Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Koloniale Fortschritte müsse doch notwendig auf den Gedanken kommen, daß Dr. Sols zuzeiten Als Herr l)r. Sols ans Ruder kam, war seine erste Amtshandlung von , Sachlich irgend etwas über die Notwendigkeit reinlicher Rassenscheidung Daß die Reinhaltung der Rasse und des Volkstums die Grundbedingung Koloniale Fortschritte müsse doch notwendig auf den Gedanken kommen, daß Dr. Sols zuzeiten Als Herr l)r. Sols ans Ruder kam, war seine erste Amtshandlung von , Sachlich irgend etwas über die Notwendigkeit reinlicher Rassenscheidung Daß die Reinhaltung der Rasse und des Volkstums die Grundbedingung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0257" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322659"/> <fw type="header" place="top"> Koloniale Fortschritte</fw><lb/> <p xml:id="ID_1189" prev="#ID_1188"> müsse doch notwendig auf den Gedanken kommen, daß Dr. Sols zuzeiten<lb/> Dernburgs hier nicht Wandel schaffen durfte. Letztere Vermutung hat wenige<lb/> Wochen später eine überraschende Bestätigung erfahren, indem Staatssekretär<lb/> Sols gelegentlich einer Rede in Afrika erklärte, er sei schon seit fünf Jahren<lb/> bestrebt gewesen, in seinem Wirkungskreise Samoa eine reinliche Rassenscheidung<lb/> durch Verbot der Mischehen zu erreichen, sei aber in Berlin auf Widerstand<lb/> gestoßen. Und Herr Dernburg hat darauf nichts zu erwidern gehabt. Nach<lb/> obiger Feststellung ist kein Zweifel darüber möglich, was Dernburg getan hätte,<lb/> wenn ihm von einer starken Neichstagsmehrheit die Sanktion der Mischehen<lb/> auf dem Präsentierteller dargebracht worden wäre. Der damalige Reichstag<lb/> war glücklicherweise anderen Geistes Kind, um so leichter wäre es Dernburg,<lb/> wenn er wirklich über die Mischehenfrage desselben Sinnes wie Dr. Sols ge¬<lb/> wesen wäre, unter dem letzten Reichstag geworden, eine Regelung der Rassen¬<lb/> verhältnisse in den Kolonien, wie sie jetzt kommen wird, herbeizuführen. An<lb/> Anregungen dazu hat es nicht gefehlt. Anderseits gewinnt die Amtstätigkeit<lb/> Dr. Solfs auf Samoa ein neues Gesicht. Er hat im Hinblick auf die dortigen<lb/> Rassenverhältnisse jahrelang viel zu leiden gehabt und auch an dieser Stelle<lb/> Angriffe von rücksichtsloser Schärfe erfahren. Es scheint, daß man ihm viel<lb/> abzubitten hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1190"> Als Herr l)r. Sols ans Ruder kam, war seine erste Amtshandlung von<lb/> Belang das Verbot von Eheschließungen zwischen Weißen und Farbigen auf<lb/> Samoa, Gleichzeitig ließ er verlauten, daß das Verhältnis der beiden Rassen<lb/> in demselben Sinne in allen Kolonien generell geregelt werden solle. Dabei<lb/> blieb er trotz scharfer Angriffe im Reichstag und trotz jener Mehrheitsresolution,<lb/> welche die Mischehen in den Kolonien sanktionieren wollte. Und noch in Afrika<lb/> erklärte er unter lebhafter Zustimmung der weißen Bevölkerung, daß er von<lb/> seinem Standpunke nicht abweichen werde; außerdem sei die Zustimmung des<lb/> Bundesrath zum Mischehenbeschluß des Reichstags ausgeschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1191"> , Sachlich irgend etwas über die Notwendigkeit reinlicher Rassenscheidung<lb/> und das Verbot der Mischehen zu sagen, sollte eigentlich nicht notwendig sein<lb/> einem Volke gegenüber, das ein gut Teil der Welt kolonisiert und dabei seine<lb/> Nasse erhalten, sein Volkstum bewahrt hat. Man hat entweder Rassegefühl<lb/> oder man hat es nicht. Denjenigen, denen es fehlt und die dafür den lieben<lb/> Gott verantwortlich machen wollen, indem sie auf die Gebote des Christentums<lb/> hinweisen, sei gesagt, daß unser Herrgott verschiedene Nassen nicht zu dem Zweck<lb/> geschaffen hat, damit die Menschen sie