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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

und ohne Erregung umgehen, um unbefangen
an die Sache selbst heranzutreten.

Die Verfasser weisen an der Hand von
Kinderaufsätzen nach, daß jede Zielsetzung,
jedes bestimmte, vom Lehrer gestellte Thema,
und mag es auch noch so sehr sich bemühen,
dem kindlichen Geiste sich anzupassen, dennoch
das Kind am unbefangenen Beobachten und
Erzählen hindert und seine Natürlichkeit in
Fesseln schlägt. Das Kind bleibt seiner Natur
nach beim Einzelerlebnis stehen, bei der Er¬
zählung eines solchen Einzelerlebnisses ent¬
wickelt es seinen "eigenen Stil", d. h. einen
Stil, der zunächst einfach berichtet, dann aber,
auf höherer Entwicklungsstufe, "gestaltet".
Das Gestalten des Erlebnisses, der Situation,
der Persönlichkeit erfolgt durch die Auswahl
und die Wiedergabe der am meisten charakte¬
ristischen Einzelheiten auf ganz natürlichem
Wege. Das Kind, das zum "eigenen Stil"
erzogen ist, verfällt darauf ebenso notwendig
und instinktiv wie der Künstler. Das Mittel,
das nach der Ansicht von Imsen und Lamszus
zum "eigenen Stile" erzieht, ist also der freie
Erlebnisaufsatz, der möglichst unter dem
frischen Eindrucke des Erlebten nieder¬
geschrieben wird und der zum Vorlesen in
der Klasse bestimmt ist.

Dieses Vorlesen der eigenen Aufsätze, das
von den Schülern der Verfasser selbständig
eingeübt wurde, scheint ein sehr fruchtbarer
Gedanke zu sein. Er führt die Kinder vom
eigenen Aufsatz und von dessen Anschaulichkeit
zum Verständnis des Kunstwerkes und dessen
Anschaulichkeit; eS ist in hervorragendem
Maße ein Mittel der Erziehung zu literarischer
Genußfähigkeit. Dieser Gedanke ist einer
weiteren Ausführung würdig, als er sie im
Kapitel "Vom Kinderaufsatz zum Kunstwerk"
bei den Verfassern zunächst gefunden hat.


[Spaltenumbruch]

Wesen der Stilerziehung und vom Werte des
freien Erlcbniscmfsatzes namentlich in? Aufsatz¬
unterricht der unteren und mittleren Klassen
höherer Schulen weitgehende Beachtung
fänden. Damit gewänne man gleichzeitig,
wie oben gesagt, ein ausgezeichnetes Mittel
für die Erziehung zum Kunstgenuß, zur
literarischen Genußfähigkeit, und der freie
Erlebnisaufsatz der unteren und mittleren
Klassen würde seine Wirkung in den? lite¬
rarischen Unterricht der Oberklassen geltend
machen.

Anderseits besteht die Aufgabe der höheren
Schule -- und darüber sind sich die Verfasser
anscheinend nicht recht klar -- nicht nur darin,
die Schüler zum "eigenen Stil" zu erziehen,
die Aufsätze der Oberklassen sind nicht nur
Stilübungen, sondern auch Denkübungen.
Daher werden gerade dort die Themenaufsätze
immer ihre Stelle behalten müssen. Aller¬
dings stellen diese Themenaufsätze nur dann
den Schüler vor eine dankbare und seinen
Kräften angepaßte Aufgabe, wenn der Lehrer
auch bei ihnen nach einem Grundsatze handelt,
der auch von Imsen und Lamszus aufgestellt
wird, der aber schon längst zum methodischen
Gute auch des höheren Lehrerstandes gehört:
"Erst der Aufsatz, dann die Überschrift." Der
Aufsatz muß aus dem Unterrichte, z. B. aus
der Besprechung eines Kunstwerkes, von selber
und natürlich herauswachsen, das Thema, die
Überschrift sich dann von selber ergeben,
dann schreibt auch hier schließlich der Schüler
nur ein Erlebnis nieder z allerdings kein äußeres,
keines, das aus äußerer Handlung besteht,
sondern ein geistiges, ein inneres Erlebnis.

Ich glaube, daß die höhere Schule die
Gedanken von Imsen und Lamszus sehr
Wohl berücksichtigen und verwerten kann, ohne
auf den oberen Klassen jenen tieferen, jenen
geistigen Erlebnisaufsatz und die Schulung
des Denkens, die er bewirkt, aufgeben zu
müssen. Vielmehr scheint mir gerade hier¬
durch das Mehr bezeichnet zu werden, das
die höhere Schule gegenüber der Volksschule
Dr. w. Warstat- leisten soll.

