Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.Me dem Kaiser auf Reisen Anker geworfen. Auch hier waren wieder zahlreiche Einwohner insbesondere Zwischen 2 und 3 Uhr morgens (18. Juli) erschien der Kaiser mit den Während bis dahin auf Anordnung Sr. Majestät während der Reise ver¬ Um 2 Uhr fuhr die Jacht in den Lyngenfjord. In schneller Folge Me dem Kaiser auf Reisen Anker geworfen. Auch hier waren wieder zahlreiche Einwohner insbesondere Zwischen 2 und 3 Uhr morgens (18. Juli) erschien der Kaiser mit den Während bis dahin auf Anordnung Sr. Majestät während der Reise ver¬ Um 2 Uhr fuhr die Jacht in den Lyngenfjord. In schneller Folge <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0616" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326136"/> <fw type="header" place="top"> Me dem Kaiser auf Reisen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2920" prev="#ID_2919"> Anker geworfen. Auch hier waren wieder zahlreiche Einwohner insbesondere<lb/> auf der hinter der Stadt sich erhebenden Höhe sichtbar, welche mit Interesse<lb/> das Kaiserschiff betrachteten. Nach einstündigem Aufenthalt wurde die Fahrt<lb/> nach dem Endziel der Reise, dem Nordkap, angetreten. In fünf Stunden<lb/> waren die sechzig Seemeilen, welche Hammerfest vom Nordkap trennen, von<lb/> der kaiserlichen Jacht zurückgelegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2921"> Zwischen 2 und 3 Uhr morgens (18. Juli) erschien der Kaiser mit den<lb/> Herren des Gefolges an Bord, um den felsigen Abfall der Insel Magger Oe<lb/> zu betrachten. Die ganze nördliche Seite dieser Insel bildet eine Reihe von<lb/> fast senkrecht in das Meer abfallenden, nasenähnlich vorspringenden Felswänden<lb/> von etwa tausend Fuß Höhe. Einer dieser Felsen ist das Nordkap. Schon<lb/> seit einiger Zeit hatte bedenkliches Stampfen des Schiffes das Einsetzen einer<lb/> starken Dünung angekündigt und das Schiff fuhr ziemlich stark schwankend in<lb/> einer Entfernung von etwa zwei Seemeilen am Nordkap vorüber. Unterdessen<lb/> hatte aber der scharfe Ostwind die Wolken zerstreut. Das Wetter fing an sich<lb/> aufzuklären und der Kaiser konnte an Bord sich voll dem herrlichen Anblick des<lb/> wilden Felsgestades hingeben. Die Temperatur war inzwischen auf 5 Grad<lb/> Reaumur gefallen. Dicht über dem Nordkap wendete die „Hohenzollern", fuhr<lb/> eine kurze Strecke hinaus in das Polarmeer und richtete dann den Kurs heim¬<lb/> wärts. Nach etwa einer Stunde Fahrt ließ die Dünung nach, die See staute<lb/> ab und Se. Majestät begab sich nochmals zur Ruhe. Als der Kaiser um<lb/> 10 Uhr wieder an Deck erschien, beleuchtete Heller Sonnenschein die ferne Kette<lb/> der Berge. Hammerfest lag bereits hinter dem Schiff und die Fahrt ging<lb/> längere Zeit wieder zurück durch die schon von der Hinreise bekannte Gegend.</p><lb/> <p xml:id="ID_2922"> Während bis dahin auf Anordnung Sr. Majestät während der Reise ver¬<lb/> schiedene Exerzitien an Bord der „Hohenzollern" stattgefunden hatten, ließ dies¬<lb/> mal Se. Majestät einige Manöver durch den „Greif" ausführen und letzteren<lb/> auch im Feuer exerzieren. Se. Majestät folgte mit gespannter Aufmerksamkeit<lb/> vom Heat der „Hohenzollern" aus den eleganten und schnellen Evolutionen des<lb/> schlanken Avisos.</p><lb/> <p xml:id="ID_2923" next="#ID_2924"> Um 2 Uhr fuhr die Jacht in den Lyngenfjord. In schneller Folge<lb/> wechselten rechts und links alpine Bilder von überraschender Schönheit und<lb/> zahlreiche Gletscher strebten dem Meere zu. So ging die Fahrt bis Lungen<lb/> Eide, wo gewendet wurde, um gegen 7 Uhr bei Karlsö am Ausgang des den<lb/> Lyngenfjord benachbarten Ulfsfjord gerade auf dem 70. Breitengrade vor Anker<lb/> zu gehen. Unmittelbar nach Ankunft vor Karlsö begab sich Se. Majestät an<lb/> Land und unternahm einen Spaziergang nach der Anhöhe Hvidten, die nach<lb/> etwa einstündigem Marsch erreicht wurde. Der Weg führte zunächst über Moor¬<lb/> grund und nasse Wiesen, dann über rollendes Gestein bis auf das felsige<lb/> Plateau. Von hier aus hat man eine wunderbare Rundsicht auf hohe Schnee¬<lb/> berge, die Ausgänge der beiden Fjords und im Hintergrunde das offene Meer.<lb/> Das Panorama läßt sich da am besten noch mit demjenigen des Rigi vergleichen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0616]
Me dem Kaiser auf Reisen
Anker geworfen. Auch hier waren wieder zahlreiche Einwohner insbesondere
auf der hinter der Stadt sich erhebenden Höhe sichtbar, welche mit Interesse
das Kaiserschiff betrachteten. Nach einstündigem Aufenthalt wurde die Fahrt
nach dem Endziel der Reise, dem Nordkap, angetreten. In fünf Stunden
waren die sechzig Seemeilen, welche Hammerfest vom Nordkap trennen, von
der kaiserlichen Jacht zurückgelegt.
