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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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historischen Werke in Deuschland erscheinen läßt, steht an der Spitze dieser
Bewegung. Nicht nur durch seine Schriften beweist er seine deutschfeindliche
Gesinnung, sondern er trägt auch die Agitation auf die Gasse, indem er z. B.
Vorträge der deutschen Liedertafel durch Lärmen stört.

Alle diese Erscheinungen beweisen, daß die Stellung des Deutschtums in
Rumänien von nationalen Heißspornen gefährdet wird. Noch darf man aber
hoffen, daß die bessere Überzeugung, Rumänien sei nicht so weit, als daß es
der deutschen Kulturarbeit entbehren könnte, den Sieg davon tragen wird. Ohne
Anschluß an die Deutschen wird aber Rumänien überhaupt der slawischen Hoch¬
flut nicht widerstehen können. Und anderseits hat das Deutschtum an Rumänien
deshalb besonderes Interesse, weil es eine Bastion gegen den anschwellenden
Panslawismus ist. Die Interessen sind also gegenseitig; das sollte zu ihrer
Stärkung beitragen. Für jeden Fall müssen die Deutschen Rumäniens sich
einigen und Anschluß an die anderen Karpathendeutschen suchen; und das große
deutsche Volk muß mehr als bisher die Schicksale seiner Vorposten im Karpathen¬
lande ins Auge fassen.*)




Gine These Lassalles
Dr. Franz "Lißler vonin

iMW
MW
AMolitik ist, nach dem Ausspruch Lassalles, aktuelle Wirksamkeit, ist
> die Fähigkeit, durch das gesprochene Wort die Energien des eigenen
!Jchs auf andere überzuleiten, in fremden Herzen Sehnsucht und
Wunsch zu wecken oder zum klaren Bewußtsein zu bringen. Der
geniale Politiker wird mit intuitiver Sicherheit Wünsche erraten,
die stark genug sind, sich die Zukunft zu erobern. Er wird nicht immer die
treffendsten Argumente finden, ja, er wird sich nicht scheuen, der Logik Gewalt
unzutun, denn er spricht zum Herzen und nicht zum Verstände des Menschen,
und die Kunst der Überzeugung wird ihm oft zur Kunst der Überredung. Das
macht aber die Zweideutigkeit der Politik, und läßt sie dem reinen Denker, der
die Janusköpfigkeit des Lebens nicht vergessen kann, leicht anrüchig erscheinen;
doch die Männer der Tat haben sich vor dem Zweifel zu hüten.



*) Näheres über diesen Gegenstand findet sich bei Kaindl, "Studien zur Geschichte des
Deutschen Rechts in Ungarn und seinen Nebenländern". (Wien 1908), "Geschichte der
Deutschen in den Karpathenländern" it. (Gotha 1907), "Zur Statistik der Deutschen in
Rumänien" (Deutsche Erde 1912, S. 123 f.).
Line These Lassalles

historischen Werke in Deuschland erscheinen läßt, steht an der Spitze dieser
Bewegung. Nicht nur durch seine Schriften beweist er seine deutschfeindliche
Gesinnung, sondern er trägt auch die Agitation auf die Gasse, indem er z. B.
Vorträge der deutschen Liedertafel durch Lärmen stört.

Alle diese Erscheinungen beweisen, daß die Stellung des Deutschtums in
Rumänien von nationalen Heißspornen gefährdet wird. Noch darf man aber
hoffen, daß die bessere Überzeugung, Rumänien sei nicht so weit, als daß es
der deutschen Kulturarbeit entbehren könnte, den Sieg davon tragen wird. Ohne
Anschluß an die Deutschen wird aber Rumänien überhaupt der slawischen Hoch¬
flut nicht widerstehen können. Und anderseits hat das Deutschtum an Rumänien
deshalb besonderes Interesse, weil es eine Bastion gegen den anschwellenden
Panslawismus ist. Die Interessen sind also gegenseitig; das sollte zu ihrer
Stärkung beitragen. Für jeden Fall müssen die Deutschen Rumäniens sich
einigen und Anschluß an die anderen Karpathendeutschen suchen; und das große
deutsche Volk muß mehr als bisher die Schicksale seiner Vorposten im Karpathen¬
lande ins Auge fassen.*)




