Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.vom Aricac? zu erwarten. Ein Friedrich der Große und Napoleon bestätigen die Schlu߬ Die hier entwickelten Gedanken sind nicht neu und beanspruchen es auch vom Aricac? zu erwarten. Ein Friedrich der Große und Napoleon bestätigen die Schlu߬ Die hier entwickelten Gedanken sind nicht neu und beanspruchen es auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325648"/> <fw type="header" place="top"> vom Aricac?</fw><lb/> <p xml:id="ID_522" prev="#ID_521"> zu erwarten. Ein Friedrich der Große und Napoleon bestätigen die Schlu߬<lb/> folgerung. Diese findet ihre natürliche Begründung darin, daß Künstler<lb/> und Pnstrument wesensgleich sind. Denn Politik und Kriegskunst haben<lb/> im Verstand oder Willen den treibenden, in: Gemüt oder Seele den hemmen¬<lb/> den, in der Umwelt den ausgleichenden Faktor, der die Harmonie oder das<lb/> Gleichgewicht wieder herstellt. Und wenn Politik und Krieg wesensgleich sind,<lb/> so gelten die Gesetze des einen auch für den andern Teil. Wer sich demnach<lb/> mit Politik beschäftigt, wird in den Gesetzen der Kriegskunst wesentliche Hilfs¬<lb/> mittel für Entschluß und Handeln finden. Die Parlamentarier kennen diesen<lb/> innerlichen Zusammenhang, denn sonst wäre das Wort Parteitaktik nicht geprägt<lb/> worden. Aber Taktik ist nach Clausewitz nur die Lehre vom Gebrauch der<lb/> Streitkräfte im Gefecht, die Strategie aber die Lehre vom Gebrauch der Gefechte<lb/> zum Zweck des Krieges. Politik indes ist ein Krieg zum Wohle des Volkes.<lb/> So wird Clausewitz zum Führer und Berater in nationaler Strategie.</p><lb/> <p xml:id="ID_523"> Die hier entwickelten Gedanken sind nicht neu und beanspruchen es auch<lb/> nicht. Es kam nur darauf an, unter dem Dröhnen der Kanonen Südosteuropas<lb/> und unter dem Getöse der Auffrischungen zu eng und klein gewordener Rüstungen<lb/> Ganz-Europas still und anspruchslos einmal darauf hinzuweisen, daß der Krieg<lb/> zu den menschlichsten Handlungen gehört und daß ein Werk, das seine Elemente<lb/> zu finden und klarzulegen sucht, nicht allein ein Buch ist für den Soldaten,<lb/> sondern für die Menschheit. Daß indes ein Mann, dessen ganze Zeit von einem<lb/> nicht militärischen Beruf ausgefüllt wird, ein solches durchstudieren soll, ist<lb/> schwerlich zu verlangen. Aber das Buch gehört in die Volksbibliotheken und in die<lb/> Gymnasien, dorthin, wo sich der Geist sehnt nach Hilfe und Klarheit in dem betörenden<lb/> Wirrwarr der Innen- und Umwelt. Denn in prächtiger, fugenloser Gedanken¬<lb/> folge und einfacher, aber doch nicht schmuckloser Sprache führt uns Clausewitz<lb/> in jene wunderliche Welt, wo leicht beieinander wohnen die Gedanken und<lb/> hart im Raume sich die Sachen stoßen, wo Idee und Wirklichkeit sich anziehen<lb/> und abstoßen wie die Elektrone im Universum. Stellen wir den deutschen<lb/> Jüngling einmal vor die Frage, wohin sein Herz ihn mehr zieht, ob zu Lessings<lb/> Kunstabhandlung: „Wie die Alten den Tod gebildet" oder zu Clausewitzens<lb/> erstem Kapitel: „Was ist der Krieg?" vorausgesetzt, der Jüngling kenne beides<lb/> nicht, — er nennt das Letztere! Und der Lehrer darf mit der Wahl zufrieden sein.<lb/> Logik und deutsche Sprache kann man auch bei einem General erlernen. Und<lb/> liest man gar gemeinsam die Kapitel vom „kriegerischen Genius" und „Von<lb/> der Gefahr im Kriege", dann wird der junge Mann das, was er bisher nur ver¬<lb/> schwommen gefühlt, bewußt erkennen, nämlich was es heißt, ein Feldherr zu sein, und<lb/> die Begeisterung für die Helden von 13 und 70 vertieft sich in sinnende Ver¬<lb/> ehrung. Er wird im kriegerischen Genius dann den Mann erkennen, der nicht<lb/> nur Schlachten schlägt und Kriege plant, sondern der durch das Leben führt.<lb/> Denn Clausewitz schrieb letzten Endes nicht das Buch „vom .Kriege", sondern<lb/><note type="byline"> Janus</note> das Buch „vom Leben". </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
vom Aricac?