Zwischen 2 und 3 Uhr morgens (18. Juli) erschien der Kaiser mit den
Herren des Gefolges an Bord, um den felsigen Abfall der Insel Magger Oe
zu betrachten. Die ganze nördliche Seite dieser Insel bildet eine Reihe von
fast senkrecht in das Meer abfallenden, nasenähnlich vorspringenden Felswänden
von etwa tausend Fuß Höhe. Einer dieser Felsen ist das Nordkap. Schon
seit einiger Zeit hatte bedenkliches Stampfen des Schiffes das Einsetzen einer
starken Dünung angekündigt und das Schiff fuhr ziemlich stark schwankend in
einer Entfernung von etwa zwei Seemeilen am Nordkap vorüber. Unterdessen
hatte aber der scharfe Ostwind die Wolken zerstreut. Das Wetter fing an sich
aufzuklären und der Kaiser konnte an Bord sich voll dem herrlichen Anblick des
wilden Felsgestades hingeben. Die Temperatur war inzwischen auf 5 Grad
Reaumur gefallen. Dicht über dem Nordkap wendete die „Hohenzollern", fuhr
eine kurze Strecke hinaus in das Polarmeer und richtete dann den Kurs heim¬
wärts. Nach etwa einer Stunde Fahrt ließ die Dünung nach, die See staute
ab und Se. Majestät begab sich nochmals zur Ruhe. Als der Kaiser um
10 Uhr wieder an Deck erschien, beleuchtete Heller Sonnenschein die ferne Kette
der Berge. Hammerfest lag bereits hinter dem Schiff und die Fahrt ging
längere Zeit wieder zurück durch die schon von der Hinreise bekannte Gegend.
Während bis dahin auf Anordnung Sr. Majestät während der Reise ver¬
schiedene Exerzitien an Bord der „Hohenzollern" stattgefunden hatten, ließ dies¬
mal Se. Majestät einige Manöver durch den „Greif" ausführen und letzteren
auch im Feuer exerzieren. Se. Majestät folgte mit gespannter Aufmerksamkeit
vom Heat der „Hohenzollern" aus den eleganten und schnellen Evolutionen des
schlanken Avisos.
Um 2 Uhr fuhr die Jacht in den Lyngenfjord. In schneller Folge
wechselten rechts und links alpine Bilder von überraschender Schönheit und
zahlreiche Gletscher strebten dem Meere zu. So ging die Fahrt bis Lungen
Eide, wo gewendet wurde, um gegen 7 Uhr bei Karlsö am Ausgang des den
Lyngenfjord benachbarten Ulfsfjord gerade auf dem 70. Breitengrade vor Anker
zu gehen. Unmittelbar nach Ankunft vor Karlsö begab sich Se. Majestät an
Land und unternahm einen Spaziergang nach der Anhöhe Hvidten, die nach
etwa einstündigem Marsch erreicht wurde. Der Weg führte zunächst über Moor¬
grund und nasse Wiesen, dann über rollendes Gestein bis auf das felsige
Plateau. Von hier aus hat man eine wunderbare Rundsicht auf hohe Schnee¬
berge, die Ausgänge der beiden Fjords und im Hintergrunde das offene Meer.
Das Panorama läßt sich da am besten noch mit demjenigen des Rigi vergleichen.
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