.

Während z. B. die englischen Arbeiterorganisationen infolge der großen
Kämpfe der letzten Jahre eine beträchtliche Steigerung der Mitgliederzahlen
zu verzeichnen hatten, ist in Dänemark und Schweden die Zahl der organisierten
Arbeiter durch die Streikbewegungen der Jahre 1908 und 1910 und durch
die entschlossene Aussperrungstaktik der Unternehmer dezimiert worden. So fiel
die Zahl drr der Landesorganisation in Schweden angeschlossenen Mitglieder
von 188284 im Jahre 1907 auf 81000 im Jahre 1911.

Nach dem Berichte des dänischen Gewerkschaftskongresses im Januar 1912
zu Kopenhagen hat sich die skandinavische Arbeiterbewegung zurzeit mit dem
in Frankreich entstandenen Syndikalismus herumzuschlagen. Auf der Tages¬
ordnung dominierte: Propaganda für die moderne Kampfestaktik und zwar
durch plötzliche Streikbewegungen, Obstruktion, Sabotage und gemeinsame
Boykottierung u. a. mehr.


Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung

Gleichwie in anderen Ländern wurden in Dänemark die ehemaligen Zünfte
nicht gewaltsam aufgelöst, sondern die Gesellenkorporationen entwickelten sich
allmählich zu Fachvereinen (in Dänemark Fachsektionen, Fachabteilungen ge¬
nannt). Die heutige Gestaltung der Zentralisation in dem „of ZamvirKsnäs
I^korbunä i OanmarK" datiert vom Jahre 1898. Größere Vereinigungen
innerhalb der Zentralisation sind der „Fachverband der Arbeitsleute" (unge¬
lernte Arbeiter) mit 1900: 27 644 und 1910: 30000, der „Dänische Schmiede-
und Maschinenarbeiterverband" mit 1900: 7444 und 1910: 10000 Mit¬
gliedern, der „Dänische Maurerfachverband" mit 1900: 5488 und 1910: 5083
Mitgliedern usw.

Mit Ausnahme der im Jahre 1846 gegründeten „Typographischen Ver¬
einigung" in Stockholm, datieren die Arbeiterfachvereine Schwedens erst seit
dem Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Am 1. April 1899
wurde eine Zentrale „die Landesorganisation" ins Leben gerufen. Größere
Vereinigungen innerhalb der Zentralisation sind der im Jahre 1889 gegründete
„Schwedische Eisen- und Metallarbeiterverband" mit 1901: 14651 und 1911:
23 704 Mitgliedern, der „Schwedische Grob- und Fabrikarbeiterverband" mit
1903: 5519 und 1911: 12223 Mitgliedern, der „Schwedische Holzarbeiter¬
verband" mit 1903: 5023 und 1911: 6264 Mitgliedern usw.

Die moderne norwegische Gewerkschaftsbewegung stammt aus dem Jahre
1882. Im Jahre 1899 wurde in der „Landesorganisation" eine Zentralisation
geschaffen. Größere Vereinigungen sind hier der „Norwegische Eisen- und Metall¬
arbeiterverband" mit 1904: 4777 und 1911: 9326 Mitgliedern, der „Norwegische
Holzarbeiterverband" mit 1904: 310 und 1911: 2700 Mitgliedern usw.

Außerhalb den Gewerkschaftszentralen bestehen dann in den drei skandina¬
vischen Reichen noch eine Reihe unabhängiger Fachverbände, von denen die
bedeutendsten der „Dänische Klempnerverband" mit 1910: 11000 Mitgliedern,
der „Eisenbahnerverband" mit 1910: 5225 Mitgliedern, der „Dänische Brauerei¬
arbeiterverband" mit 1910: 3338 Mitgliedern u. a. mehr sind.

Während z. B. die englischen Arbeiterorganisationen infolge der großen
Kämpfe der letzten Jahre eine beträchtliche Steigerung der Mitgliederzahlen
zu verzeichnen hatten, ist in Dänemark und Schweden die Zahl der organisierten
Arbeiter durch die Streikbewegungen der Jahre 1908 und 1910 und durch
die entschlossene Aussperrungstaktik der Unternehmer dezimiert worden. So fiel
die Zahl drr der Landesorganisation in Schweden angeschlossenen Mitglieder
von 188284 im Jahre 1907 auf 81000 im Jahre 1911.