Gine These Lassalles
Dr. Franz «Lißler vonin

iMW
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AMolitik ist, nach dem Ausspruch Lassalles, aktuelle Wirksamkeit, ist
> die Fähigkeit, durch das gesprochene Wort die Energien des eigenen
!Jchs auf andere überzuleiten, in fremden Herzen Sehnsucht und
Wunsch zu wecken oder zum klaren Bewußtsein zu bringen. Der
geniale Politiker wird mit intuitiver Sicherheit Wünsche erraten,
die stark genug sind, sich die Zukunft zu erobern. Er wird nicht immer die
treffendsten Argumente finden, ja, er wird sich nicht scheuen, der Logik Gewalt
unzutun, denn er spricht zum Herzen und nicht zum Verstände des Menschen,
und die Kunst der Überzeugung wird ihm oft zur Kunst der Überredung. Das
macht aber die Zweideutigkeit der Politik, und läßt sie dem reinen Denker, der
die Janusköpfigkeit des Lebens nicht vergessen kann, leicht anrüchig erscheinen;
doch die Männer der Tat haben sich vor dem Zweifel zu hüten.



*) Näheres über diesen Gegenstand findet sich bei Kaindl, „Studien zur Geschichte des
Deutschen Rechts in Ungarn und seinen Nebenländern". (Wien 1908), „Geschichte der
Deutschen in den Karpathenländern" it. (Gotha 1907), „Zur Statistik der Deutschen in
Rumänien" (Deutsche Erde 1912, S. 123 f.).
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[0428] Line These Lassalles historischen Werke in Deuschland erscheinen läßt, steht an der Spitze dieser Bewegung. Nicht nur durch seine Schriften beweist er seine deutschfeindliche Gesinnung, sondern er trägt auch die Agitation auf die Gasse, indem er z. B. Vorträge der deutschen Liedertafel durch Lärmen stört. Alle diese Erscheinungen beweisen, daß die Stellung des Deutschtums in Rumänien von nationalen Heißspornen gefährdet wird. Noch darf man aber hoffen, daß die bessere Überzeugung, Rumänien sei nicht so weit, als daß es der deutschen Kulturarbeit entbehren könnte, den Sieg davon tragen wird. Ohne Anschluß an die Deutschen wird aber Rumänien überhaupt der slawischen Hoch¬ flut nicht widerstehen können. Und anderseits hat das Deutschtum an Rumänien deshalb besonderes Interesse, weil es eine Bastion gegen den anschwellenden Panslawismus ist. Die Interessen sind also gegenseitig; das sollte zu ihrer Stärkung beitragen. Für jeden Fall müssen die Deutschen Rumäniens sich einigen und Anschluß an die anderen Karpathendeutschen suchen; und das große deutsche Volk muß mehr als bisher die Schicksale seiner Vorposten im Karpathen¬ lande ins Auge fassen.*) Gine These Lassalles Dr. Franz «Lißler vonin iMW MW AMolitik ist, nach dem Ausspruch Lassalles, aktuelle Wirksamkeit, ist > die Fähigkeit, durch das gesprochene Wort die Energien des eigenen !Jchs auf andere überzuleiten, in fremden Herzen Sehnsucht und Wunsch zu wecken oder zum klaren Bewußtsein zu bringen. Der geniale Politiker wird mit intuitiver Sicherheit Wünsche erraten, die stark genug sind, sich die Zukunft zu erobern. Er wird nicht immer die treffendsten Argumente finden, ja, er wird sich nicht scheuen, der Logik Gewalt unzutun, denn er spricht zum Herzen und nicht zum Verstände des Menschen, und die Kunst der Überzeugung wird ihm oft zur Kunst der Überredung. Das macht aber die Zweideutigkeit der Politik, und läßt sie dem reinen Denker, der die Janusköpfigkeit des Lebens nicht vergessen kann, leicht anrüchig erscheinen; doch die Männer der Tat haben sich vor dem Zweifel zu hüten. *) Näheres über diesen Gegenstand findet sich bei Kaindl, „Studien zur Geschichte des Deutschen Rechts in Ungarn und seinen Nebenländern". (Wien 1908), „Geschichte der Deutschen in den Karpathenländern" it. (Gotha 1907), „Zur Statistik der Deutschen in Rumänien" (Deutsche Erde 1912, S. 123 f.).

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/428>, abgerufen am 22.12.2024.