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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gestellt, daß man mit einiger Zuversicht an das chinesische Geschäft Herangehen
kann. Wie man in den Kreisen der altchinesischen Interessenten denkt, geht am
besten daraus hervor, daß sowohl von Hamburg aus wie von Berlin weit¬
blickende Kaufleute und Industrielle an einer weiteren Ausgestaltung deutsch-
chinesischer Handelseinrichtungen arbeiten, und daß an der Spitze dieser
Bestrebungen Männer wie Exzellenz Fischer, der Vorsitzende des Aufsichtsrates
der Deutsch-asiatischen Bank und Exzellenz von Truppel, der frühere Gouverneur
von Kiautschou stehen. Deutschem Unternehmungsgeist sind somit tatsächlich die
Wege geebnet, es handelt sich nur darum zuzufassen und energisch zu arbeiten.

Die finanzielle Entspannung dürfte wahrscheinlich in nächster Zukunft noch
weitere Kreise erfassen, wenn erst die Vereinbarungen zwischen England und der
Türkei, die gegenwärtig schweben, -- Deutschland hat bisher noch an
keinen Verhandlungen über die Bagdadbahn und Koweit teil¬
G, Li. genommen -- festere Grundlagen gewonnen haben.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Unterrichtswesen

Die Umgestaltung des Seminars für
orientalische Sprache. Im Preußischen Ab¬
geordnetenhause hat in diesem Frühjahr der
Abgeordnete Erzberger den Wunsch geäußert,
es möchte das Orientalische Seminar um¬
gestaltet und zu einer Auslandshochschule
ausgebaut werden. Der Minister hat eine
Prüfung des Wunsches und die Vorlegung
einer Denkschrift in Aussicht gestellt. In
Kürze gesagt handelt es sich dabei um fol¬
gendes: Das Seminar befindet sich gegen¬
wärtig in einer Art Zwitterstellung: Es ist
ein Zwischending zwischen einer Mittelschule
und einer Hochschule. Der ausgesprochene
Wunsch geht dahin, daß es zu einer reinen
Hochschule und zwar zu dem Vertreter eines
besonderen Typus einer solchen entwickelt
werde.

Das Seminar verfolgt in seiner gegen¬
wärtigen Gestalt fast ausschließlich praktische
Zwecke. In erster Linie lehrt es gewisse
Sprachen verstehen und sprechen, gegebenen¬
falls auch lesen und schreiben. Mehr an¬
hangweise gesellt sich dazu die Einführung
in die einschlägigen Realien und die Bei¬

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bringung gewisser praktischer, für den Kolonial¬
dienst wichtiger Kenntnisse und Fertigkeiten.
Die Unterrichtssprachen sind längst nicht
mehr ausschließlich diejenigen des Orients:
außer dem Türkischen, Arabischen, Persischen
und Äthiopischen werden auch die Sprachen
Chinas und Japans sowie für die Zwecke des
Kolonialdienstes eine Anzahl afrikanischer
Sprachen gelehrt. Dazu kommen endlich
verschiedene europäische Sprachen, wie Russisch,
Rumänisch, Neugriechisch, Französisch und
Englisch. Als Schüler für diesen Unterricht
führt das amtliche Vorlesungsverzeichnis nur
zwei Klassen von Personen an: die künftigen
Dolmetscher im Orient und Ostasien und die
künftigen Kolonialbeamten in Afrika. Andere
Klassen von Personen sind nicht geradezu
ausgeschlossen, für die Befriedigung ihrer be¬
sonderen Bedürfnisse sind jedoch im allgemeinen
keine Vorkehrungen getroffen. An sich würden
nämlich zunächst auch die Kaufleute, die ins
Ausland gehen, sowie die künftigen Mitglieder
des Konsulats- und des diplomatischen Dienstes
in Betracht kommen. Aber auch Arzte, Missio¬
nare und Lehrer, die in den Orient, nach
Ostasien oder in die Kolonien gehen wollen,
würden bei einer anderen Art des Unterrichts