Nach dem Berichte des dänischen Gewerkschaftskongresses im Januar 1912
zu Kopenhagen hat sich die skandinavische Arbeiterbewegung zurzeit mit dem
in Frankreich entstandenen Syndikalismus herumzuschlagen. Auf der Tages¬
ordnung dominierte: Propaganda für die moderne Kampfestaktik und zwar
durch plötzliche Streikbewegungen, Obstruktion, Sabotage und gemeinsame
Boykottierung u. a. mehr.


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[0035] Zur Geschichte der modernen Arbeiterbewegung Gleichwie in anderen Ländern wurden in Dänemark die ehemaligen Zünfte nicht gewaltsam aufgelöst, sondern die Gesellenkorporationen entwickelten sich allmählich zu Fachvereinen (in Dänemark Fachsektionen, Fachabteilungen ge¬ nannt). Die heutige Gestaltung der Zentralisation in dem „of ZamvirKsnäs I^korbunä i OanmarK" datiert vom Jahre 1898. Größere Vereinigungen innerhalb der Zentralisation sind der „Fachverband der Arbeitsleute" (unge¬ lernte Arbeiter) mit 1900: 27 644 und 1910: 30000, der „Dänische Schmiede- und Maschinenarbeiterverband" mit 1900: 7444 und 1910: 10000 Mit¬ gliedern, der „Dänische Maurerfachverband" mit 1900: 5488 und 1910: 5083 Mitgliedern usw. Mit Ausnahme der im Jahre 1846 gegründeten „Typographischen Ver¬ einigung" in Stockholm, datieren die Arbeiterfachvereine Schwedens erst seit dem Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Am 1. April 1899 wurde eine Zentrale „die Landesorganisation" ins Leben gerufen. Größere Vereinigungen innerhalb der Zentralisation sind der im Jahre 1889 gegründete „Schwedische Eisen- und Metallarbeiterverband" mit 1901: 14651 und 1911: 23 704 Mitgliedern, der „Schwedische Grob- und Fabrikarbeiterverband" mit 1903: 5519 und 1911: 12223 Mitgliedern, der „Schwedische Holzarbeiter¬ verband" mit 1903: 5023 und 1911: 6264 Mitgliedern usw. Die moderne norwegische Gewerkschaftsbewegung stammt aus dem Jahre 1882. Im Jahre 1899 wurde in der „Landesorganisation" eine Zentralisation geschaffen. Größere Vereinigungen sind hier der „Norwegische Eisen- und Metall¬ arbeiterverband" mit 1904: 4777 und 1911: 9326 Mitgliedern, der „Norwegische Holzarbeiterverband" mit 1904: 310 und 1911: 2700 Mitgliedern usw. Außerhalb den Gewerkschaftszentralen bestehen dann in den drei skandina¬ vischen Reichen noch eine Reihe unabhängiger Fachverbände, von denen die bedeutendsten der „Dänische Klempnerverband" mit 1910: 11000 Mitgliedern, der „Eisenbahnerverband" mit 1910: 5225 Mitgliedern, der „Dänische Brauerei¬ arbeiterverband" mit 1910: 3338 Mitgliedern u. a. mehr sind. Während z. B. die englischen Arbeiterorganisationen infolge der großen Kämpfe der letzten Jahre eine beträchtliche Steigerung der Mitgliederzahlen zu verzeichnen hatten, ist in Dänemark und Schweden die Zahl der organisierten Arbeiter durch die Streikbewegungen der Jahre 1908 und 1910 und durch die entschlossene Aussperrungstaktik der Unternehmer dezimiert worden. So fiel die Zahl drr der Landesorganisation in Schweden angeschlossenen Mitglieder von 188284 im Jahre 1907 auf 81000 im Jahre 1911. Nach dem Berichte des dänischen Gewerkschaftskongresses im Januar 1912 zu Kopenhagen hat sich die skandinavische Arbeiterbewegung zurzeit mit dem in Frankreich entstandenen Syndikalismus herumzuschlagen. Auf der Tages¬ ordnung dominierte: Propaganda für die moderne Kampfestaktik und zwar durch plötzliche Streikbewegungen, Obstruktion, Sabotage und gemeinsame Boykottierung u. a. mehr.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326169/35>, abgerufen am 27.12.2024.