Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Reichsspiegel bereitet zu sein, wenn der Entwurf selbst erscheint. Der Negierungsentwurf wäre Es ist dem Herrn Reichskanzler von Bethmann schon so oft an der Reichsspiegel bereitet zu sein, wenn der Entwurf selbst erscheint. Der Negierungsentwurf wäre Es ist dem Herrn Reichskanzler von Bethmann schon so oft an der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0554" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322956"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_2768" prev="#ID_2767"> bereitet zu sein, wenn der Entwurf selbst erscheint. Der Negierungsentwurf wäre<lb/> durch solche vorbereitende Erörterung auch nicht schlechter geworden, wie er ist;<lb/> zum mindesten konnte er von dem Vorwurf, ungenügend begründet zu sein,<lb/> gerettet werden. Das sozialpolitische Mäntelchen, das man ihm umhängte,<lb/> brauchte nicht erst von der Kammer geholt zu werden, wenn eine rechtzeitig<lb/> eingeleitete Presseerörterung gezeigt hätte, daß allein der Hinweis auf die Ge¬<lb/> fahr des Privatmonopols genügte, um den Gedanken eines Reichspetroleum¬<lb/> monopols volkstümlich zu gestalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2769" next="#ID_2770"> Es ist dem Herrn Reichskanzler von Bethmann schon so oft an der<lb/> Hand einzelner Fälle nahegelegt worden, wie er durch ungenügende Vor-<lb/> bereitung und Bedienung der öffentlichen Meinung die an sich freudig begrüßten<lb/> Regierungsarbeiten erschwert, — natürlich nicht die Arbeit des einzelnen Vor¬<lb/> tragenden Rates, denn diese müßte unter dem Feuer der öffentlichen Kritik noch<lb/> intensiver werden, wie sie schon ist. Bei der heutigen Methode wird zu viel<lb/> Sisyphusarbeit geleistet, Arbeit, die nur in die Aktenspinde hineinwirkt, nicht<lb/> ins Publikum. Aber ganz abgesehen davon: die Regierungsautorität ebenso<lb/> wie die ganz persönliche des Herrn Reichskanzlers muß ohne Zweifel darunter<lb/> leiden, wenn, wie wir es jetzt erleben, ein so großer Prozentsatz von Entwürfen<lb/> von vornherein unter den Tisch fällt oder doch derart verändert werden muß, daß<lb/> von den Ideen der Regierung herzlich wenig übrig bleibt. Langen die gegen-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0554]
Reichsspiegel
bereitet zu sein, wenn der Entwurf selbst erscheint. Der Negierungsentwurf wäre
durch solche vorbereitende Erörterung auch nicht schlechter geworden, wie er ist;
zum mindesten konnte er von dem Vorwurf, ungenügend begründet zu sein,
gerettet werden. Das sozialpolitische Mäntelchen, das man ihm umhängte,
brauchte nicht erst von der Kammer geholt zu werden, wenn eine rechtzeitig
eingeleitete Presseerörterung gezeigt hätte, daß allein der Hinweis auf die Ge¬
fahr des Privatmonopols genügte, um den Gedanken eines Reichspetroleum¬
monopols volkstümlich zu gestalten.
Es ist dem Herrn Reichskanzler von Bethmann schon so oft an der
Hand einzelner Fälle nahegelegt worden, wie er durch ungenügende Vor-
bereitung und Bedienung der öffentlichen Meinung die an sich freudig begrüßten
Regierungsarbeiten erschwert, — natürlich nicht die Arbeit des einzelnen Vor¬
tragenden Rates, denn diese müßte unter dem Feuer der öffentlichen Kritik noch
intensiver werden, wie sie schon ist. Bei der heutigen Methode wird zu viel
Sisyphusarbeit geleistet, Arbeit, die nur in die Aktenspinde hineinwirkt, nicht
ins Publikum. Aber ganz abgesehen davon: die Regierungsautorität ebenso
wie die ganz persönliche des Herrn Reichskanzlers muß ohne Zweifel darunter
leiden, wenn, wie wir es jetzt erleben, ein so großer Prozentsatz von Entwürfen
von vornherein unter den Tisch fällt oder doch derart verändert werden muß, daß
von den Ideen der Regierung herzlich wenig übrig bleibt. Langen die gegen-
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