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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Wels und Waldung

UUit den herzlichsten Wünschen für eine glückbringende Ehe nahen
auch wir heute dem jungen Fürstenpaar, das es auf sich genommen
hat. langjährigen Zwist aus deutschen Landen zu bannen. Ehr¬
furchtsvoll richten wir heute unseren Dank an den Kaiser, der in
fast fünfundzwanzigjähriger, unverdrossener Arbeit nun doch einen
Weg fand, zehrende Zwietracht auszutilgen. Die Verlobung unserer Kaiser¬
tochter Viktoria Luise mit dem Prinzen Ernst August von Cumberland ist nicht
nur ein erfreuliches Familienereignis, sie ist ein Akt von weitester Tragweite
auf dem Gebiete der inneren und äußeren Politik, von dem wir berechtigt
sind die besten Folgen für die weitere Entwicklung unseres schönen deutschen
Vaterlandes zu erhoffen.




Was jüngst der Telegraph als Tatsache melden konnte, die Familien¬
verbindung zwischen Hohenzollern und Cumberland, hatte im Jahre 1865/66
Bismarck vergeblich erstrebt. "Ich bin lebhaft bemüht gewesen," heißt es im
zweiten Bande seiner Gedanken und Erinnerungen, "Hannover und den mir
befreundeten Grafen Platen dafür (für ein Bündnis) zu gewinnen, und es war
alle Aussicht vorhanden, daß wenigstens ein Neutralitätsvertrag zustande kommen
werde, als am 21. Januar 1866 Graf Platen in Berlin mit mir über die
Verheiratung der hannoverschen Prinzessin Friederike mit unserem jungen Prinzen
Albrecht verhandelte und wir das Einverständnis beider Höfe soweit zustande
brachten, daß nur noch eine persönliche Begegnung der jungen Herrschaften vor-
behalten wurde, um deren gegenseitigen Eindruck festzustellen."

Das Unternehmen scheiterte aus denselben Gründen, die auch bis in die
jüngste Zeit die Annäherung zwischen Hohenzollern und Cumberland verhindert
haben: Einmischungen, Versprechungen und Vorspiegelungen von außerhalb.


Grenzboten I 1913 - 23


Wels und Waldung

UUit den herzlichsten Wünschen für eine glückbringende Ehe nahen
auch wir heute dem jungen Fürstenpaar, das es auf sich genommen
hat. langjährigen Zwist aus deutschen Landen zu bannen. Ehr¬
furchtsvoll richten wir heute unseren Dank an den Kaiser, der in
fast fünfundzwanzigjähriger, unverdrossener Arbeit nun doch einen
Weg fand, zehrende Zwietracht auszutilgen. Die Verlobung unserer Kaiser¬
tochter Viktoria Luise mit dem Prinzen Ernst August von Cumberland ist nicht
nur ein erfreuliches Familienereignis, sie ist ein Akt von weitester Tragweite
auf dem Gebiete der inneren und äußeren Politik, von dem wir berechtigt
sind die besten Folgen für die weitere Entwicklung unseres schönen deutschen
Vaterlandes zu erhoffen.




Was jüngst der Telegraph als Tatsache melden konnte, die Familien¬
verbindung zwischen Hohenzollern und Cumberland, hatte im Jahre 1865/66
Bismarck vergeblich erstrebt. „Ich bin lebhaft bemüht gewesen," heißt es im
zweiten Bande seiner Gedanken und Erinnerungen, „Hannover und den mir
befreundeten Grafen Platen dafür (für ein Bündnis) zu gewinnen, und es war
alle Aussicht vorhanden, daß wenigstens ein Neutralitätsvertrag zustande kommen
werde, als am 21. Januar 1866 Graf Platen in Berlin mit mir über die
Verheiratung der hannoverschen Prinzessin Friederike mit unserem jungen Prinzen
Albrecht verhandelte und wir das Einverständnis beider Höfe soweit zustande
brachten, daß nur noch eine persönliche Begegnung der jungen Herrschaften vor-
behalten wurde, um deren gegenseitigen Eindruck festzustellen."

Das Unternehmen scheiterte aus denselben Gründen, die auch bis in die
jüngste Zeit die Annäherung zwischen Hohenzollern und Cumberland verhindert
haben: Einmischungen, Versprechungen und Vorspiegelungen von außerhalb.


Grenzboten I 1913 - 23
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[0357] [Abbildung] Wels und Waldung UUit den herzlichsten Wünschen für eine glückbringende Ehe nahen auch wir heute dem jungen Fürstenpaar, das es auf sich genommen hat. langjährigen Zwist aus deutschen Landen zu bannen. Ehr¬ furchtsvoll richten wir heute unseren Dank an den Kaiser, der in fast fünfundzwanzigjähriger, unverdrossener Arbeit nun doch einen Weg fand, zehrende Zwietracht auszutilgen. Die Verlobung unserer Kaiser¬ tochter Viktoria Luise mit dem Prinzen Ernst August von Cumberland ist nicht nur ein erfreuliches Familienereignis, sie ist ein Akt von weitester Tragweite auf dem Gebiete der inneren und äußeren Politik, von dem wir berechtigt sind die besten Folgen für die weitere Entwicklung unseres schönen deutschen Vaterlandes zu erhoffen. Was jüngst der Telegraph als Tatsache melden konnte, die Familien¬ verbindung zwischen Hohenzollern und Cumberland, hatte im Jahre 1865/66 Bismarck vergeblich erstrebt. „Ich bin lebhaft bemüht gewesen," heißt es im zweiten Bande seiner Gedanken und Erinnerungen, „Hannover und den mir befreundeten Grafen Platen dafür (für ein Bündnis) zu gewinnen, und es war alle Aussicht vorhanden, daß wenigstens ein Neutralitätsvertrag zustande kommen werde, als am 21. Januar 1866 Graf Platen in Berlin mit mir über die Verheiratung der hannoverschen Prinzessin Friederike mit unserem jungen Prinzen Albrecht verhandelte und wir das Einverständnis beider Höfe soweit zustande brachten, daß nur noch eine persönliche Begegnung der jungen Herrschaften vor- behalten wurde, um deren gegenseitigen Eindruck festzustellen." Das Unternehmen scheiterte aus denselben Gründen, die auch bis in die jüngste Zeit die Annäherung zwischen Hohenzollern und Cumberland verhindert haben: Einmischungen, Versprechungen und Vorspiegelungen von außerhalb. Grenzboten I 1913 - 23

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/357>, abgerufen am 29.06.2024.