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gestellt, daß man mit einiger Zuversicht an das chinesische Geschäft Herangehen
kann. Wie man in den Kreisen der altchinesischen Interessenten denkt, geht am
besten daraus hervor, daß sowohl von Hamburg aus wie von Berlin weit¬
blickende Kaufleute und Industrielle an einer weiteren Ausgestaltung deutsch-
chinesischer Handelseinrichtungen arbeiten, und daß an der Spitze dieser
Bestrebungen Männer wie Exzellenz Fischer, der Vorsitzende des Aufsichtsrates
der Deutsch-asiatischen Bank und Exzellenz von Truppel, der frühere Gouverneur
von Kiautschou stehen. Deutschem Unternehmungsgeist sind somit tatsächlich die
Wege geebnet, es handelt sich nur darum zuzufassen und energisch zu arbeiten.

Die finanzielle Entspannung dürfte wahrscheinlich in nächster Zukunft noch
weitere Kreise erfassen, wenn erst die Vereinbarungen zwischen England und der
Türkei, die gegenwärtig schweben, — Deutschland hat bisher noch an
keinen Verhandlungen über die Bagdadbahn und Koweit teil¬
G, Li. genommen — festere Grundlagen gewonnen haben.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Unterrichtswesen

Die Umgestaltung des Seminars für
orientalische Sprache. Im Preußischen Ab¬
geordnetenhause hat in diesem Frühjahr der
Abgeordnete Erzberger den Wunsch geäußert,
es möchte das Orientalische Seminar um¬
gestaltet und zu einer Auslandshochschule
ausgebaut werden. Der Minister hat eine
Prüfung des Wunsches und die Vorlegung
einer Denkschrift in Aussicht gestellt. In
Kürze gesagt handelt es sich dabei um fol¬
gendes: Das Seminar befindet sich gegen¬
wärtig in einer Art Zwitterstellung: Es ist
ein Zwischending zwischen einer Mittelschule
und einer Hochschule. Der ausgesprochene
Wunsch geht dahin, daß es zu einer reinen
Hochschule und zwar zu dem Vertreter eines
besonderen Typus einer solchen entwickelt
werde.

Das Seminar verfolgt in seiner gegen¬
wärtigen Gestalt fast ausschließlich praktische
Zwecke. In erster Linie lehrt es gewisse
Sprachen verstehen und sprechen, gegebenen¬
falls auch lesen und schreiben. Mehr an¬
hangweise gesellt sich dazu die Einführung
in die einschlägigen Realien und die Bei¬

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bringung gewisser praktischer, für den Kolonial¬
dienst wichtiger Kenntnisse und Fertigkeiten.
Die Unterrichtssprachen sind längst nicht
mehr ausschließlich diejenigen des Orients:
außer dem Türkischen, Arabischen, Persischen
und Äthiopischen werden auch die Sprachen
Chinas und Japans sowie für die Zwecke des
Kolonialdienstes eine Anzahl afrikanischer
Sprachen gelehrt. Dazu kommen endlich
verschiedene europäische Sprachen, wie Russisch,
Rumänisch, Neugriechisch, Französisch und
Englisch. Als Schüler für diesen Unterricht
führt das amtliche Vorlesungsverzeichnis nur
zwei Klassen von Personen an: die künftigen
Dolmetscher im Orient und Ostasien und die
künftigen Kolonialbeamten in Afrika. Andere
Klassen von Personen sind nicht geradezu
ausgeschlossen, für die Befriedigung ihrer be¬
sonderen Bedürfnisse sind jedoch im allgemeinen
keine Vorkehrungen getroffen. An sich würden
nämlich zunächst auch die Kaufleute, die ins
Ausland gehen, sowie die künftigen Mitglieder
des Konsulats- und des diplomatischen Dienstes
in Betracht kommen. Aber auch Arzte, Missio¬
nare und Lehrer, die in den Orient, nach
Ostasien oder in die Kolonien gehen wollen,
würden bei einer anderen Art des Unterrichts

