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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

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mählicher Abbau kann in Frage kommen. Aber es werden doch wohl Ermäßigungen,
namentlich für die Textilindustrie sowie für die Eisen- und Stahlindustrie, ein¬
treten, die eine bedeutende Rückwirkung auf unseren Export ausüben können, nicht
sowohl in Zeiten einer Hochkonjunktur, in der diesseits wie jenseits des Ozeans
die Werke der Nachfrage nicht gerecht werden können, als in den kommenden
Zeiten einer wirtschaftlichen Depression. Im Hintergrunde warten des Präsidenten
aber auch noch andere wirtschaftliche Aufgaben von kaum minderer Bedeutung.
Die Trustfrage, deren Lösung Roosevelt wie Taft mißlungen ist, verlangt einen
Angriff von anderer Seite, nämlich von der einer Revision des Aktienrechts.
Nur auf diese Weise dürfte es gelingen, der Willkürherrschaft der Finanzmagnaten
in den Kapitalgesellschaften die Spitze zu bieten. Und endlich harrt auch noch die
Organisation des Bankwesens einer Neuordnung. Von allen Kulturstaaten
besitzt Amerika die verfehlteste Bankverfassung. Sie ist so eingerichtet, daß sie
gerade dann versagen muß, wenn die kritisch gewordenen Verhältnisse aus dem
Geldmarkte und im Wirtschaftsleben die Unterstützung durch eine leistungsfähige
Zentralnotenbank dringend erfordern. Die fürchterliche Geldkrise des Jahres 1907
hat einen für Amerika selbst sehr schmerzlichen Beweis von der Unzulänglichkeit
der dortigen Bankverfassung geliefert. Gleichwohl ist es bisher nicht gelungen,
das Projekt einer Zentralnotenbank auf gesunder Grundlage durchzusetzen. Möge
dem neuen Präsidenten ein besserer Erfolg beschicken sein. Bei der bekannten
Solidarität der Geldmärkte der Welt haben auch wir das dringendste Interesse
daran, daß jenes für die Weltherrschaft so wichtige Zentrum seine Bankverfassung
derart regelt, daß nicht durch ein Versagen derselben Europa wie im Jahre 1907
Sxecwtor mit in den Strudel gerissen wird.




Verantwortlich: der H-rauSged-r George Tleinow in SchSnederg. -- Manustrtptsendungen und Brief" werden erbeten unter der Adresse:
Si" den Hrriiiisacber der Grcnzlwten in Frieden"" bei Berlin, Hcdwigstr. 1",
Fernsprecher der Schriftleitung! Amt llhland ZWO, d-S Verlags- Amt Lützow "610.
Verlag: Verlag der Brenzbot-n G. in. b.H. in Berlin SV. 11.
Druck: .Der Reichsbote" G. ". b. H. in Berlin SV. 11, Dessau-r Straße SK/37.


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mählicher Abbau kann in Frage kommen. Aber es werden doch wohl Ermäßigungen,
namentlich für die Textilindustrie sowie für die Eisen- und Stahlindustrie, ein¬
treten, die eine bedeutende Rückwirkung auf unseren Export ausüben können, nicht
sowohl in Zeiten einer Hochkonjunktur, in der diesseits wie jenseits des Ozeans
die Werke der Nachfrage nicht gerecht werden können, als in den kommenden
Zeiten einer wirtschaftlichen Depression. Im Hintergrunde warten des Präsidenten
aber auch noch andere wirtschaftliche Aufgaben von kaum minderer Bedeutung.
Die Trustfrage, deren Lösung Roosevelt wie Taft mißlungen ist, verlangt einen
Angriff von anderer Seite, nämlich von der einer Revision des Aktienrechts.
Nur auf diese Weise dürfte es gelingen, der Willkürherrschaft der Finanzmagnaten
in den Kapitalgesellschaften die Spitze zu bieten. Und endlich harrt auch noch die
Organisation des Bankwesens einer Neuordnung. Von allen Kulturstaaten
besitzt Amerika die verfehlteste Bankverfassung. Sie ist so eingerichtet, daß sie
gerade dann versagen muß, wenn die kritisch gewordenen Verhältnisse aus dem
Geldmarkte und im Wirtschaftsleben die Unterstützung durch eine leistungsfähige
Zentralnotenbank dringend erfordern. Die fürchterliche Geldkrise des Jahres 1907
hat einen für Amerika selbst sehr schmerzlichen Beweis von der Unzulänglichkeit
der dortigen Bankverfassung geliefert. Gleichwohl ist es bisher nicht gelungen,
das Projekt einer Zentralnotenbank auf gesunder Grundlage durchzusetzen. Möge
dem neuen Präsidenten ein besserer Erfolg beschicken sein. Bei der bekannten
Solidarität der Geldmärkte der Welt haben auch wir das dringendste Interesse
daran, daß jenes für die Weltherrschaft so wichtige Zentrum seine Bankverfassung
derart regelt, daß nicht durch ein Versagen derselben Europa wie im Jahre 1907
Sxecwtor mit in den Strudel gerissen wird.




