Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.^turn Roman v Max Ludwig-T>oben on(Erste Fortsetzung) "Du mußt dich sehen lassen, Mama!" sagte Mara am Bett ihrer Mutter. Im großen Saal unterhielt man sich gruppenweise. "Nämlich!" sagte Graf Woldemar Hahn und machte eine Pause, in der Mara unterbrach ihn. "Gestatten Sie, Graf: Herr Madelung, ein Vetter "Wie interessant!" sagte Graf Woldemar nach der Vorstellung. "Ich habe Mara überließ es den beiden, sich kennen zu lernen und wandte sich den Dort am Kamin saß Herr von Wenkendorff im Gespräch mit Doktor Schlosser "Edles steht mit unserem Herrgott auf dem besten Fuß, Gräfin!" rief der ^turn Roman v Max Ludwig-T>oben on(Erste Fortsetzung) „Du mußt dich sehen lassen, Mama!" sagte Mara am Bett ihrer Mutter. Im großen Saal unterhielt man sich gruppenweise. „Nämlich!" sagte Graf Woldemar Hahn und machte eine Pause, in der Mara unterbrach ihn. „Gestatten Sie, Graf: Herr Madelung, ein Vetter „Wie interessant!" sagte Graf Woldemar nach der Vorstellung. „Ich habe Mara überließ es den beiden, sich kennen zu lernen und wandte sich den Dort am Kamin saß Herr von Wenkendorff im Gespräch mit Doktor Schlosser „Edles steht mit unserem Herrgott auf dem besten Fuß, Gräfin!" rief der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325951"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_325519/figures/grenzboten_341897_325519_325951_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> ^turn<lb/> Roman<lb/> v<note type="byline"> Max Ludwig-T>oben</note> on(Erste Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_1916"> „Du mußt dich sehen lassen, Mama!" sagte Mara am Bett ihrer Mutter.<lb/> „Das Haus ist voller Gäste. Alle fragen nach dir. Jetzt ist auch Schlede-<lb/> hausen gekommen. Du wirst doch deinen alten Verehrer begrüßen!" Und<lb/> wirklich: Baronin Clementine klingelte nach der Jungfer. . .</p><lb/> <p xml:id="ID_1917"> Im großen Saal unterhielt man sich gruppenweise.</p><lb/> <p xml:id="ID_1918"> „Nämlich!" sagte Graf Woldemar Hahn und machte eine Pause, in der<lb/> er seine Nase umständlich mit dem Taschentuch bearbeitete, „nämlich das Volk<lb/> verträgt keine gute Behandlung. Es gibt nämlich Hunde, die auch so sind,<lb/> aber es handelt sich dann um gewöhnliche Rassen. Wirklich edle Tiere brauchen<lb/> keine Peitsche. Das weiß ich nämlich aus eigener Erfahrung..."</p><lb/> <p xml:id="ID_1919"> Mara unterbrach ihn. „Gestatten Sie, Graf: Herr Madelung, ein Vetter<lb/> unserer lieben Frau Pastor, Kunstmaler aus Königsberg."</p><lb/> <p xml:id="ID_1920"> „Wie interessant!" sagte Graf Woldemar nach der Vorstellung. „Ich habe<lb/> mich nämlich von klein auf für die schönen Künste interessiert."</p><lb/> <p xml:id="ID_1921"> Mara überließ es den beiden, sich kennen zu lernen und wandte sich den<lb/> anderen Gästen zu. Seltsam, wer alles heute aus Borküll zusammentraf —<lb/> es war doch ein ganz gewöhnlicher Sonntag!</p><lb/> <p xml:id="ID_1922"> Dort am Kamin saß Herr von Wenkendorff im Gespräch mit Doktor Schlosser<lb/> und Pastor Tannebaum; am runden Sofatisch aber hatte die Gräfin Hahn Platz<lb/> genommen — eine große hagere Erscheinung, mit einer stolzen Hakennase und<lb/> hohen gewölbten Brauen, unter denen ein paar graue kalte Augen hochmütig<lb/> hervorblickten. Neben ihr auf dem Sofa thronte die Gräfin Schildberg, korpulent<lb/> und lebhaft und ließ ihre kleinen listigen Augen im Raume umherstreifen. Sie<lb/> hielt tätschelnd Edles Wenkendorffs Hand gefaßt: „Das geistliche Leben sollten<lb/> Sie doch nicht ganz vernachlässigen, liebes Kind! Kommen Sie doch einmal<lb/> zu meiner Bibelstunde am Donnerstag. In dieser schweren Zeit brauchen wir<lb/> ganz besonders des Herrn Segen!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1923" next="#ID_1924"> „Edles steht mit unserem Herrgott auf dem besten Fuß, Gräfin!" rief der<lb/> alte Wenkendorff vom Kamin herüber. Seine kräftige Stimme brachte die<lb/> Bekehrungsversuche Tante Emerenzias sofort zum Schweigen. „Das Mädel hat</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
[Abbildung]
^turn
Roman
v Max Ludwig-T>oben on(Erste Fortsetzung)
„Du mußt dich sehen lassen, Mama!" sagte Mara am Bett ihrer Mutter.
„Das Haus ist voller Gäste. Alle fragen nach dir. Jetzt ist auch Schlede-
hausen gekommen. Du wirst doch deinen alten Verehrer begrüßen!" Und
wirklich: Baronin Clementine klingelte nach der Jungfer. . .
Im großen Saal unterhielt man sich gruppenweise.
„Nämlich!" sagte Graf Woldemar Hahn und machte eine Pause, in der
er seine Nase umständlich mit dem Taschentuch bearbeitete, „nämlich das Volk
verträgt keine gute Behandlung. Es gibt nämlich Hunde, die auch so sind,
aber es handelt sich dann um gewöhnliche Rassen. Wirklich edle Tiere brauchen
keine Peitsche. Das weiß ich nämlich aus eigener Erfahrung..."
Mara unterbrach ihn. „Gestatten Sie, Graf: Herr Madelung, ein Vetter
unserer lieben Frau Pastor, Kunstmaler aus Königsberg."
„Wie interessant!" sagte Graf Woldemar nach der Vorstellung. „Ich habe
mich nämlich von klein auf für die schönen Künste interessiert."
Mara überließ es den beiden, sich kennen zu lernen und wandte sich den
anderen Gästen zu. Seltsam, wer alles heute aus Borküll zusammentraf —
es war doch ein ganz gewöhnlicher Sonntag!
Dort am Kamin saß Herr von Wenkendorff im Gespräch mit Doktor Schlosser
und Pastor Tannebaum; am runden Sofatisch aber hatte die Gräfin Hahn Platz
genommen — eine große hagere Erscheinung, mit einer stolzen Hakennase und
hohen gewölbten Brauen, unter denen ein paar graue kalte Augen hochmütig
hervorblickten. Neben ihr auf dem Sofa thronte die Gräfin Schildberg, korpulent
und lebhaft und ließ ihre kleinen listigen Augen im Raume umherstreifen. Sie
hielt tätschelnd Edles Wenkendorffs Hand gefaßt: „Das geistliche Leben sollten
Sie doch nicht ganz vernachlässigen, liebes Kind! Kommen Sie doch einmal
zu meiner Bibelstunde am Donnerstag. In dieser schweren Zeit brauchen wir
ganz besonders des Herrn Segen!"
„Edles steht mit unserem Herrgott auf dem besten Fuß, Gräfin!" rief der
alte Wenkendorff vom Kamin herüber. Seine kräftige Stimme brachte die
Bekehrungsversuche Tante Emerenzias sofort zum Schweigen. „Das Mädel hat
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