Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.Die Deutschen in Rumänien Dr. Raimund Friedrich Raindl vonin is es sich anfangs der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß man in Österreich und im Deutsche kamen aus den benachbarten "sächsischen" Ansiedlungen Sieben¬ Die Deutschen in Rumänien Dr. Raimund Friedrich Raindl vonin is es sich anfangs der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß man in Österreich und im Deutsche kamen aus den benachbarten „sächsischen" Ansiedlungen Sieben¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325289"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_324869/figures/grenzboten_341897_324869_325289_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Deutschen in Rumänien<lb/><note type="byline"> Dr. Raimund Friedrich Raindl </note> vonin</head><lb/> <p xml:id="ID_1839"> is es sich anfangs der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts<lb/> darum handelte, die Rechte Rumäniens an der Regelung der<lb/> Schiffahrt auf der unteren Donau festzustellen, schrieb kein geringerer<lb/> als Felix Dahn zugunsten des jungen Königreiches seine Streit¬<lb/> schrift: „Eine Lanze für Rumänien" (Leipzig 1883). Die Beweg¬<lb/> gründe, welche ihn zu diesem Schritt veranlaßt haben, faßt Dahn dahin zu¬<lb/> sammen, daß ein freies aufblühendes Rumänien eine wichtige Bastion gegen<lb/> den anschwellenden Panslawismus ist. Rumänien sei eine „antislawische Schanze",<lb/> daher müsse das deutsche Volk diesem Staate Interesse entgegenbringen. Dazu<lb/> kommt, daß dieses Reich unter einem Hohenzollern an Macht und Ansehen<lb/> gewann. Aber es befinden sich auch an rumänischen Werten fast eine Milliarde<lb/> in deutschen Händen und gewaltige Summen deutschen Geldes sind in Rumänien<lb/> in allerlei Unternehmungen angelegt. Auch die gegenwärtigen Ereignisse am<lb/> Balkan beweisen, daß Rumänien sich wie eine Phalanx zwischen die Südslawen<lb/> und Nordslawen schiebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1840"> Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß man in Österreich und im<lb/> Deutschen Reiche großes Interesse an der Entwicklung Rumäniens nimmt.<lb/> Diese Teilnahme muß unbedingt noch steigen, wenn man erfährt, daß Deutsche<lb/> seit etwa siebenhundert Jahren im Gebiete dieses Königreiches auftreten und<lb/> hier schon im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1841"> Deutsche kamen aus den benachbarten „sächsischen" Ansiedlungen Sieben¬<lb/> bürgens schon im dreizehnten Jahrhundert in die Walachei. Wenig später<lb/> wanderten Deutsche teils aus Siebenbürgen, teils aus den deutschen Orten<lb/> Galiziens auch in die Moldau ein. Vor allem waren es Kaufleute und Hand¬<lb/> werker, ferner Bauern, die hier ihr Glück suchten; aber auch deutsche Priester,<lb/> Beamte der Fürsten, Krieger, später auch Ärzte, Apotheker und Gelehrte werden<lb/> öfters genannt. Diesen Einwanderern verdankten die Fürstentümer Walachei<lb/> und Moldau die Anfänge des städtischen Lebens, das ganz deutschen Mustern<lb/> nachgebildet war. In allen größeren Orten wurde deutsches Recht heimisch;<lb/> die Handwerker waren nach deutscher Art in Zünften vereinigt; Deutsche legten<lb/> die Grundlage zur Entwicklung des Handels und der Gewerbe; sie bauten<lb/> Mühlen und Brauhäuser, betrieben Bergbau und verbesserten den Weinbau.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0419]
[Abbildung]
Die Deutschen in Rumänien
Dr. Raimund Friedrich Raindl vonin
is es sich anfangs der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
darum handelte, die Rechte Rumäniens an der Regelung der
Schiffahrt auf der unteren Donau festzustellen, schrieb kein geringerer
als Felix Dahn zugunsten des jungen Königreiches seine Streit¬
schrift: „Eine Lanze für Rumänien" (Leipzig 1883). Die Beweg¬
gründe, welche ihn zu diesem Schritt veranlaßt haben, faßt Dahn dahin zu¬
sammen, daß ein freies aufblühendes Rumänien eine wichtige Bastion gegen
den anschwellenden Panslawismus ist. Rumänien sei eine „antislawische Schanze",
daher müsse das deutsche Volk diesem Staate Interesse entgegenbringen. Dazu
kommt, daß dieses Reich unter einem Hohenzollern an Macht und Ansehen
gewann. Aber es befinden sich auch an rumänischen Werten fast eine Milliarde
in deutschen Händen und gewaltige Summen deutschen Geldes sind in Rumänien
in allerlei Unternehmungen angelegt. Auch die gegenwärtigen Ereignisse am
Balkan beweisen, daß Rumänien sich wie eine Phalanx zwischen die Südslawen
und Nordslawen schiebt.
Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß man in Österreich und im
Deutschen Reiche großes Interesse an der Entwicklung Rumäniens nimmt.
Diese Teilnahme muß unbedingt noch steigen, wenn man erfährt, daß Deutsche
seit etwa siebenhundert Jahren im Gebiete dieses Königreiches auftreten und
hier schon im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt haben.
Deutsche kamen aus den benachbarten „sächsischen" Ansiedlungen Sieben¬
bürgens schon im dreizehnten Jahrhundert in die Walachei. Wenig später
wanderten Deutsche teils aus Siebenbürgen, teils aus den deutschen Orten
Galiziens auch in die Moldau ein. Vor allem waren es Kaufleute und Hand¬
werker, ferner Bauern, die hier ihr Glück suchten; aber auch deutsche Priester,
Beamte der Fürsten, Krieger, später auch Ärzte, Apotheker und Gelehrte werden
öfters genannt. Diesen Einwanderern verdankten die Fürstentümer Walachei
und Moldau die Anfänge des städtischen Lebens, das ganz deutschen Mustern
nachgebildet war. In allen größeren Orten wurde deutsches Recht heimisch;
die Handwerker waren nach deutscher Art in Zünften vereinigt; Deutsche legten
die Grundlage zur Entwicklung des Handels und der Gewerbe; sie bauten
Mühlen und Brauhäuser, betrieben Bergbau und verbesserten den Weinbau.
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