Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Karl Salzer Der Fuld tanzt mehrere Touren und fängt dann wieder mit seinen Sticheleien "Ja, ja, ich glaub als, daß nach der Kerb wieder manche Herrlichkeit herum Wie der Karl Salzer diese Worte hört, ist es ihm, als habe in der über dem Karl Salzer fährt sich über die Stirn, sticht mit den Fingerspitzen in die "Jean, kannst du mir vielleicht dadrüber Auskunft geben, weil du meinst, daß Der Jean Fuld hat stiere Augen, in deren Weiß die kleinen Äderchen stark "Kannst am Mittwochmorgen mal gucken!" In Karl tobt es, aber er nimmt sich zusammen. Schon neigt er den Kopf "Also den Mittwoch, hä, Jean?" Wieder ist das ganz ruhig und gleichgültig gesprochen. Der Fuld aber "Wenn du's net abwarten kannst -- meinetwegen auch schon den Dienstag!" "So? Na ja! Da werden wir mal gucken am Dienstag. Gelt, am Dienstag!" "Ja, guck da mal; wirst schöne Augen machen!" Und der Fuld steht auf zum Tanzen. Um zwölf Uhr wird eine Polonaise gegangen, und dann ißt man etwas, um Als die Kameraden von der Polonaise zurückkommen, sagt Karl ihnen, daß Nach dem Essen geht er heim. Es gelüstet ihn nicht, noch länger dazubleiben. Als er aus dem Saale tritt, spürt er die Kühle der Nachtluft. Da knöpft Das Haus ist schon ganz ruhig. Im Bette liegt Karl lange mit offenen Augen. Jetzt weiß er, wer es ist: Was wird der Unkel Hannes dazu sagen? Und was wird er zu tun raten? Hannes Holtner sagt am nächsten Morgen, als er es erfährt: Karl Salzer Der Fuld tanzt mehrere Touren und fängt dann wieder mit seinen Sticheleien „Ja, ja, ich glaub als, daß nach der Kerb wieder manche Herrlichkeit herum Wie der Karl Salzer diese Worte hört, ist es ihm, als habe in der über dem Karl Salzer fährt sich über die Stirn, sticht mit den Fingerspitzen in die „Jean, kannst du mir vielleicht dadrüber Auskunft geben, weil du meinst, daß Der Jean Fuld hat stiere Augen, in deren Weiß die kleinen Äderchen stark „Kannst am Mittwochmorgen mal gucken!" In Karl tobt es, aber er nimmt sich zusammen. Schon neigt er den Kopf „Also den Mittwoch, hä, Jean?" Wieder ist das ganz ruhig und gleichgültig gesprochen. Der Fuld aber „Wenn du's net abwarten kannst — meinetwegen auch schon den Dienstag!" „So? Na ja! Da werden wir mal gucken am Dienstag. Gelt, am Dienstag!" „Ja, guck da mal; wirst schöne Augen machen!" Und der Fuld steht auf zum Tanzen. Um zwölf Uhr wird eine Polonaise gegangen, und dann ißt man etwas, um Als die Kameraden von der Polonaise zurückkommen, sagt Karl ihnen, daß Nach dem Essen geht er heim. Es gelüstet ihn nicht, noch länger dazubleiben. Als er aus dem Saale tritt, spürt er die Kühle der Nachtluft. Da knöpft Das Haus ist schon ganz ruhig. Im Bette liegt Karl lange mit offenen Augen. Jetzt weiß er, wer es ist: Was wird der Unkel Hannes dazu sagen? Und was wird er zu tun raten? Hannes Holtner sagt am nächsten Morgen, als er es erfährt: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0527" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322929"/> <fw type="header" place="top"> Karl Salzer</fw><lb/> <p xml:id="ID_2618"> Der Fuld tanzt mehrere Touren und fängt dann wieder mit seinen Sticheleien<lb/> an. 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Wenn die Musikanten auf ihren Blasinstru¬<lb/> menten spielen würden, hätte es auch ein aus einer blank geputzten Messing¬<lb/> trompete fallender Lichtblitz sein können.</p><lb/> <p xml:id="ID_2621"> Karl Salzer fährt sich über die Stirn, sticht mit den Fingerspitzen in die<lb/> Augenwinkel, als wolle er dort ein wenig Schorf entfernen, und dann fragt er<lb/> den Fuld:</p><lb/> <p xml:id="ID_2622"> „Jean, kannst du mir vielleicht dadrüber Auskunft geben, weil du meinst, daß<lb/> nach der Kerb auch wieder manche Herrlichkeit auf dem Kirchhof herum wär?"</p><lb/> <p xml:id="ID_2623"> Der Jean Fuld hat stiere Augen, in deren Weiß die kleinen Äderchen stark<lb/> gerötet sind. Er blinzelt in das Licht über dem Nachbartisch und sagt:</p><lb/> <p xml:id="ID_2624"> „Kannst am Mittwochmorgen mal gucken!"</p><lb/> <p xml:id="ID_2625"> In Karl tobt es, aber er nimmt sich zusammen. 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Karl Salzer
Der Fuld tanzt mehrere Touren und fängt dann wieder mit seinen Sticheleien
an. Dazwischen stürzt er ein Glas Wein nach dem anderen hinunter, denn er ist
erhitzt; bei den Tänzen war auch ein Galopp.