vermischen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1192" next="#ID_1193"> Daß die Reinhaltung der Rasse und des Volkstums die Grundbedingung<lb/> jeder nationalen Kolonisation ist, sagt dem Gebildeten die Geschichte, dem ein¬<lb/> fachen Mann der gesunde Menschenverstand. Wer in doktrinärer Verblendung<lb/> rein mechanisch die Forderungen des Christentums über diejenigen der Nation<lb/> stellt, handelt nicht einmal im Interesse der christlichen Lehre, deren Hort gerade<lb/> diejenigen Völker sind, die sich rein erhalten haben. Wer sendet denn Vorzugs-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0257]
Koloniale Fortschritte
müsse doch notwendig auf den Gedanken kommen, daß Dr. Sols zuzeiten
Dernburgs hier nicht Wandel schaffen durfte. Letztere Vermutung hat wenige
Wochen später eine überraschende Bestätigung erfahren, indem Staatssekretär
Sols gelegentlich einer Rede in Afrika erklärte, er sei schon seit fünf Jahren
bestrebt gewesen, in seinem Wirkungskreise Samoa eine reinliche Rassenscheidung
durch Verbot der Mischehen zu erreichen, sei aber in Berlin auf Widerstand
gestoßen. Und Herr Dernburg hat darauf nichts zu erwidern gehabt. Nach
obiger Feststellung ist kein Zweifel darüber möglich, was Dernburg getan hätte,
wenn ihm von einer starken Neichstagsmehrheit die Sanktion der Mischehen
auf dem Präsentierteller dargebracht worden wäre. Der damalige Reichstag
war glücklicherweise anderen Geistes Kind, um so leichter wäre es Dernburg,
wenn er wirklich über die Mischehenfrage desselben Sinnes wie Dr. Sols ge¬
wesen wäre, unter dem letzten Reichstag geworden, eine Regelung der Rassen¬
verhältnisse in den Kolonien, wie sie jetzt kommen wird, herbeizuführen. An
Anregungen dazu hat es nicht gefehlt. Anderseits gewinnt die Amtstätigkeit
Dr. Solfs auf Samoa ein neues Gesicht. Er hat im Hinblick auf die dortigen
Rassenverhältnisse jahrelang viel zu leiden gehabt und auch an dieser Stelle
Angriffe von rücksichtsloser Schärfe erfahren. Es scheint, daß man ihm viel
abzubitten hat.
Als Herr l)r. Sols ans Ruder kam, war seine erste Amtshandlung von
Belang das Verbot von Eheschließungen zwischen Weißen und Farbigen auf
Samoa, Gleichzeitig ließ er verlauten, daß das Verhältnis der beiden Rassen
in demselben Sinne in allen Kolonien generell geregelt werden solle. Dabei
blieb er trotz scharfer Angriffe im Reichstag und trotz jener Mehrheitsresolution,
welche die Mischehen in den Kolonien sanktionieren wollte. Und noch in Afrika
erklärte er unter lebhafter Zustimmung der weißen Bevölkerung, daß er von
seinem Standpunke nicht abweichen werde; außerdem sei die Zustimmung des
Bundesrath zum Mischehenbeschluß des Reichstags ausgeschlossen.
, Sachlich irgend etwas über die Notwendigkeit reinlicher Rassenscheidung
und das Verbot der Mischehen zu sagen, sollte eigentlich nicht notwendig sein
einem Volke gegenüber, das ein gut Teil der Welt kolonisiert und dabei seine
Nasse erhalten, sein Volkstum bewahrt hat. Man hat entweder Rassegefühl
oder man hat es nicht. Denjenigen, denen es fehlt und die dafür den lieben
Gott verantwortlich machen wollen, indem sie auf die Gebote des Christentums
hinweisen, sei gesagt, daß unser Herrgott verschiedene Nassen nicht zu dem Zweck
geschaffen hat, damit die Menschen sie vermischen.
Daß die Reinhaltung der Rasse und des Volkstums die Grundbedingung
jeder nationalen Kolonisation ist, sagt dem Gebildeten die Geschichte, dem ein¬
fachen Mann der gesunde Menschenverstand. Wer in doktrinärer Verblendung
rein mechanisch die Forderungen des Christentums über diejenigen der Nation
stellt, handelt nicht einmal im Interesse der christlichen Lehre, deren Hort gerade
diejenigen Völker sind, die sich rein erhalten haben. Wer sendet denn Vorzugs-
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