Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Unterm Weihnachtsbaum spielen" im Winter leben da altbekannte vertraute Weisen und auch weniger ver¬ Von den Bilderbüchern zu den Spielen ist nur ein kleiner Schritt. Die Unterm Weihnachtsbaum spielen" im Winter leben da altbekannte vertraute Weisen und auch weniger ver¬ Von den Bilderbüchern zu den Spielen ist nur ein kleiner Schritt. Die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0482" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322884"/> <fw type="header" place="top"> Unterm Weihnachtsbaum</fw><lb/> <p xml:id="ID_2433" prev="#ID_2432"> spielen" im Winter leben da altbekannte vertraute Weisen und auch weniger ver¬<lb/> breitete Lieder auf, für deren vortreffliche Auswahl der Name des Herausgebers<lb/> bürgt. Dem dritten, in Vorbereitung befindlichen Bande sehen wir erwartungsvoll<lb/> entgegen. — Wenigstens die Melodien einer größeren Anzahl Lieder finden wir<lb/> in der von Maria Kühn ausgewählten Sammlung „Macht auf das Tor, Alte<lb/> deutsche Kinderlieder, Reime und Singspiele", die in der bekannten Sammlung<lb/> der „Blauen Bücher" im Verlage von Karl Robert Langewiesche in Düsseldorf<lb/> zum Preise von M. 1.80 (Lbd. M. 3.—) in veränderter Neuauflage vorliegen.<lb/> Nur altes Volksgut im strengeren Sinne wurde aufgenommen und eine nach<lb/> Inhalt und Ausstattung mustergültige Sammlung geschaffen, wie wir sie jeder<lb/> jungen Mutter in die Hand wünschen, die von den ersten Wiegen- und Koseliedern<lb/> an bis zu den Spielen älterer Kinder hier reiches Material findet. Die diskreten<lb/> Zeichnungen von Stefanie Langewiesche fügen sich dem Werke harmonisch ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2434" next="#ID_2435"> Von den Bilderbüchern zu den Spielen ist nur ein kleiner Schritt. Die<lb/> Ideen der künstlerischen Bewegung der letzten Jahre auch auf diesem Gebiete zur<lb/> Anwendung zu bringen, ist dringende Forderung, wie sich hier auch phantasie¬<lb/> vollen, beobachtenden und denkenden Eltern und Kindersreunden ein reiches Feld<lb/> der Betätigung erschließt, da die Verleger neuen Anregungen gern zugängig sind.<lb/> An der Spitze steht auch hier der Verlag von Joseph Scholz in Mainz. Eine<lb/> Anzahl seiner schönen Bilderfolgen aus den Märchen- und Kinderbüchern als<lb/> Legespiele den Kindern zu unterbreiten, die an die vertrauten Bilder mit besonderem<lb/> Interesse herantreten, lag nahe; man nutz den Jubel der Kleinen miterleben,<lb/> wenn sie z. B. Schmidhaminers köstliche Rotkäppchenbilder und die vielen anderen<lb/> unter ihren Händen Gestalt annehmen sehen. Datz sie gezwungen sind, vorher<lb/> die Bilder sich auch in den Einzelheiten genau anzusehen und einzuprägen, ist der<lb/> erzieherische Vorteil dabei. Noch Kleineren wird in dem „Farbendomino" ein<lb/> leichtes und unterhaltendes Mittel geboten, sich an den Unterschied der Farben zu<lb/> gewöhnen und ihre Namen zu lernen, während die mit Augen versehene Rückseite<lb/> der Platten das Spiel auch für Größere geeignet macht (M. 1.20). Sehr beliebt<lb/> sind serner die Quartettspiele, deren Scholz eine große Anzahl in künstlerischer<lb/> Ausstattung vorrätig hat (durchweg M. 1.20 bis M. 1.50). Auch da haben so<lb/> tüchtige Zeichner wie Cifsarz, Mickelait u. a. am Werke mitgeholfen. Das nützte<lb/> schon ein rechter Griesgram sein, den bei dem „Luftiger Quartett" Schmid-<lb/> Hammers nicht ein befreiendes Lachen ankäme. Lehrhaftere Zwecke, im Ver¬<lb/> folg eines unterhaltenden Spieles, streben das „Zitatenquartett", „Führer der<lb/> Menschheit", „Deutsche Städte", „Berühmte Gemälde" und viele andere an. Man<lb/> staunt, welche Fülle des Anregenden da für billiges Geld geboten ist, und der<lb/> Schulunterricht wird davon Nutzen ziehen. Auch für die älteren Spielarten hat<lb/> Scholz beste Namen herangezogen; wir nennen von Otzwald das „Zirkusspiel"<lb/> (M. 3.—), das „Belagerungsspiel" und ähnliche. Von Otzwald fehlt auch ein<lb/> „Tierlotto" nicht (M. 3,50); doch hat der Künstler darin nicht immer eine glückliche<lb/> Hand gezeigt. Bewußt der Belehrung dienstbar macht C. Mickelait das Spiel in<lb/> seinem „Geschichtlichen" und seinem mit einer übersichtlichen Erdkarte versehenen<lb/> „Geographischen Frage- und Antwortspiel" (je M. 3.50), wobei auch wirtschaftliche<lb/> Fragen belebend in den Vordergrund treten. Von den Neisespielen, die sich über<lb/> Deutschland erstrecken, liegt mir die „Rheinreise" vor, deren farbige Zeichnungen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0482]
Unterm Weihnachtsbaum
spielen" im Winter leben da altbekannte vertraute Weisen und auch weniger ver¬
breitete Lieder auf, für deren vortreffliche Auswahl der Name des Herausgebers
bürgt. Dem dritten, in Vorbereitung befindlichen Bande sehen wir erwartungsvoll
entgegen. — Wenigstens die Melodien einer größeren Anzahl Lieder finden wir
in der von Maria Kühn ausgewählten Sammlung „Macht auf das Tor, Alte
deutsche Kinderlieder, Reime und Singspiele", die in der bekannten Sammlung
der „Blauen Bücher" im Verlage von Karl Robert Langewiesche in Düsseldorf
zum Preise von M. 1.80 (Lbd. M. 3.—) in veränderter Neuauflage vorliegen.