zu erwarten. Ein Friedrich der Große und Napoleon bestätigen die Schlu߬
folgerung. Diese findet ihre natürliche Begründung darin, daß Künstler
und Pnstrument wesensgleich sind. Denn Politik und Kriegskunst haben
im Verstand oder Willen den treibenden, in: Gemüt oder Seele den hemmen¬
den, in der Umwelt den ausgleichenden Faktor, der die Harmonie oder das
Gleichgewicht wieder herstellt. Und wenn Politik und Krieg wesensgleich sind,
so gelten die Gesetze des einen auch für den andern Teil. Wer sich demnach
mit Politik beschäftigt, wird in den Gesetzen der Kriegskunst wesentliche Hilfs¬
mittel für Entschluß und Handeln finden. Die Parlamentarier kennen diesen
innerlichen Zusammenhang, denn sonst wäre das Wort Parteitaktik nicht geprägt
worden. Aber Taktik ist nach Clausewitz nur die Lehre vom Gebrauch der
Streitkräfte im Gefecht, die Strategie aber die Lehre vom Gebrauch der Gefechte
zum Zweck des Krieges. Politik indes ist ein Krieg zum Wohle des Volkes.
So wird Clausewitz zum Führer und Berater in nationaler Strategie.
Die hier entwickelten Gedanken sind nicht neu und beanspruchen es auch
nicht. Es kam nur darauf an, unter dem Dröhnen der Kanonen Südosteuropas
und unter dem Getöse der Auffrischungen zu eng und klein gewordener Rüstungen
Ganz-Europas still und anspruchslos einmal darauf hinzuweisen, daß der Krieg
zu den menschlichsten Handlungen gehört und daß ein Werk, das seine Elemente
zu finden und klarzulegen sucht, nicht allein ein Buch ist für den Soldaten,
sondern für die Menschheit. Daß indes ein Mann, dessen ganze Zeit von einem
nicht militärischen Beruf ausgefüllt wird, ein solches durchstudieren soll, ist
schwerlich zu verlangen. Aber das Buch gehört in die Volksbibliotheken und in die
Gymnasien, dorthin, wo sich der Geist sehnt nach Hilfe und Klarheit in dem betörenden
Wirrwarr der Innen- und Umwelt. Denn in prächtiger, fugenloser Gedanken¬
folge und einfacher, aber doch nicht schmuckloser Sprache führt uns Clausewitz
in jene wunderliche Welt, wo leicht beieinander wohnen die Gedanken und
hart im Raume sich die Sachen stoßen, wo Idee und Wirklichkeit sich anziehen
und abstoßen wie die Elektrone im Universum. Stellen wir den deutschen
Jüngling einmal vor die Frage, wohin sein Herz ihn mehr zieht, ob zu Lessings
Kunstabhandlung: „Wie die Alten den Tod gebildet" oder zu Clausewitzens
erstem Kapitel: „Was ist der Krieg?" vorausgesetzt, der Jüngling kenne beides
nicht, — er nennt das Letztere! Und der Lehrer darf mit der Wahl zufrieden sein.
Logik und deutsche Sprache kann man auch bei einem General erlernen. Und
liest man gar gemeinsam die Kapitel vom „kriegerischen Genius" und „Von
der Gefahr im Kriege", dann wird der junge Mann das, was er bisher nur ver¬
schwommen gefühlt, bewußt erkennen, nämlich was es heißt, ein Feldherr zu sein, und
die Begeisterung für die Helden von 13 und 70 vertieft sich in sinnende Ver¬
ehrung. Er wird im kriegerischen Genius dann den Mann erkennen, der nicht
nur Schlachten schlägt und Kriege plant, sondern der durch das Leben führt.
Denn Clausewitz schrieb letzten Endes nicht das Buch „vom .Kriege", sondern
Janus das Buch „vom Leben".
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