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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Das aber von König Friedrich Wilhelm dem
ZweitenI Ich dachte doch, König Friedrich
Wilhelm der Zweite sei im Jahre 1797 ge¬
storben I So betreiben die Gewährsmänner
des "Semigotha" Genealogie I Die Wahrheit
ist folgende, und diese soll in den vorliegenden,
ausschließlich der genealogischen Wahrheit
dienenden Berichten dem Leser nicht vorent¬
halten werden.

Es gibt ein uradeliges Geschlecht Treskow
oder Tresckvw, das dem märkischen Uradel
angehört und dessen gleichnamiges Stamm¬
haus bei NuPPin gelegen war. Es erscheint
mit Heinrich von Treskow im Jahre 1351
zum ersten Male urkundlich. Aus diesem
Geschlechte stammte Albert Sigismund Fried¬
rich von Treskow oder Tresckvw, geboren
1717, gestorben zu Halberstadt im Jahre
1767: Königlich Preußischer Geh. Justizrat,
Kanonikus zu Halberstadt, Nechtsritter des
Johanniterordens. Dieser Albert Sigismund
Friedrich lebte in einer 'Gewissensehe mit
Marie Elisabeth Mangelsdorf, die ihrerseits
aus einem bäuerlichen Geschlechte stammte,
zu Zcibakuk bei Milow im Jahre 1726 ge¬
boren und die Tochter eines Küsters war
(Albert Sigismund Friedrich war Herr auf
Milow!). Aus dieser Gewissensehe stammte
ein Sohn: Sigmund Otto Joseph, geboren
zu Milow am 16. März 1766, der also
rechtlich: "Mnngelsdorf" hieß, nach der Sitte
der Zeit aber den Geschlechtsnamen seines
Erzeugers führte, nämlich: "Treskow". Diese
Abstaminungsverhältnisse sind vollkommen
zweifellos nachgewiesen. Sie finden sich im
"Gothaischen Genealogischen Taschenbuch des
Uradels", Jahrg. 1904, S. 837, und im
"Gothaischen Genealogischen Taschenbuch der
Briefadeligen Häuser", Jahrg. 1908, S. 906
und Jahrg. 1912, S. 982. Den Taufschein
des Sigmund Otto Joseph, der Vater,
Mutter und die Tatsache der "Gewissensehe"
auf das Genaueste erkennen läßt, ist von mir
an zwei Stellen in wissenschaftlich-genealo¬
gischen Abhandlungen im Wortlaute veröffent¬
licht worden. Alles das weiß der "Semi¬

[Spaltenumbruch]

gotha" nicht, so daß eS hier recht schwer
fällt, an ein "Übersehen" zu glauben. Be¬
sagter Sigmund Otto Joseph ist nun identisch
mit dem angeblichen "Juden Tresilow",
nämlich dem "Armeelieferanten", der im
Jahre 1797, am 14. Januar, also ganz
richtig von König Friedrich Wilhelm dem
Zweiten, den Preußischen Erbadel durch
Diplom erhielt, und zwar mit einem, dem¬
jenigen der uradeligen Tresckow oder Treskow
nachgebildeten Wappen. Es zeigt nämlich
das Wappen der uradeligen Tresckow oder
Treskow: in Silber drei (zwei oben, einen
unten), nach rechts gekehrte schwarze Enten¬
köpfe mit goldenen Halsbändern, und das
Wappen des Diploms von 1797: in Silber,
innerhalb eines goldenen Schildes¬
randes drei (zwei oben, einen unten) silberne
Straußenköpfe. Der Helmschmuck der ur¬
adeligen Tresckow oder Treskow ist ein mit
Pfauenfedern besteckter Eulenkopf und der¬
jenige des Diploms von 1797 ein mit
Pfauenfedern besteckter Straußen kopf. Man
sieht also ganz deutlich, daß der goldene
Schildesrand und die Uniwandlung der
Entenköpfe in Straußenköpfe beliebt wurden,
um das briefadelige Geschlecht von 1797 von
dem uradeligen, aus dem es stammte, zu
unterscheiden. In dem Diplom von 1797
erfolgte die Adelscrhebnng nun unter den?
Namen "von Treskow" und seitdem hat das
uradelige Geschlecht Tresckow oder Treskow
allmählich die einheitliche Schreibweise:
"Tresckow " für sich selbst durchgeführt. Sigmund
Otto Joseph von TreSkow ist im Jahre 1825 zu
Owinsk, als Herr der Herrschaft Strzelce bei
Kutno und Owinsk bei Posen, ferner als
Kanonikus zu Magdeburg und Herford ge¬
storben und von ihm stammt das ganze
heutige Geschlecht Treskow ab, das also der
"Semigotha" ganz fälschlich zu Judenabkömm¬
lingen macht. Ihm gehört u. a. das bekannte
Mitglied des preußischen Hauses der Abgeord¬
neten: Sigismund von Treskow ans Friedrichs¬
felde bei Berlin usw. an.

Dr. Stephan Ueknle von Strndonitz [Ende Spaltensatz]


Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Das aber von König Friedrich Wilhelm dem
ZweitenI Ich dachte doch, König Friedrich
Wilhelm der Zweite sei im Jahre 1797 ge¬
storben I So betreiben die Gewährsmänner
des „Semigotha" Genealogie I Die Wahrheit
ist folgende, und diese soll in den vorliegenden,
ausschließlich der genealogischen Wahrheit
dienenden Berichten dem Leser nicht vorent¬
halten werden.

