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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Heeresverstärkung 59^5

Divisionskavallerie zu verstärken, die bei der heutigen Organisation vom ersten
Mobilmachungstage an außerordentlich geschwächt wird. Im übrigen dürfte die
Vermehrung an Mannschaften in erster Linie der Infanterie zugute kommen
durch Auffüllung der bestehenden Kompagnien auf einen höheren Etat. Künftig
soll der niedrige Etat hundertundsechzig Mann pro Kompagnie betragen, der
hohe in den Grenzregimentern aber hundertundachtzig. Man wird diesen Ausweg,
den hier die Armeeleitung gefunden hat. deswegen warm begrüßen können, weil
die Mobilmachung dadurch erheblich erleichtert wird, ohne daß die Ausbildung
gar zu sehr erschwert würde. Die zweijährige Dienstzeit erschwert es außer¬
ordentlich, neue Formationen aufzustellen, weil die Abgaben an ausgebildeten
Mannschaften sehr leicht dahin führen, die Stammkompagnien ihres wertvollsten
ausgebildeten Materials zu berauben, ohne daß die neuen Kompagnien nun
auch einen wirklich guten Stamm zur Ausbildung der neuen Mannschaften er¬
halten können; zu große Kopfzahl würde dagegen die Einzelausbildung leicht
ungünstig beeinflussen.

Im ganzen wird man mit einer Vergrößerung des Mannschaftsbestandes
um achtundfünfzigtausend Mann rechnen dürfen, zu denen noch rund zehntausend
Offiziere und Unteroffiziere treten. Es bleiben somit nur noch rund fünfund¬
zwanzigtausend taugliche Staatsbürger vom Heeresdienst befreit. Als ein weiterer
Fortschritt ist es zu begrüßen, daß nunmehr sämtliche Armeekorps zwei leichte
Feldhaubitzbatterien, statt bisher eine, erhalten sollen. Die Feldartillerie meldet im
übrigen mit Recht erhebliche Ansprüche an Pferden an. Im ganzen dürfte die neue
Heeresvorlage fünfundzwanzigtausend Pferde anfordern. Erfreulich ist auch, daß
nunmehr alle Feldformationen mit fahrbaren Feldküchen ausgerüstet werden sollen.
Schließlich verlautet, nachdem die Versuche mit Luftfahrzeugen aller Art zu
günstigen Ergebnissen geführt haben, daß auch der Ausbau der Luftflotte mit
in die Armeevorlage hineingearbeitet worden ist. In Luftschiffer werden wir
jedenfalls unseren Vorsprung gegenüber Frankreich behalten, mit Flugzeugen
kommen wir den Franzosen dicht an die Gurten.




Die neue Heeresvorlage wird alle Neuformationen zum 1. Oktober 1913
fordern, soweit nicht, wie das bei einzelnen Verkehrstruppen der Fall ist,
organisatorische Bedenken dies unmöglich machen. Die Etatsverstärkungen
können natürlich nur in zwei Raten durchgeführt werden, indem am 1. Oktober
1913 der eine Jahrgang, im Herbst 1914 der andere Jahrgang entsprechend
verstärkt wird und zwar jedesmal um die jährlich überschießenden etwa fünfzig¬
tausend Tauglichen. Eine Kritik der Vorlage behalte ich mir vor, sobald die
Ei G. Llemow nzelheiten besprochen werden dürfen.




Heeresverstärkung 59^5

Divisionskavallerie zu verstärken, die bei der heutigen Organisation vom ersten
Mobilmachungstage an außerordentlich geschwächt wird. Im übrigen dürfte die
Vermehrung an Mannschaften in erster Linie der Infanterie zugute kommen
durch Auffüllung der bestehenden Kompagnien auf einen höheren Etat. Künftig
soll der niedrige Etat hundertundsechzig Mann pro Kompagnie betragen, der
hohe in den Grenzregimentern aber hundertundachtzig. Man wird diesen Ausweg,
den hier die Armeeleitung gefunden hat. deswegen warm begrüßen können, weil
die Mobilmachung dadurch erheblich erleichtert wird, ohne daß die Ausbildung
gar zu sehr erschwert würde. Die zweijährige Dienstzeit erschwert es außer¬
ordentlich, neue Formationen aufzustellen, weil die Abgaben an ausgebildeten
Mannschaften sehr leicht dahin führen, die Stammkompagnien ihres wertvollsten
ausgebildeten Materials zu berauben, ohne daß die neuen Kompagnien nun
auch einen wirklich guten Stamm zur Ausbildung der neuen Mannschaften er¬
halten können; zu große Kopfzahl würde dagegen die Einzelausbildung leicht
ungünstig beeinflussen.

