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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

wird dem Zaren klar zu machen versucht, daß er aller inneren Schwierigkeiten
durch einen siegreichen Krieg Herr werden könnte -- übrigens ein Argument,
das leider auch bei uns immer häufiger zugunsten eines Krieges ins Feld
geführt wird. Dieser Nebenumstände muß man sich erinnern, will man sich
ein Bild vom Ernst der Lage machen. Nicht bei Österreich-Ungarn, oder gar
bei Deutschland liegt die Entscheidung darüber, ob Krieg oder Frieden sein soll,
sondern allein bei Rußland. Rußland hat es heute noch in der Hand Serbien
zurückzurufen, Nußland kann es verhindern, daß Österreich gezwungen wird,
das von Truppen entblößte Belgrad zu besetzen. Es steht bei Nußland, ob
es bereit ist, den Einmarsch der schwarzgelben in Novibazar mit dem Einfall
in Galizien zu beantworten. Und allein durch diese Zusammenhänge und
nicht durch mehr oder minder wahrscheinliche Aussichten in Kleinasien wird
Deutschlands Stellung in dem Konflikt bestimmt. Wird Österreich' Ungarn
von Rußland augegriffen, dann tritt für Deutschland der ca8U8 koecionZ in
Kraft und weder in der deutschen Diplomatie noch im Großen Generalstabe
dürfte jemand auf den Gedanken kommen, dieser Verpflichtung auszuweichen,
auch wenn durch den Krieg für Deutschland eine Erweiterung seines Länder¬
besitzes nicht abfiele. Ein stegreicher Krieg Schulter an Schulter mit Österreich
gegen Rußland würde große sichtbare Ergebnisse nicht zeitigen, wohl aber solche,
auf die wir dennoch stolz sein könnten und die am besten zusammenzufassen
wären in den Satz: engere Verbindung mit Österreich in Mitteleuropa. In
der Weltwirtschaft würden diejenigen die meisten Vorteile von dem Kriege
h G. Cl. aben, die sich an ihm nicht beteiligten!




verantwortlich! der Herausgeber George Tleinow in Schöneberg, -- MannsKiptfenduugen und Buche werde" erbeten nntrr der Adresse:
"" den Herausgeber der Grenzbotrn in Frieden"" bei Berlin, Hcdwigftr. l". Fernsprecher der Schrittleitung! Amt M>la"d ZKM, de" Verlag": Amt Lutjow Sblll,
Verlag- Verlag der Br-nzboten Si, in, b. H> in Berlin SV. 11.
Druck! .Der Reichsbote" B. --, b, H, in Berlin LV.II. Dessauer Strad" SS/Z7.


Reichsspiegel

wird dem Zaren klar zu machen versucht, daß er aller inneren Schwierigkeiten
durch einen siegreichen Krieg Herr werden könnte — übrigens ein Argument,
das leider auch bei uns immer häufiger zugunsten eines Krieges ins Feld
geführt wird. Dieser Nebenumstände muß man sich erinnern, will man sich
ein Bild vom Ernst der Lage machen. Nicht bei Österreich-Ungarn, oder gar
bei Deutschland liegt die Entscheidung darüber, ob Krieg oder Frieden sein soll,
sondern allein bei Rußland. Rußland hat es heute noch in der Hand Serbien
zurückzurufen, Nußland kann es verhindern, daß Österreich gezwungen wird,
das von Truppen entblößte Belgrad zu besetzen. Es steht bei Nußland, ob
es bereit ist, den Einmarsch der schwarzgelben in Novibazar mit dem Einfall
in Galizien zu beantworten. Und allein durch diese Zusammenhänge und
nicht durch mehr oder minder wahrscheinliche Aussichten in Kleinasien wird
Deutschlands Stellung in dem Konflikt bestimmt. Wird Österreich' Ungarn
von Rußland augegriffen, dann tritt für Deutschland der ca8U8 koecionZ in
Kraft und weder in der deutschen Diplomatie noch im Großen Generalstabe
dürfte jemand auf den Gedanken kommen, dieser Verpflichtung auszuweichen,
auch wenn durch den Krieg für Deutschland eine Erweiterung seines Länder¬
besitzes nicht abfiele. Ein stegreicher Krieg Schulter an Schulter mit Österreich
gegen Rußland würde große sichtbare Ergebnisse nicht zeitigen, wohl aber solche,
auf die wir dennoch stolz sein könnten und die am besten zusammenzufassen
wären in den Satz: engere Verbindung mit Österreich in Mitteleuropa. In
der Weltwirtschaft würden diejenigen die meisten Vorteile von dem Kriege
h G. Cl. aben, die sich an ihm nicht beteiligten!