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[0394] Maßgebliches und Unmaßgebliches gestellt, daß man mit einiger Zuversicht an das chinesische Geschäft Herangehen kann. Wie man in den Kreisen der altchinesischen Interessenten denkt, geht am besten daraus hervor, daß sowohl von Hamburg aus wie von Berlin weit¬ blickende Kaufleute und Industrielle an einer weiteren Ausgestaltung deutsch- chinesischer Handelseinrichtungen arbeiten, und daß an der Spitze dieser Bestrebungen Männer wie Exzellenz Fischer, der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Deutsch-asiatischen Bank und Exzellenz von Truppel, der frühere Gouverneur von Kiautschou stehen. Deutschem Unternehmungsgeist sind somit tatsächlich die Wege geebnet, es handelt sich nur darum zuzufassen und energisch zu arbeiten. Die finanzielle Entspannung dürfte wahrscheinlich in nächster Zukunft noch weitere Kreise erfassen, wenn erst die Vereinbarungen zwischen England und der Türkei, die gegenwärtig schweben, — Deutschland hat bisher noch an keinen Verhandlungen über die Bagdadbahn und Koweit teil¬ G, Li. genommen — festere Grundlagen gewonnen haben. Maßgebliches und Unmaßgebliches Unterrichtswesen Die Umgestaltung des Seminars für orientalische Sprache. Im Preußischen Ab¬ geordnetenhause hat in diesem Frühjahr der Abgeordnete Erzberger den Wunsch geäußert, es möchte das Orientalische Seminar um¬ gestaltet und zu einer Auslandshochschule ausgebaut werden. Der Minister hat eine Prüfung des Wunsches und die Vorlegung einer Denkschrift in Aussicht gestellt. In Kürze gesagt handelt es sich dabei um fol¬ gendes: Das Seminar befindet sich gegen¬ wärtig in einer Art Zwitterstellung: Es ist ein Zwischending zwischen einer Mittelschule und einer Hochschule. Der ausgesprochene Wunsch geht dahin, daß es zu einer reinen Hochschule und zwar zu dem Vertreter eines besonderen Typus einer solchen entwickelt werde. Das Seminar verfolgt in seiner gegen¬ wärtigen Gestalt fast ausschließlich praktische Zwecke. In erster Linie lehrt es gewisse Sprachen verstehen und sprechen, gegebenen¬ falls auch lesen und schreiben. Mehr an¬ hangweise gesellt sich dazu die Einführung in die einschlägigen Realien und die Bei¬ bringung gewisser praktischer, für den Kolonial¬ dienst wichtiger Kenntnisse und Fertigkeiten. Die Unterrichtssprachen sind längst nicht mehr ausschließlich diejenigen des Orients: außer dem Türkischen, Arabischen, Persischen und Äthiopischen werden auch die Sprachen Chinas und Japans sowie für die Zwecke des Kolonialdienstes eine Anzahl afrikanischer Sprachen gelehrt. Dazu kommen endlich verschiedene europäische Sprachen, wie Russisch, Rumänisch, Neugriechisch, Französisch und Englisch. Als Schüler für diesen Unterricht führt das amtliche Vorlesungsverzeichnis nur zwei Klassen von Personen an: die künftigen Dolmetscher im Orient und Ostasien und die künftigen Kolonialbeamten in Afrika. Andere Klassen von Personen sind nicht geradezu ausgeschlossen, für die Befriedigung ihrer be¬ sonderen Bedürfnisse sind jedoch im allgemeinen keine Vorkehrungen getroffen. An sich würden nämlich zunächst auch die Kaufleute, die ins Ausland gehen, sowie die künftigen Mitglieder des Konsulats- und des diplomatischen Dienstes in Betracht kommen. Aber auch Arzte, Missio¬ nare und Lehrer, die in den Orient, nach Ostasien oder in die Kolonien gehen wollen, würden bei einer anderen Art des Unterrichts

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/394>, abgerufen am 30.12.2024.