Im ganzen wird man mit einer Vergrößerung des Mannschaftsbestandes
um achtundfünfzigtausend Mann rechnen dürfen, zu denen noch rund zehntausend
Offiziere und Unteroffiziere treten. Es bleiben somit nur noch rund fünfund¬
zwanzigtausend taugliche Staatsbürger vom Heeresdienst befreit. Als ein weiterer
Fortschritt ist es zu begrüßen, daß nunmehr sämtliche Armeekorps zwei leichte
Feldhaubitzbatterien, statt bisher eine, erhalten sollen. Die Feldartillerie meldet im
übrigen mit Recht erhebliche Ansprüche an Pferden an. Im ganzen dürfte die neue
Heeresvorlage fünfundzwanzigtausend Pferde anfordern. Erfreulich ist auch, daß
nunmehr alle Feldformationen mit fahrbaren Feldküchen ausgerüstet werden sollen.
Schließlich verlautet, nachdem die Versuche mit Luftfahrzeugen aller Art zu
günstigen Ergebnissen geführt haben, daß auch der Ausbau der Luftflotte mit
in die Armeevorlage hineingearbeitet worden ist. In Luftschiffer werden wir
jedenfalls unseren Vorsprung gegenüber Frankreich behalten, mit Flugzeugen
kommen wir den Franzosen dicht an die Gurten.




Die neue Heeresvorlage wird alle Neuformationen zum 1. Oktober 1913
fordern, soweit nicht, wie das bei einzelnen Verkehrstruppen der Fall ist,
organisatorische Bedenken dies unmöglich machen. Die Etatsverstärkungen
können natürlich nur in zwei Raten durchgeführt werden, indem am 1. Oktober
1913 der eine Jahrgang, im Herbst 1914 der andere Jahrgang entsprechend
verstärkt wird und zwar jedesmal um die jährlich überschießenden etwa fünfzig¬
tausend Tauglichen. Eine Kritik der Vorlage behalte ich mir vor, sobald die
Ei G. Llemow nzelheiten besprochen werden dürfen.




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[0553] Heeresverstärkung 59^5 Divisionskavallerie zu verstärken, die bei der heutigen Organisation vom ersten Mobilmachungstage an außerordentlich geschwächt wird. Im übrigen dürfte die Vermehrung an Mannschaften in erster Linie der Infanterie zugute kommen durch Auffüllung der bestehenden Kompagnien auf einen höheren Etat. Künftig soll der niedrige Etat hundertundsechzig Mann pro Kompagnie betragen, der hohe in den Grenzregimentern aber hundertundachtzig. Man wird diesen Ausweg, den hier die Armeeleitung gefunden hat. deswegen warm begrüßen können, weil die Mobilmachung dadurch erheblich erleichtert wird, ohne daß die Ausbildung gar zu sehr erschwert würde. Die zweijährige Dienstzeit erschwert es außer¬ ordentlich, neue Formationen aufzustellen, weil die Abgaben an ausgebildeten Mannschaften sehr leicht dahin führen, die Stammkompagnien ihres wertvollsten ausgebildeten Materials zu berauben, ohne daß die neuen Kompagnien nun auch einen wirklich guten Stamm zur Ausbildung der neuen Mannschaften er¬ halten können; zu große Kopfzahl würde dagegen die Einzelausbildung leicht ungünstig beeinflussen. Im ganzen wird man mit einer Vergrößerung des Mannschaftsbestandes um achtundfünfzigtausend Mann rechnen dürfen, zu denen noch rund zehntausend Offiziere und Unteroffiziere treten. Es bleiben somit nur noch rund fünfund¬ zwanzigtausend taugliche Staatsbürger vom Heeresdienst befreit. Als ein weiterer Fortschritt ist es zu begrüßen, daß nunmehr sämtliche Armeekorps zwei leichte Feldhaubitzbatterien, statt bisher eine, erhalten sollen. Die Feldartillerie meldet im übrigen mit Recht erhebliche Ansprüche an Pferden an. Im ganzen dürfte die neue Heeresvorlage fünfundzwanzigtausend Pferde anfordern. Erfreulich ist auch, daß nunmehr alle Feldformationen mit fahrbaren Feldküchen ausgerüstet werden sollen. Schließlich verlautet, nachdem die Versuche mit Luftfahrzeugen aller Art zu günstigen Ergebnissen geführt haben, daß auch der Ausbau der Luftflotte mit in die Armeevorlage hineingearbeitet worden ist. In Luftschiffer werden wir jedenfalls unseren Vorsprung gegenüber Frankreich behalten, mit Flugzeugen kommen wir den Franzosen dicht an die Gurten. Die neue Heeresvorlage wird alle Neuformationen zum 1. Oktober 1913 fordern, soweit nicht, wie das bei einzelnen Verkehrstruppen der Fall ist, organisatorische Bedenken dies unmöglich machen. Die Etatsverstärkungen können natürlich nur in zwei Raten durchgeführt werden, indem am 1. Oktober 1913 der eine Jahrgang, im Herbst 1914 der andere Jahrgang entsprechend verstärkt wird und zwar jedesmal um die jährlich überschießenden etwa fünfzig¬ tausend Tauglichen. Eine Kritik der Vorlage behalte ich mir vor, sobald die Ei G. Llemow nzelheiten besprochen werden dürfen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/553>, abgerufen am 29.06.2024.