„Ja, ja, ich glaub als, daß nach der Kerb wieder manche Herrlichkeit herum
ist, auch auf dem KirchhofI"
Wie der Karl Salzer diese Worte hört, ist es ihm, als habe in der über dem
Tische hängenden Erdöllampe die Flamme Heller gebrannt. Er schaut auf. Die
Flamme aber brennt ganz ruhig. Wenn die Musikanten auf ihren Blasinstru¬
menten spielen würden, hätte es auch ein aus einer blank geputzten Messing¬
trompete fallender Lichtblitz sein können.
Karl Salzer fährt sich über die Stirn, sticht mit den Fingerspitzen in die
Augenwinkel, als wolle er dort ein wenig Schorf entfernen, und dann fragt er
den Fuld:
„Jean, kannst du mir vielleicht dadrüber Auskunft geben, weil du meinst, daß
nach der Kerb auch wieder manche Herrlichkeit auf dem Kirchhof herum wär?"
Der Jean Fuld hat stiere Augen, in deren Weiß die kleinen Äderchen stark
gerötet sind. Er blinzelt in das Licht über dem Nachbartisch und sagt:
„Kannst am Mittwochmorgen mal gucken!"
In Karl tobt es, aber er nimmt sich zusammen. Schon neigt er den Kopf
zur Seite, um seinem Nachbar zu sagen: Der ist's! als er sich auch schon eines
besseren besinnt und sich wieder dem Halbtrunkenen zuwendet:
„Also den Mittwoch, hä, Jean?"
Wieder ist das ganz ruhig und gleichgültig gesprochen. Der Fuld aber
antwortet:
„Wenn du's net abwarten kannst — meinetwegen auch schon den Dienstag!"
„So? Na ja! Da werden wir mal gucken am Dienstag. Gelt, am Dienstag!"
„Ja, guck da mal; wirst schöne Augen machen!"
Und der Fuld steht auf zum Tanzen.
Um zwölf Uhr wird eine Polonaise gegangen, und dann ißt man etwas, um
weüerzutanzen bis um vier Uhr, auch bis um fünf. So ist es der Brauch.
Als die Kameraden von der Polonaise zurückkommen, sagt Karl ihnen, daß
er sie jetzt auch beim Essen freihalten werde. Sie wüßten ja, daß sie das eigentlich
dem Hannes Holtner und nicht ihm zu danken hätten. Aber er täte es ihnen
doch auch gern, weil sie vorhin dem Fulde-Jean gegenüber gesagt hätten, sie
wollten wieder gute Kameraden sein.
Nach dem Essen geht er heim. Es gelüstet ihn nicht, noch länger dazubleiben.
Die anderen wollen ihn zurückhalten, aber es gelingt ihnen nicht trotz der Ver¬
sicherung, daß es jetzt doch erst anfange schön zu werden.
Als er aus dem Saale tritt, spürt er die Kühle der Nachtluft. Da knöpft
er seinen Nock zu, steckt die Hände in die Hosentaschen und geht eilends heim; es
ist nicht weit.
Das Haus ist schon ganz ruhig.
Im Bette liegt Karl lange mit offenen Augen. Jetzt weiß er, wer es ist:
Der Fulde-Jean, angestiftet von der Hungels-Grek.
Was wird der Unkel Hannes dazu sagen? Und was wird er zu tun raten?
Hannes Holtner sagt am nächsten Morgen, als er es erfährt:
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