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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Die lvehrstcucrn und die wirtschaftliche Lage

die sein, daß im laufenden Jahr die Übersparung sich um ein Viertel ver¬
mindert. Dieses Viertel wird nun aber nicht im Kasten eingesperrt und der
Volkswirtschaft entzogen, sondern es dient in der Hand des Staates dazu.
Handel und Gewerbe zu unterstützen. Es findet also in der Tat produktive
Verwendung und zwar auch in gesteigerter Form, weil die Zuführung so großer
Summen dem gewerblichen Leben einen gesteigerten Ansporn verleihen wird.

Auf der anderen Seite wäre es freilich ebenso verkehrt, jede Rückwirkung
einer so großen Abgabe auf den Geldmarkt zu leugnen. Es liegt ungefähr das
gleiche Verhältnis vor wie bei einem starken Quartalstermin. Es wird dem
Markt behufs Flüssigmachung der Summen für eine kurze Zeit Geld entzogen,
welches ihm alsbald nachher wieder zuströmt. Handelte es sich darum, den
Milliardenbetrag auf einmal und auf einen bestimmten Termin aufzubringen,
so könnte man wohl angesichts der augenblicklichen Lage des Geldmarktes
Befürchtungen hegen. Allein das ist schon durch den Veranlagungs- und Er¬
hebungsmodus ausgeschlossen. Es bleibt geraume Zeit, sich auf die Aufbringung
dieser Summen einzurichten. Und diese Raten sind, verglichen mit den Bedürf.
Nissen, welche unser Geldmarkt sonst auch in normalen Zeiten zu befriedigen hat,
durchaus nicht so ungeheuerlich. Wird für ein außerordentliches Bedürfnis,
etwa eine große ausländische Anleihe, vorgesorgt, so vollzieht sich die Geld-
beschaffung meist ohne alle Schwierigkeiten. Der Zinsfuß steigt deshalb noch
nicht um Bruchteile eines Prozents. Mit der Aufbringung dieser Steuerbetrage
wird es nicht anders sein.

Wir dürfen also behaupten, daß die Befürchtungen, welche man im Hin-
blick auf diese außerordentliche Steuer zu erwecken und zu nähren versucht hat.
in das Reich der Fabel gehören. Wir dürfen die Gewißheit haben, daß eine
allgemeine Störung des Wirtschaftslebens von der Aufbringung dieser Steuer
nicht 2^""' zu besorgen ist.




Die lvehrstcucrn und die wirtschaftliche Lage

die sein, daß im laufenden Jahr die Übersparung sich um ein Viertel ver¬
mindert. Dieses Viertel wird nun aber nicht im Kasten eingesperrt und der
Volkswirtschaft entzogen, sondern es dient in der Hand des Staates dazu.
Handel und Gewerbe zu unterstützen. Es findet also in der Tat produktive
Verwendung und zwar auch in gesteigerter Form, weil die Zuführung so großer
Summen dem gewerblichen Leben einen gesteigerten Ansporn verleihen wird.

Auf der anderen Seite wäre es freilich ebenso verkehrt, jede Rückwirkung
einer so großen Abgabe auf den Geldmarkt zu leugnen. Es liegt ungefähr das
gleiche Verhältnis vor wie bei einem starken Quartalstermin. Es wird dem
Markt behufs Flüssigmachung der Summen für eine kurze Zeit Geld entzogen,
welches ihm alsbald nachher wieder zuströmt. Handelte es sich darum, den
Milliardenbetrag auf einmal und auf einen bestimmten Termin aufzubringen,
so könnte man wohl angesichts der augenblicklichen Lage des Geldmarktes
Befürchtungen hegen. Allein das ist schon durch den Veranlagungs- und Er¬
hebungsmodus ausgeschlossen. Es bleibt geraume Zeit, sich auf die Aufbringung
dieser Summen einzurichten. Und diese Raten sind, verglichen mit den Bedürf.
Nissen, welche unser Geldmarkt sonst auch in normalen Zeiten zu befriedigen hat,
durchaus nicht so ungeheuerlich. Wird für ein außerordentliches Bedürfnis,
etwa eine große ausländische Anleihe, vorgesorgt, so vollzieht sich die Geld-
beschaffung meist ohne alle Schwierigkeiten. Der Zinsfuß steigt deshalb noch
nicht um Bruchteile eines Prozents. Mit der Aufbringung dieser Steuerbetrage
wird es nicht anders sein.

Wir dürfen also behaupten, daß die Befürchtungen, welche man im Hin-
blick auf diese außerordentliche Steuer zu erwecken und zu nähren versucht hat.
in das Reich der Fabel gehören. Wir dürfen die Gewißheit haben, daß eine
allgemeine Störung des Wirtschaftslebens von der Aufbringung dieser Steuer
nicht 2^""' zu besorgen ist.




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[0057] Die lvehrstcucrn und die wirtschaftliche Lage die sein, daß im laufenden Jahr die Übersparung sich um ein Viertel ver¬ mindert. Dieses Viertel wird nun aber nicht im Kasten eingesperrt und der Volkswirtschaft entzogen, sondern es dient in der Hand des Staates dazu. Handel und Gewerbe zu unterstützen. Es findet also in der Tat produktive Verwendung und zwar auch in gesteigerter Form, weil die Zuführung so großer Summen dem gewerblichen Leben einen gesteigerten Ansporn verleihen wird. Auf der anderen Seite wäre es freilich ebenso verkehrt, jede Rückwirkung einer so großen Abgabe auf den Geldmarkt zu leugnen. Es liegt ungefähr das gleiche Verhältnis vor wie bei einem starken Quartalstermin. Es wird dem Markt behufs Flüssigmachung der Summen für eine kurze Zeit Geld entzogen, welches ihm alsbald nachher wieder zuströmt. Handelte es sich darum, den Milliardenbetrag auf einmal und auf einen bestimmten Termin aufzubringen, so könnte man wohl angesichts der augenblicklichen Lage des Geldmarktes Befürchtungen hegen. Allein das ist schon durch den Veranlagungs- und Er¬ hebungsmodus ausgeschlossen. Es bleibt geraume Zeit, sich auf die Aufbringung dieser Summen einzurichten. Und diese Raten sind, verglichen mit den Bedürf. Nissen, welche unser Geldmarkt sonst auch in normalen Zeiten zu befriedigen hat, durchaus nicht so ungeheuerlich. Wird für ein außerordentliches Bedürfnis, etwa eine große ausländische Anleihe, vorgesorgt, so vollzieht sich die Geld- beschaffung meist ohne alle Schwierigkeiten. Der Zinsfuß steigt deshalb noch nicht um Bruchteile eines Prozents. Mit der Aufbringung dieser Steuerbetrage wird es nicht anders sein. Wir dürfen also behaupten, daß die Befürchtungen, welche man im Hin- blick auf diese außerordentliche Steuer zu erwecken und zu nähren versucht hat. in das Reich der Fabel gehören. Wir dürfen die Gewißheit haben, daß eine allgemeine Störung des Wirtschaftslebens von der Aufbringung dieser Steuer nicht 2^""' zu besorgen ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/57>, abgerufen am 27.07.2024.