Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Unterm Weihnachtsbaum Gedichten von Chamisso, Uhland, Kopisch, Keller, Reuter u. a., aus lustigen Die "Mainzer Volks- und Jugendbücher", die im Verlage von Jos. Scholz Von einer ebenfalls auf vaterländischer Grundlage beruhenden neuen Samm¬ Gehen die letztgenannten Sammlungen auf moderne Erzählungen aus. so ist Unterm Weihnachtsbaum Gedichten von Chamisso, Uhland, Kopisch, Keller, Reuter u. a., aus lustigen Die „Mainzer Volks- und Jugendbücher", die im Verlage von Jos. Scholz Von einer ebenfalls auf vaterländischer Grundlage beruhenden neuen Samm¬ Gehen die letztgenannten Sammlungen auf moderne Erzählungen aus. so ist <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0534" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322936"/> <fw type="header" place="top"> Unterm Weihnachtsbaum</fw><lb/> <p xml:id="ID_2692" prev="#ID_2691"> Gedichten von Chamisso, Uhland, Kopisch, Keller, Reuter u. a., aus lustigen<lb/> Stücklein von Pocal und fröhlichen von Goethe ein so feines, vom Derben zum<lb/> Zarten, vom Stofflichen zum Vergeistigten aufsteigendes Buch geschaffen, daß es<lb/> eins der schönsten Bücher der nun in zwanzig Bünden vorliegenden Sammlung<lb/> geworden ist (Lbd. je M. 2,50). Die Bilder zu beiden Bänden, von E. v. Geldern<lb/> und die humoristischen von R. Hansche, halten sich auf erfreulicher Höhe. —<lb/> Goethes Mutter, „Frau Aja", stellt Adolf Matthias in den Mittelpunkt seines<lb/> gehaltvollen Bandes, der sich auf des Sohnes Erzählungen in „Dichtung und<lb/> Wahrheit", auf Bettinas Aufzeichnungen und in der Hauptsache auf einer Aus¬<lb/> wahl von Briefen der Frau Rat, der Meisterin des Briefstils, aufbaut und die<lb/> frohsinnige, lebenslustige Frau mit dem gütigen verstehenden Herzen der Jugend<lb/> „zur Erquickung und Bildung" nahe bringt; ein Buch, das den Reiferen ein<lb/> wahres Labsal werden kann. Die vielen Einschalt- und Textbilder nach zeit¬<lb/> genössischen Vorlagen geben manches auch weniger bekannte Bild aus dem<lb/> Goethekreis.</p><lb/> <p xml:id="ID_2693"> Die „Mainzer Volks- und Jugendbücher", die im Verlage von Jos. Scholz<lb/> in hervorragender drucktechnischer Ausstattung erscheinen (M. 3.—) und, von<lb/> W. Kotzde geleitet, ein rechtes nationales Unternehmen geworden sind, legen eben¬<lb/> falls den 17. bis 20. Band auf den Weihnachtstisch. Kotzdes „Und deutsch sei<lb/> die Erde" entwirft uns ein lebendiges Bild aus der Zeit Albrechts und des Falles<lb/> Triglaws; Johannes Höffner erzählt aus alten Tagen, da ein Bauer einen Herzog<lb/> erzog, in der „Treue von Pommern"; mit Will). Lobsiens „Jodute!" kehren wir<lb/> ins alte Lübeck ein, wo der Freiheitskampf der Bürger gegen die adeligen Ge¬<lb/> schlechter und den Bürgermeister Perseval tobt; und Kurt Geucke entwirft in dem<lb/> „Steiger vom David-Richtschacht" ein fesselndes Bild unserer Zeit, wie sie uns<lb/> besonders in Technik und Bergbau, in Handel und Seefahrt entgegentritt. Seine<lb/> Schilderung eines Taifuns, die sich mit atemloser Spannung liest, gehört zu den<lb/> bedeutendsten Sturmschilderungen, die wir besitzen. Der zu erwartende zweite<lb/> Band soll seinen Helden dann als Kulturpionier auf den überseeischen Besitzungen<lb/> zeigen. Begeisternde Taten und Geschicke werden in den Mainzer Büchern der<lb/> empfänglichen Jugend vor Augen geführt, und Dichter sind es, die ihr diese Ge.<lb/> schichten schenken.</p><lb/> <p xml:id="ID_2694"> Von einer ebenfalls auf vaterländischer Grundlage beruhenden neuen Samm¬<lb/> lung „Jung Deutschland-Bücherei", die im Verlage von Otto Spamer-Leipzig<lb/> zu erscheinen beginnt, liegen bislang drei Bände vor: eine notwendigerweise gekürzte<lb/> Fassung von Alexis' „Jsegrimm", der zur Jahrhundertfeier gerade recht kommt,<lb/> von Max Geiszler „Der Junge, der eine Schlacht gewann" aus den Fridericia-<lb/> nischen Kriegen, und Jout Steffens „Helden der Naukluft", in denen die Witboi-<lb/> kämpfe den Hintergrund abgeben. Die drei Bände sind ein schöner Anfang; hübsch<lb/> in Leinen gebunden und in der sauberen Ausstattung an die Scholzschen Bände<lb/> erinnernd, auch wie sie mit Zeichnungen (von Anton Hoffmann, Knötel, Rocholl)<lb/> geschmückt, kosten sie je M. 3.50.</p><lb/> <p xml:id="ID_2695" next="#ID_2696"> Gehen die letztgenannten Sammlungen auf moderne Erzählungen aus. so ist<lb/> die Aufgabe der „Bücher der deutschen Jugend" (Verlag der Jugendblätter, Carl<lb/> Schnell, München) die Herausgabe unserer alten Märchen, Sagen und schwanke,<lb/> wie Grimm, Schildbürger, Eulenspiegel, denen sich Robinson, Cooper, Hebel,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0534]
