Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Mit dem Kaiser auf Reisen

großartige Bild durch einen der Herren seines Gefolges photographisch fixieren
und zeichneten dann seinen Namen in den charakteristischen Schriftzügen ins
Fremdenbuch ein. Dann ging die Fahrt wieder talwärts und nach einer Ab¬
wesenheit von vier Stunden brachte die kaiserliche Galeere den hohen Reisenden
von Gudvangen wieder an Bord S. M. Jacht "Hohenzollern".

Als die Galeere, die Se. Majestät bestiegen hatten, langseits eines gleich¬
falls bei Gudvangen liegenden Vergnügungsdampfers mit etwa 150 Engländern
und Engländerinnen an Bord -- denselben, denen Se. Majestät bei Stalheim
begegnet war -- dahinfuhr, erscholl weithin ein dreimaliges "Hip, Hip, Hurra!"
Gleich nach Ankunft Sr. Majestät an Bord lichtete die "Hohenzollern" den Anker
und die Fahrt ging wieder zurück durch den wildprächtigen Näro- und Aurlands-
fjord. Zunächst begegnete die "Hohenzollern" der nach Telegrammen an die
nächstgelegene Telegraphenstation ausgesandten Dampfpinasse, welche deren auch
mehrere zurückbrachte.

Überhaupt ist der telegraphische Verkehr Sr. Majestät mit der Heimat so¬
wohl in Privat- wie in Staatsangelegenheiten ein äußerst lebhafter, begünstigt
durch die große Ausdehnung des norwegischen Telegraphennetzes und das liebens¬
würdige Entgegenkommen der norwegischen Regierung, welche eine ganz un¬
gewöhnliche Schnelligkeit in der Beförderung der Telegramme veranlaßt hat.

Der Kaiser saß während der Fahrt oben auf dem Radkasten, um nochmals
all die wilde Schönheit des düsteren Närö- und Aurlandsfjord zu bewundern.

Verschiedene, hoch mit abgehauenen Zweigen beladene Boote belebten das
Wasser; unter ihnen wurde auch eines jener primitiven Fahrzeuge sichtbar,
deren sich die Fischer in diesen Gegenden teilweise noch bedienen und deren
Segel aus einfachem Flechtwerk von belaubten Zweigen bestehen.

Nach etwa zweistündiger Fahrt kam die "Hohenzollern" in südöstlicher Richtung
in den Lärdalsfjord einbiegend vor dem Flecken Lärdalsören vor Anker, mitten
in einem ziemlich kreisrunden Becken, das von steilen nur spärlich mit niederem
Buschwerk bewachsenen Felsen umgeben ist. Der Ort lag ziemlich weit vom
Ankerplätze auf angeschwemmtem Lande dicht unter den Felsen der Berge.

In der Bucht erwartete der "Greif" die "Hohenzollern", um die aus Wil-
helmshaven abgeholte Post zu überbringen. Dieselbe brachte für Se. Majestät
reichliche Arbeit, mit welcher der Abend und der folgende Vormittag an Bord
verbracht wurde.

(Fortsetzung folgt)




Mit dem Kaiser auf Reisen

großartige Bild durch einen der Herren seines Gefolges photographisch fixieren
und zeichneten dann seinen Namen in den charakteristischen Schriftzügen ins
Fremdenbuch ein. Dann ging die Fahrt wieder talwärts und nach einer Ab¬
wesenheit von vier Stunden brachte die kaiserliche Galeere den hohen Reisenden
von Gudvangen wieder an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern".

Als die Galeere, die Se. Majestät bestiegen hatten, langseits eines gleich¬
falls bei Gudvangen liegenden Vergnügungsdampfers mit etwa 150 Engländern
und Engländerinnen an Bord — denselben, denen Se. Majestät bei Stalheim
begegnet war — dahinfuhr, erscholl weithin ein dreimaliges „Hip, Hip, Hurra!"
Gleich nach Ankunft Sr. Majestät an Bord lichtete die „Hohenzollern" den Anker
und die Fahrt ging wieder zurück durch den wildprächtigen Näro- und Aurlands-
fjord. Zunächst begegnete die „Hohenzollern" der nach Telegrammen an die
nächstgelegene Telegraphenstation ausgesandten Dampfpinasse, welche deren auch
mehrere zurückbrachte.