[Ende Spaltensatz]

schenswert, daß die Ansicht der Verfasser vom




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

und ohne Erregung umgehen, um unbefangen
an die Sache selbst heranzutreten.

Die Verfasser weisen an der Hand von
Kinderaufsätzen nach, daß jede Zielsetzung,
jedes bestimmte, vom Lehrer gestellte Thema,
und mag es auch noch so sehr sich bemühen,
dem kindlichen Geiste sich anzupassen, dennoch
das Kind am unbefangenen Beobachten und
Erzählen hindert und seine Natürlichkeit in
Fesseln schlägt. Das Kind bleibt seiner Natur
nach beim Einzelerlebnis stehen, bei der Er¬
zählung eines solchen Einzelerlebnisses ent¬
wickelt es seinen „eigenen Stil", d. h. einen
Stil, der zunächst einfach berichtet, dann aber,
auf höherer Entwicklungsstufe, „gestaltet".
Das Gestalten des Erlebnisses, der Situation,
der Persönlichkeit erfolgt durch die Auswahl
und die Wiedergabe der am meisten charakte¬
ristischen Einzelheiten auf ganz natürlichem
Wege. Das Kind, das zum „eigenen Stil"
erzogen ist, verfällt darauf ebenso notwendig
und instinktiv wie der Künstler. Das Mittel,
das nach der Ansicht von Imsen und Lamszus
zum „eigenen Stile" erzieht, ist also der freie
Erlebnisaufsatz, der möglichst unter dem
frischen Eindrucke des Erlebten nieder¬
geschrieben wird und der zum Vorlesen in
der Klasse bestimmt ist.

Dieses Vorlesen der eigenen Aufsätze, das
von den Schülern der Verfasser selbständig
eingeübt wurde, scheint ein sehr fruchtbarer
Gedanke zu sein. Er führt die Kinder vom
eigenen Aufsatz und von dessen Anschaulichkeit
zum Verständnis des Kunstwerkes und dessen
Anschaulichkeit; eS ist in hervorragendem
Maße ein Mittel der Erziehung zu literarischer
Genußfähigkeit. Dieser Gedanke ist einer
weiteren Ausführung würdig, als er sie im
Kapitel „Vom Kinderaufsatz zum Kunstwerk"
bei den Verfassern zunächst gefunden hat.


[Spaltenumbruch]

Wesen der Stilerziehung und vom Werte des
freien Erlcbniscmfsatzes namentlich in? Aufsatz¬
unterricht der unteren und mittleren Klassen
höherer Schulen weitgehende Beachtung
fänden. Damit gewänne man gleichzeitig,
wie oben gesagt, ein ausgezeichnetes Mittel
für die Erziehung zum Kunstgenuß, zur
literarischen Genußfähigkeit, und der freie
Erlebnisaufsatz der unteren und mittleren
Klassen würde seine Wirkung in den? lite¬
rarischen Unterricht der Oberklassen geltend
machen.

Anderseits besteht die Aufgabe der höheren
Schule — und darüber sind sich die Verfasser
anscheinend nicht recht klar — nicht nur darin,
die Schüler zum „eigenen Stil" zu erziehen,
die Aufsätze der Oberklassen sind nicht nur
Stilübungen, sondern auch Denkübungen.
Daher werden gerade dort die Themenaufsätze
immer ihre Stelle behalten müssen. Aller¬
dings stellen diese Themenaufsätze nur dann
den Schüler vor eine dankbare und seinen
Kräften angepaßte Aufgabe, wenn der Lehrer
auch bei ihnen nach einem Grundsatze handelt,
der auch von Imsen und Lamszus aufgestellt
wird, der aber schon längst zum methodischen
Gute auch des höheren Lehrerstandes gehört:
„Erst der Aufsatz, dann die Überschrift." Der
Aufsatz muß aus dem Unterrichte, z. B. aus
der Besprechung eines Kunstwerkes, von selber
und natürlich herauswachsen, das Thema, die
Überschrift sich dann von selber ergeben,
dann schreibt auch hier schließlich der Schüler
nur ein Erlebnis nieder z allerdings kein äußeres,
keines, das aus äußerer Handlung besteht,
sondern ein geistiges, ein inneres Erlebnis.

Ich glaube, daß die höhere Schule die
Gedanken von Imsen und Lamszus sehr
Wohl berücksichtigen und verwerten kann, ohne
auf den oberen Klassen jenen tieferen, jenen
geistigen Erlebnisaufsatz und die Schulung
des Denkens, die er bewirkt, aufgeben zu
müssen. Vielmehr scheint mir gerade hier¬
durch das Mehr bezeichnet zu werden, das
die höhere Schule gegenüber der Volksschule
Dr. w. Warstat- leisten soll.