Unterm Weihnachtsbaum
Gedichten von Chamisso, Uhland, Kopisch, Keller, Reuter u. a., aus lustigen
Stücklein von Pocal und fröhlichen von Goethe ein so feines, vom Derben zum
Zarten, vom Stofflichen zum Vergeistigten aufsteigendes Buch geschaffen, daß es
eins der schönsten Bücher der nun in zwanzig Bünden vorliegenden Sammlung
geworden ist (Lbd. je M. 2,50). Die Bilder zu beiden Bänden, von E. v. Geldern
und die humoristischen von R. Hansche, halten sich auf erfreulicher Höhe. —
Goethes Mutter, „Frau Aja", stellt Adolf Matthias in den Mittelpunkt seines
gehaltvollen Bandes, der sich auf des Sohnes Erzählungen in „Dichtung und
Wahrheit", auf Bettinas Aufzeichnungen und in der Hauptsache auf einer Aus¬
wahl von Briefen der Frau Rat, der Meisterin des Briefstils, aufbaut und die
frohsinnige, lebenslustige Frau mit dem gütigen verstehenden Herzen der Jugend
„zur Erquickung und Bildung" nahe bringt; ein Buch, das den Reiferen ein
wahres Labsal werden kann. Die vielen Einschalt- und Textbilder nach zeit¬
genössischen Vorlagen geben manches auch weniger bekannte Bild aus dem
Goethekreis.
Die „Mainzer Volks- und Jugendbücher", die im Verlage von Jos. Scholz
in hervorragender drucktechnischer Ausstattung erscheinen (M. 3.—) und, von
W. Kotzde geleitet, ein rechtes nationales Unternehmen geworden sind, legen eben¬
falls den 17. bis 20. Band auf den Weihnachtstisch. Kotzdes „Und deutsch sei
die Erde" entwirft uns ein lebendiges Bild aus der Zeit Albrechts und des Falles
Triglaws; Johannes Höffner erzählt aus alten Tagen, da ein Bauer einen Herzog
erzog, in der „Treue von Pommern"; mit Will). Lobsiens „Jodute!" kehren wir
ins alte Lübeck ein, wo der Freiheitskampf der Bürger gegen die adeligen Ge¬
schlechter und den Bürgermeister Perseval tobt; und Kurt Geucke entwirft in dem
„Steiger vom David-Richtschacht" ein fesselndes Bild unserer Zeit, wie sie uns
besonders in Technik und Bergbau, in Handel und Seefahrt entgegentritt. Seine
Schilderung eines Taifuns, die sich mit atemloser Spannung liest, gehört zu den
bedeutendsten Sturmschilderungen, die wir besitzen. Der zu erwartende zweite
Band soll seinen Helden dann als Kulturpionier auf den überseeischen Besitzungen
zeigen. Begeisternde Taten und Geschicke werden in den Mainzer Büchern der
empfänglichen Jugend vor Augen geführt, und Dichter sind es, die ihr diese Ge.
schichten schenken.
Von einer ebenfalls auf vaterländischer Grundlage beruhenden neuen Samm¬
lung „Jung Deutschland-Bücherei", die im Verlage von Otto Spamer-Leipzig
zu erscheinen beginnt, liegen bislang drei Bände vor: eine notwendigerweise gekürzte
Fassung von Alexis' „Jsegrimm", der zur Jahrhundertfeier gerade recht kommt,
von Max Geiszler „Der Junge, der eine Schlacht gewann" aus den Fridericia-
nischen Kriegen, und Jout Steffens „Helden der Naukluft", in denen die Witboi-
kämpfe den Hintergrund abgeben. Die drei Bände sind ein schöner Anfang; hübsch
in Leinen gebunden und in der sauberen Ausstattung an die Scholzschen Bände
erinnernd, auch wie sie mit Zeichnungen (von Anton Hoffmann, Knötel, Rocholl)
geschmückt, kosten sie je M. 3.50.
Gehen die letztgenannten Sammlungen auf moderne Erzählungen aus. so ist
die Aufgabe der „Bücher der deutschen Jugend" (Verlag der Jugendblätter, Carl
Schnell, München) die Herausgabe unserer alten Märchen, Sagen und schwanke,
wie Grimm, Schildbürger, Eulenspiegel, denen sich Robinson, Cooper, Hebel,
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