Verantwortlich: der H-rauSged-r George Tleinow in SchSnederg. — Manustrtptsendungen und Brief« werden erbeten unter der Adresse:
Si« den Hrriiiisacber der Grcnzlwten in Frieden«« bei Berlin, Hcdwigstr. 1»,
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Druck: .Der Reichsbote" G. «. b. H. in Berlin SV. 11, Dessau-r Straße SK/37.


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[0399] Neichssxiegel mählicher Abbau kann in Frage kommen. Aber es werden doch wohl Ermäßigungen, namentlich für die Textilindustrie sowie für die Eisen- und Stahlindustrie, ein¬ treten, die eine bedeutende Rückwirkung auf unseren Export ausüben können, nicht sowohl in Zeiten einer Hochkonjunktur, in der diesseits wie jenseits des Ozeans die Werke der Nachfrage nicht gerecht werden können, als in den kommenden Zeiten einer wirtschaftlichen Depression. Im Hintergrunde warten des Präsidenten aber auch noch andere wirtschaftliche Aufgaben von kaum minderer Bedeutung. Die Trustfrage, deren Lösung Roosevelt wie Taft mißlungen ist, verlangt einen Angriff von anderer Seite, nämlich von der einer Revision des Aktienrechts. Nur auf diese Weise dürfte es gelingen, der Willkürherrschaft der Finanzmagnaten in den Kapitalgesellschaften die Spitze zu bieten. Und endlich harrt auch noch die Organisation des Bankwesens einer Neuordnung. Von allen Kulturstaaten besitzt Amerika die verfehlteste Bankverfassung. Sie ist so eingerichtet, daß sie gerade dann versagen muß, wenn die kritisch gewordenen Verhältnisse aus dem Geldmarkte und im Wirtschaftsleben die Unterstützung durch eine leistungsfähige Zentralnotenbank dringend erfordern. Die fürchterliche Geldkrise des Jahres 1907 hat einen für Amerika selbst sehr schmerzlichen Beweis von der Unzulänglichkeit der dortigen Bankverfassung geliefert. Gleichwohl ist es bisher nicht gelungen, das Projekt einer Zentralnotenbank auf gesunder Grundlage durchzusetzen. Möge dem neuen Präsidenten ein besserer Erfolg beschicken sein. Bei der bekannten Solidarität der Geldmärkte der Welt haben auch wir das dringendste Interesse daran, daß jenes für die Weltherrschaft so wichtige Zentrum seine Bankverfassung derart regelt, daß nicht durch ein Versagen derselben Europa wie im Jahre 1907 Sxecwtor mit in den Strudel gerissen wird. Verantwortlich: der H-rauSged-r George Tleinow in SchSnederg. — Manustrtptsendungen und Brief« werden erbeten unter der Adresse: Si« den Hrriiiisacber der Grcnzlwten in Frieden«« bei Berlin, Hcdwigstr. 1», Fernsprecher der Schriftleitung! Amt llhland ZWO, d-S Verlags- Amt Lützow «610. Verlag: Verlag der Brenzbot-n G. in. b.H. in Berlin SV. 11. Druck: .Der Reichsbote" G. «. b. H. in Berlin SV. 11, Dessau-r Straße SK/37.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/399>, abgerufen am 15.01.2025.