Überhaupt ist der telegraphische Verkehr Sr. Majestät mit der Heimat so¬
wohl in Privat- wie in Staatsangelegenheiten ein äußerst lebhafter, begünstigt
durch die große Ausdehnung des norwegischen Telegraphennetzes und das liebens¬
würdige Entgegenkommen der norwegischen Regierung, welche eine ganz un¬
gewöhnliche Schnelligkeit in der Beförderung der Telegramme veranlaßt hat.

Der Kaiser saß während der Fahrt oben auf dem Radkasten, um nochmals
all die wilde Schönheit des düsteren Närö- und Aurlandsfjord zu bewundern.

Verschiedene, hoch mit abgehauenen Zweigen beladene Boote belebten das
Wasser; unter ihnen wurde auch eines jener primitiven Fahrzeuge sichtbar,
deren sich die Fischer in diesen Gegenden teilweise noch bedienen und deren
Segel aus einfachem Flechtwerk von belaubten Zweigen bestehen.

Nach etwa zweistündiger Fahrt kam die „Hohenzollern" in südöstlicher Richtung
in den Lärdalsfjord einbiegend vor dem Flecken Lärdalsören vor Anker, mitten
in einem ziemlich kreisrunden Becken, das von steilen nur spärlich mit niederem
Buschwerk bewachsenen Felsen umgeben ist. Der Ort lag ziemlich weit vom
Ankerplätze auf angeschwemmtem Lande dicht unter den Felsen der Berge.

In der Bucht erwartete der „Greif" die „Hohenzollern", um die aus Wil-
helmshaven abgeholte Post zu überbringen. Dieselbe brachte für Se. Majestät
reichliche Arbeit, mit welcher der Abend und der folgende Vormittag an Bord
verbracht wurde.

(Fortsetzung folgt)