Nur altes Volksgut im strengeren Sinne wurde aufgenommen und eine nach
Inhalt und Ausstattung mustergültige Sammlung geschaffen, wie wir sie jeder
jungen Mutter in die Hand wünschen, die von den ersten Wiegen- und Koseliedern
an bis zu den Spielen älterer Kinder hier reiches Material findet. Die diskreten
Zeichnungen von Stefanie Langewiesche fügen sich dem Werke harmonisch ein.
Von den Bilderbüchern zu den Spielen ist nur ein kleiner Schritt. Die
Ideen der künstlerischen Bewegung der letzten Jahre auch auf diesem Gebiete zur
Anwendung zu bringen, ist dringende Forderung, wie sich hier auch phantasie¬
vollen, beobachtenden und denkenden Eltern und Kindersreunden ein reiches Feld
der Betätigung erschließt, da die Verleger neuen Anregungen gern zugängig sind.
An der Spitze steht auch hier der Verlag von Joseph Scholz in Mainz. Eine
Anzahl seiner schönen Bilderfolgen aus den Märchen- und Kinderbüchern als
Legespiele den Kindern zu unterbreiten, die an die vertrauten Bilder mit besonderem
Interesse herantreten, lag nahe; man nutz den Jubel der Kleinen miterleben,
wenn sie z. B. Schmidhaminers köstliche Rotkäppchenbilder und die vielen anderen
unter ihren Händen Gestalt annehmen sehen. Datz sie gezwungen sind, vorher
die Bilder sich auch in den Einzelheiten genau anzusehen und einzuprägen, ist der
erzieherische Vorteil dabei. Noch Kleineren wird in dem „Farbendomino" ein
leichtes und unterhaltendes Mittel geboten, sich an den Unterschied der Farben zu
gewöhnen und ihre Namen zu lernen, während die mit Augen versehene Rückseite
der Platten das Spiel auch für Größere geeignet macht (M. 1.20). Sehr beliebt
sind serner die Quartettspiele, deren Scholz eine große Anzahl in künstlerischer
Ausstattung vorrätig hat (durchweg M. 1.20 bis M. 1.50). Auch da haben so
tüchtige Zeichner wie Cifsarz, Mickelait u. a. am Werke mitgeholfen. Das nützte
schon ein rechter Griesgram sein, den bei dem „Luftiger Quartett" Schmid-
Hammers nicht ein befreiendes Lachen ankäme. Lehrhaftere Zwecke, im Ver¬
folg eines unterhaltenden Spieles, streben das „Zitatenquartett", „Führer der
Menschheit", „Deutsche Städte", „Berühmte Gemälde" und viele andere an. Man
staunt, welche Fülle des Anregenden da für billiges Geld geboten ist, und der
Schulunterricht wird davon Nutzen ziehen. Auch für die älteren Spielarten hat
Scholz beste Namen herangezogen; wir nennen von Otzwald das „Zirkusspiel"
(M. 3.—), das „Belagerungsspiel" und ähnliche. Von Otzwald fehlt auch ein
„Tierlotto" nicht (M. 3,50); doch hat der Künstler darin nicht immer eine glückliche
Hand gezeigt. Bewußt der Belehrung dienstbar macht C. Mickelait das Spiel in
seinem „Geschichtlichen" und seinem mit einer übersichtlichen Erdkarte versehenen
„Geographischen Frage- und Antwortspiel" (je M. 3.50), wobei auch wirtschaftliche
Fragen belebend in den Vordergrund treten. Von den Neisespielen, die sich über
Deutschland erstrecken, liegt mir die „Rheinreise" vor, deren farbige Zeichnungen
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