verantwortlich! der Herausgeber George Tleinow in Schöneberg, — MannsKiptfenduugen und Buche werde» erbeten nntrr der Adresse:
«» den Herausgeber der Grenzbotrn in Frieden»» bei Berlin, Hcdwigftr. l». Fernsprecher der Schrittleitung! Amt M>la»d ZKM, de« Verlag«: Amt Lutjow Sblll,
Verlag- Verlag der Br-nzboten Si, in, b. H> in Berlin SV. 11.
Druck! .Der Reichsbote« B. --, b, H, in Berlin LV.II. Dessauer Strad» SS/Z7.


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[0451] Reichsspiegel wird dem Zaren klar zu machen versucht, daß er aller inneren Schwierigkeiten durch einen siegreichen Krieg Herr werden könnte — übrigens ein Argument, das leider auch bei uns immer häufiger zugunsten eines Krieges ins Feld geführt wird. Dieser Nebenumstände muß man sich erinnern, will man sich ein Bild vom Ernst der Lage machen. Nicht bei Österreich-Ungarn, oder gar bei Deutschland liegt die Entscheidung darüber, ob Krieg oder Frieden sein soll, sondern allein bei Rußland. Rußland hat es heute noch in der Hand Serbien zurückzurufen, Nußland kann es verhindern, daß Österreich gezwungen wird, das von Truppen entblößte Belgrad zu besetzen. Es steht bei Nußland, ob es bereit ist, den Einmarsch der schwarzgelben in Novibazar mit dem Einfall in Galizien zu beantworten. Und allein durch diese Zusammenhänge und nicht durch mehr oder minder wahrscheinliche Aussichten in Kleinasien wird Deutschlands Stellung in dem Konflikt bestimmt. Wird Österreich' Ungarn von Rußland augegriffen, dann tritt für Deutschland der ca8U8 koecionZ in Kraft und weder in der deutschen Diplomatie noch im Großen Generalstabe dürfte jemand auf den Gedanken kommen, dieser Verpflichtung auszuweichen, auch wenn durch den Krieg für Deutschland eine Erweiterung seines Länder¬ besitzes nicht abfiele. Ein stegreicher Krieg Schulter an Schulter mit Österreich gegen Rußland würde große sichtbare Ergebnisse nicht zeitigen, wohl aber solche, auf die wir dennoch stolz sein könnten und die am besten zusammenzufassen wären in den Satz: engere Verbindung mit Österreich in Mitteleuropa. In der Weltwirtschaft würden diejenigen die meisten Vorteile von dem Kriege h G. Cl. aben, die sich an ihm nicht beteiligten! verantwortlich! der Herausgeber George Tleinow in Schöneberg, — MannsKiptfenduugen und Buche werde» erbeten nntrr der Adresse: «» den Herausgeber der Grenzbotrn in Frieden»» bei Berlin, Hcdwigftr. l». Fernsprecher der Schrittleitung! Amt M>la»d ZKM, de« Verlag«: Amt Lutjow Sblll, Verlag- Verlag der Br-nzboten Si, in, b. H> in Berlin SV. 11. Druck! .Der Reichsbote« B. --, b, H, in Berlin LV.II. Dessauer Strad» SS/Z7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/451>, abgerufen am 15.01.2025.