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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliche? und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Ich bin doch eine Dichternatur, wie ihnen
Gott deren nicht viele gegeben hat, die ich
ihn aber in meinem Todesaugenblick bitten
will, diesem Volke niemals wieder zu be¬
scheren."

Seine an Albernheit grenzende Anerken¬
nungssucht macht uns den Menschen oft fremd.
Schon bei seinen Lebzeiten wurde seine Person
auch von denen verspottet, die seine Werke
willig anerkannten. Als Brandes ihn einst
entschuldigen wollte, er sei ja ein Kind, gab
man ihm zur Antwort: "Ein Kind? Er ist
noch nicht entwöhnt!" Kindlich war er im
guten und bösen Sinne bis zum letzten Augen¬
blick seines Lebens. Die glühende kindliche
Dankbarkeit gegen seine Wohltäter, die naive
alles vergessende Freude über Ruhm und Aus¬
zeichnung läßt uns die Kehrseite dieses kind¬
lichen Gemüts begreifen und verzeihen. Die
deutsche Niederschrift vom Jahre 1346, die
Amelung mit sicherem Takt für die vorliegende
Ausgabe zum Abdruck gewählt hat, zeigt
uns den Andersen, wie wir ihn uns am
liebsten vorstellen mögen: als liebenswürdigen

[Spaltenumbruch]

Plauderer, der es wirklich versteht, "das
Märchen seines Lebens" zu erzählen.

Traugott Friedemann
Volkswirtschaft

Wild, Jagd und Bodenkultur von Geh.
Regierungsrat Prof. Dr. G. Nörig. Neu¬
damm, Verlag von Neumann. Ein vielseitiges
wertvolles Buch, wertvoll für jeden Natur¬
freund, unentbehrlich für den Gutsbesitzer und
Jäger. Der Verfasser behandelt die volks¬
wirtschaftliche Bedeutung der Jagd und der
Jagdtiere und die wechselseitigen Beziehungen,
die zwischen dem Wild und der Land- und
Forstwissenschaft bestehen, so z. B. den Ein¬
fluß der Bodenkultur auf die Fagdtiere, den
Schutz der Kulturpflanzen gegen die Jagd¬
tiere, die Blutauffrischung und Einbürgerung
neuer Wildarten und vieles mehr. Aus dem
statistischen Teil seien einige Zahlen heraus¬
gegriffen, die geeignet scheinen, die volkswirt¬
schaftliche Bedeutung der Jagd ins rechte
Licht zu rücken. Die jährliche Einnahme des
Staates aus dem Erlös der Jagdscheine be-

[Ende Spaltensatz]


Maßgebliche? und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Ich bin doch eine Dichternatur, wie ihnen
Gott deren nicht viele gegeben hat, die ich
ihn aber in meinem Todesaugenblick bitten
will, diesem Volke niemals wieder zu be¬
scheren."

Seine an Albernheit grenzende Anerken¬
nungssucht macht uns den Menschen oft fremd.
Schon bei seinen Lebzeiten wurde seine Person
auch von denen verspottet, die seine Werke
willig anerkannten. Als Brandes ihn einst
entschuldigen wollte, er sei ja ein Kind, gab
man ihm zur Antwort: „Ein Kind? Er ist
noch nicht entwöhnt!" Kindlich war er im
guten und bösen Sinne bis zum letzten Augen¬
blick seines Lebens. Die glühende kindliche
Dankbarkeit gegen seine Wohltäter, die naive
alles vergessende Freude über Ruhm und Aus¬
zeichnung läßt uns die Kehrseite dieses kind¬
lichen Gemüts begreifen und verzeihen. Die
deutsche Niederschrift vom Jahre 1346, die
Amelung mit sicherem Takt für die vorliegende
Ausgabe zum Abdruck gewählt hat, zeigt
uns den Andersen, wie wir ihn uns am
liebsten vorstellen mögen: als liebenswürdigen

[Spaltenumbruch]

Plauderer, der es wirklich versteht, „das
Märchen seines Lebens" zu erzählen.

Traugott Friedemann
Volkswirtschaft

Wild, Jagd und Bodenkultur von Geh.
Regierungsrat Prof. Dr. G. Nörig. Neu¬
damm, Verlag von Neumann. Ein vielseitiges
wertvolles Buch, wertvoll für jeden Natur¬
freund, unentbehrlich für den Gutsbesitzer und
Jäger. Der Verfasser behandelt die volks¬
wirtschaftliche Bedeutung der Jagd und der
Jagdtiere und die wechselseitigen Beziehungen,
die zwischen dem Wild und der Land- und
Forstwissenschaft bestehen, so z. B. den Ein¬
fluß der Bodenkultur auf die Fagdtiere, den
Schutz der Kulturpflanzen gegen die Jagd¬
tiere, die Blutauffrischung und Einbürgerung
neuer Wildarten und vieles mehr. Aus dem
statistischen Teil seien einige Zahlen heraus¬
gegriffen, die geeignet scheinen, die volkswirt¬
schaftliche Bedeutung der Jagd ins rechte
Licht zu rücken. Die jährliche Einnahme des
Staates aus dem Erlös der Jagdscheine be-

[Ende Spaltensatz]


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[0403] Maßgebliche? und Unmaßgebliches Ich bin doch eine Dichternatur, wie ihnen Gott deren nicht viele gegeben hat, die ich ihn aber in meinem Todesaugenblick bitten will, diesem Volke niemals wieder zu be¬ scheren." Seine an Albernheit grenzende Anerken¬ nungssucht macht uns den Menschen oft fremd. Schon bei seinen Lebzeiten wurde seine Person auch von denen verspottet, die seine Werke willig anerkannten. Als Brandes ihn einst entschuldigen wollte, er sei ja ein Kind, gab man ihm zur Antwort: „Ein Kind? Er ist noch nicht entwöhnt!" Kindlich war er im guten und bösen Sinne bis zum letzten Augen¬ blick seines Lebens. Die glühende kindliche Dankbarkeit gegen seine Wohltäter, die naive alles vergessende Freude über Ruhm und Aus¬ zeichnung läßt uns die Kehrseite dieses kind¬ lichen Gemüts begreifen und verzeihen. Die deutsche Niederschrift vom Jahre 1346, die Amelung mit sicherem Takt für die vorliegende Ausgabe zum Abdruck gewählt hat, zeigt uns den Andersen, wie wir ihn uns am liebsten vorstellen mögen: als liebenswürdigen Plauderer, der es wirklich versteht, „das Märchen seines Lebens" zu erzählen. Traugott Friedemann Volkswirtschaft Wild, Jagd und Bodenkultur von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. G. Nörig. Neu¬ damm, Verlag von Neumann. Ein vielseitiges wertvolles Buch, wertvoll für jeden Natur¬ freund, unentbehrlich für den Gutsbesitzer und Jäger. Der Verfasser behandelt die volks¬ wirtschaftliche Bedeutung der Jagd und der Jagdtiere und die wechselseitigen Beziehungen, die zwischen dem Wild und der Land- und Forstwissenschaft bestehen, so z. B. den Ein¬ fluß der Bodenkultur auf die Fagdtiere, den Schutz der Kulturpflanzen gegen die Jagd¬ tiere, die Blutauffrischung und Einbürgerung neuer Wildarten und vieles mehr. Aus dem statistischen Teil seien einige Zahlen heraus¬ gegriffen, die geeignet scheinen, die volkswirt¬ schaftliche Bedeutung der Jagd ins rechte Licht zu rücken. Die jährliche Einnahme des Staates aus dem Erlös der Jagdscheine be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/403>, abgerufen am 21.12.2024.