[Ende Spaltensatz]

schenswert, daß die Ansicht der Verfasser vom




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[0054] Maßgebliches und Unmaßgebliches und ohne Erregung umgehen, um unbefangen an die Sache selbst heranzutreten. Die Verfasser weisen an der Hand von Kinderaufsätzen nach, daß jede Zielsetzung, jedes bestimmte, vom Lehrer gestellte Thema, und mag es auch noch so sehr sich bemühen, dem kindlichen Geiste sich anzupassen, dennoch das Kind am unbefangenen Beobachten und Erzählen hindert und seine Natürlichkeit in Fesseln schlägt. Das Kind bleibt seiner Natur nach beim Einzelerlebnis stehen, bei der Er¬ zählung eines solchen Einzelerlebnisses ent¬ wickelt es seinen „eigenen Stil", d. h. einen Stil, der zunächst einfach berichtet, dann aber, auf höherer Entwicklungsstufe, „gestaltet". Das Gestalten des Erlebnisses, der Situation, der Persönlichkeit erfolgt durch die Auswahl und die Wiedergabe der am meisten charakte¬ ristischen Einzelheiten auf ganz natürlichem Wege. Das Kind, das zum „eigenen Stil" erzogen ist, verfällt darauf ebenso notwendig und instinktiv wie der Künstler. Das Mittel, das nach der Ansicht von Imsen und Lamszus zum „eigenen Stile" erzieht, ist also der freie Erlebnisaufsatz, der möglichst unter dem frischen Eindrucke des Erlebten nieder¬ geschrieben wird und der zum Vorlesen in der Klasse bestimmt ist. Dieses Vorlesen der eigenen Aufsätze, das von den Schülern der Verfasser selbständig eingeübt wurde, scheint ein sehr fruchtbarer Gedanke zu sein. Er führt die Kinder vom eigenen Aufsatz und von dessen Anschaulichkeit zum Verständnis des Kunstwerkes und dessen Anschaulichkeit; eS ist in hervorragendem Maße ein Mittel der Erziehung zu literarischer Genußfähigkeit. Dieser Gedanke ist einer weiteren Ausführung würdig, als er sie im Kapitel „Vom Kinderaufsatz zum Kunstwerk" bei den Verfassern zunächst gefunden hat. Wesen der Stilerziehung und vom Werte des freien Erlcbniscmfsatzes namentlich in? Aufsatz¬ unterricht der unteren und mittleren Klassen höherer Schulen weitgehende Beachtung fänden. Damit gewänne man gleichzeitig, wie oben gesagt, ein ausgezeichnetes Mittel für die Erziehung zum Kunstgenuß, zur literarischen Genußfähigkeit, und der freie Erlebnisaufsatz der unteren und mittleren Klassen würde seine Wirkung in den? lite¬ rarischen Unterricht der Oberklassen geltend machen. Anderseits besteht die Aufgabe der höheren Schule — und darüber sind sich die Verfasser anscheinend nicht recht klar — nicht nur darin, die Schüler zum „eigenen Stil" zu erziehen, die Aufsätze der Oberklassen sind nicht nur Stilübungen, sondern auch Denkübungen. Daher werden gerade dort die Themenaufsätze immer ihre Stelle behalten müssen. Aller¬ dings stellen diese Themenaufsätze nur dann den Schüler vor eine dankbare und seinen Kräften angepaßte Aufgabe, wenn der Lehrer auch bei ihnen nach einem Grundsatze handelt, der auch von Imsen und Lamszus aufgestellt wird, der aber schon längst zum methodischen Gute auch des höheren Lehrerstandes gehört: „Erst der Aufsatz, dann die Überschrift." Der Aufsatz muß aus dem Unterrichte, z. B. aus der Besprechung eines Kunstwerkes, von selber und natürlich herauswachsen, das Thema, die Überschrift sich dann von selber ergeben, dann schreibt auch hier schließlich der Schüler nur ein Erlebnis nieder z allerdings kein äußeres, keines, das aus äußerer Handlung besteht, sondern ein geistiges, ein inneres Erlebnis. Ich glaube, daß die höhere Schule die Gedanken von Imsen und Lamszus sehr Wohl berücksichtigen und verwerten kann, ohne auf den oberen Klassen jenen tieferen, jenen geistigen Erlebnisaufsatz und die Schulung des Denkens, die er bewirkt, aufgeben zu müssen. Vielmehr scheint mir gerade hier¬ durch das Mehr bezeichnet zu werden, das die höhere Schule gegenüber der Volksschule Dr. w. Warstat- leisten soll. schenswert, daß die Ansicht der Verfasser vom

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/54>, abgerufen am 03.07.2024.