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0578" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326098"/>
          <fw type="header" place="top"> Mit dem Kaiser auf Reisen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2665" prev="#ID_2664"> großartige Bild durch einen der Herren seines Gefolges photographisch fixieren<lb/>
und zeichneten dann seinen Namen in den charakteristischen Schriftzügen ins<lb/>
Fremdenbuch ein. Dann ging die Fahrt wieder talwärts und nach einer Ab¬<lb/>
wesenheit von vier Stunden brachte die kaiserliche Galeere den hohen Reisenden<lb/>
von Gudvangen wieder an Bord S. M. Jacht &#x201E;Hohenzollern".</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2666"> Als die Galeere, die Se. Majestät bestiegen hatten, langseits eines gleich¬<lb/>
falls bei Gudvangen liegenden Vergnügungsdampfers mit etwa 150 Engländern<lb/>
und Engländerinnen an Bord &#x2014; denselben, denen Se. Majestät bei Stalheim<lb/>
begegnet war &#x2014; dahinfuhr, erscholl weithin ein dreimaliges &#x201E;Hip, Hip, Hurra!"<lb/>
Gleich nach Ankunft Sr. Majestät an Bord lichtete die &#x201E;Hohenzollern" den Anker<lb/>
und die Fahrt ging wieder zurück durch den wildprächtigen Näro- und Aurlands-<lb/>
fjord. Zunächst begegnete die &#x201E;Hohenzollern" der nach Telegrammen an die<lb/>
nächstgelegene Telegraphenstation ausgesandten Dampfpinasse, welche deren auch<lb/>
mehrere zurückbrachte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2667"> Überhaupt ist der telegraphische Verkehr Sr. Majestät mit der Heimat so¬<lb/>
wohl in Privat- wie in Staatsangelegenheiten ein äußerst lebhafter, begünstigt<lb/>
durch die große Ausdehnung des norwegischen Telegraphennetzes und das liebens¬<lb/>
würdige Entgegenkommen der norwegischen Regierung, welche eine ganz un¬<lb/>
gewöhnliche Schnelligkeit in der Beförderung der Telegramme veranlaßt hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2668"> Der Kaiser saß während der Fahrt oben auf dem Radkasten, um nochmals<lb/>
all die wilde Schönheit des düsteren Närö- und Aurlandsfjord zu bewundern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2669"> Verschiedene, hoch mit abgehauenen Zweigen beladene Boote belebten das<lb/>
Wasser; unter ihnen wurde auch eines jener primitiven Fahrzeuge sichtbar,<lb/>
deren sich die Fischer in diesen Gegenden teilweise noch bedienen und deren<lb/>
Segel aus einfachem Flechtwerk von belaubten Zweigen bestehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2670"> Nach etwa zweistündiger Fahrt kam die &#x201E;Hohenzollern" in südöstlicher Richtung<lb/>
in den Lärdalsfjord einbiegend vor dem Flecken Lärdalsören vor Anker, mitten<lb/>
in einem ziemlich kreisrunden Becken, das von steilen nur spärlich mit niederem<lb/>
Buschwerk bewachsenen Felsen umgeben ist. Der Ort lag ziemlich weit vom<lb/>
Ankerplätze auf angeschwemmtem Lande dicht unter den Felsen der Berge.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2671"> In der Bucht erwartete der &#x201E;Greif" die &#x201E;Hohenzollern", um die aus Wil-<lb/>
helmshaven abgeholte Post zu überbringen. Dieselbe brachte für Se. Majestät<lb/>
reichliche Arbeit, mit welcher der Abend und der folgende Vormittag an Bord<lb/>
verbracht wurde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2672"> (Fortsetzung folgt)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0578] Mit dem Kaiser auf Reisen großartige Bild durch einen der Herren seines Gefolges photographisch fixieren und zeichneten dann seinen Namen in den charakteristischen Schriftzügen ins Fremdenbuch ein. Dann ging die Fahrt wieder talwärts und nach einer Ab¬ wesenheit von vier Stunden brachte die kaiserliche Galeere den hohen Reisenden von Gudvangen wieder an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern". Als die Galeere, die Se. Majestät bestiegen hatten, langseits eines gleich¬ falls bei Gudvangen liegenden Vergnügungsdampfers mit etwa 150 Engländern und Engländerinnen an Bord — denselben, denen Se. Majestät bei Stalheim begegnet war — dahinfuhr, erscholl weithin ein dreimaliges „Hip, Hip, Hurra!" Gleich nach Ankunft Sr. Majestät an Bord lichtete die „Hohenzollern" den Anker und die Fahrt ging wieder zurück durch den wildprächtigen Näro- und Aurlands- fjord. Zunächst begegnete die „Hohenzollern" der nach Telegrammen an die nächstgelegene Telegraphenstation ausgesandten Dampfpinasse, welche deren auch mehrere zurückbrachte. Überhaupt ist der telegraphische Verkehr Sr. Majestät mit der Heimat so¬ wohl in Privat- wie in Staatsangelegenheiten ein äußerst lebhafter, begünstigt durch die große Ausdehnung des norwegischen Telegraphennetzes und das liebens¬ würdige Entgegenkommen der norwegischen Regierung, welche eine ganz un¬ gewöhnliche Schnelligkeit in der Beförderung der Telegramme veranlaßt hat. Der Kaiser saß während der Fahrt oben auf dem Radkasten, um nochmals all die wilde Schönheit des düsteren Närö- und Aurlandsfjord zu bewundern. Verschiedene, hoch mit abgehauenen Zweigen beladene Boote belebten das Wasser; unter ihnen wurde auch eines jener primitiven Fahrzeuge sichtbar, deren sich die Fischer in diesen Gegenden teilweise noch bedienen und deren Segel aus einfachem Flechtwerk von belaubten Zweigen bestehen. Nach etwa zweistündiger Fahrt kam die „Hohenzollern" in südöstlicher Richtung in den Lärdalsfjord einbiegend vor dem Flecken Lärdalsören vor Anker, mitten in einem ziemlich kreisrunden Becken, das von steilen nur spärlich mit niederem Buschwerk bewachsenen Felsen umgeben ist. Der Ort lag ziemlich weit vom Ankerplätze auf angeschwemmtem Lande dicht unter den Felsen der Berge. In der Bucht erwartete der „Greif" die „Hohenzollern", um die aus Wil- helmshaven abgeholte Post zu überbringen. Dieselbe brachte für Se. Majestät reichliche Arbeit, mit welcher der Abend und der folgende Vormittag an Bord verbracht wurde. (Fortsetzung folgt)

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/578
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/578>, abgerufen am 27.07.2024.