Es gibt ein uradeliges Geschlecht Treskow
oder Tresckvw, das dem märkischen Uradel
angehört und dessen gleichnamiges Stamm¬
haus bei NuPPin gelegen war. Es erscheint
mit Heinrich von Treskow im Jahre 1351
zum ersten Male urkundlich. Aus diesem
Geschlechte stammte Albert Sigismund Fried¬
rich von Treskow oder Tresckvw, geboren
1717, gestorben zu Halberstadt im Jahre
1767: Königlich Preußischer Geh. Justizrat,
Kanonikus zu Halberstadt, Nechtsritter des
Johanniterordens. Dieser Albert Sigismund
Friedrich lebte in einer 'Gewissensehe mit
Marie Elisabeth Mangelsdorf, die ihrerseits
aus einem bäuerlichen Geschlechte stammte,
zu Zcibakuk bei Milow im Jahre 1726 ge¬
boren und die Tochter eines Küsters war
(Albert Sigismund Friedrich war Herr auf
Milow!). Aus dieser Gewissensehe stammte
ein Sohn: Sigmund Otto Joseph, geboren
zu Milow am 16. März 1766, der also
rechtlich: „Mnngelsdorf" hieß, nach der Sitte
der Zeit aber den Geschlechtsnamen seines
Erzeugers führte, nämlich: „Treskow". Diese
Abstaminungsverhältnisse sind vollkommen
zweifellos nachgewiesen. Sie finden sich im
„Gothaischen Genealogischen Taschenbuch des
Uradels", Jahrg. 1904, S. 837, und im
„Gothaischen Genealogischen Taschenbuch der
Briefadeligen Häuser", Jahrg. 1908, S. 906
und Jahrg. 1912, S. 982. Den Taufschein
des Sigmund Otto Joseph, der Vater,
Mutter und die Tatsache der „Gewissensehe"
auf das Genaueste erkennen läßt, ist von mir
an zwei Stellen in wissenschaftlich-genealo¬
gischen Abhandlungen im Wortlaute veröffent¬
licht worden. Alles das weiß der „Semi¬

[Spaltenumbruch]

gotha" nicht, so daß eS hier recht schwer
fällt, an ein „Übersehen" zu glauben. Be¬
sagter Sigmund Otto Joseph ist nun identisch
mit dem angeblichen „Juden Tresilow",
nämlich dem „Armeelieferanten", der im
Jahre 1797, am 14. Januar, also ganz
richtig von König Friedrich Wilhelm dem
Zweiten, den Preußischen Erbadel durch
Diplom erhielt, und zwar mit einem, dem¬
jenigen der uradeligen Tresckow oder Treskow
nachgebildeten Wappen. Es zeigt nämlich
das Wappen der uradeligen Tresckow oder
Treskow: in Silber drei (zwei oben, einen
unten), nach rechts gekehrte schwarze Enten¬
köpfe mit goldenen Halsbändern, und das
Wappen des Diploms von 1797: in Silber,
innerhalb eines goldenen Schildes¬
randes drei (zwei oben, einen unten) silberne
Straußenköpfe. Der Helmschmuck der ur¬
adeligen Tresckow oder Treskow ist ein mit
Pfauenfedern besteckter Eulenkopf und der¬
jenige des Diploms von 1797 ein mit
Pfauenfedern besteckter Straußen kopf. Man
sieht also ganz deutlich, daß der goldene
Schildesrand und die Uniwandlung der
Entenköpfe in Straußenköpfe beliebt wurden,
um das briefadelige Geschlecht von 1797 von
dem uradeligen, aus dem es stammte, zu
unterscheiden. In dem Diplom von 1797
erfolgte die Adelscrhebnng nun unter den?
Namen „von Treskow" und seitdem hat das
uradelige Geschlecht Tresckow oder Treskow
allmählich die einheitliche Schreibweise:
„Tresckow " für sich selbst durchgeführt. Sigmund
Otto Joseph von TreSkow ist im Jahre 1825 zu
Owinsk, als Herr der Herrschaft Strzelce bei
Kutno und Owinsk bei Posen, ferner als
Kanonikus zu Magdeburg und Herford ge¬
storben und von ihm stammt das ganze
heutige Geschlecht Treskow ab, das also der
„Semigotha" ganz fälschlich zu Judenabkömm¬
lingen macht. Ihm gehört u. a. das bekannte
Mitglied des preußischen Hauses der Abgeord¬
neten: Sigismund von Treskow ans Friedrichs¬
felde bei Berlin usw. an.

Dr. Stephan Ueknle von Strndonitz [Ende Spaltensatz]


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[0444] Maßgebliches und Unmaßgebliches Das aber von König Friedrich Wilhelm dem ZweitenI Ich dachte doch, König Friedrich Wilhelm der Zweite sei im Jahre 1797 ge¬ storben I So betreiben die Gewährsmänner des „Semigotha" Genealogie I Die Wahrheit ist folgende, und diese soll in den vorliegenden, ausschließlich der genealogischen Wahrheit dienenden Berichten dem Leser nicht vorent¬ halten werden. Es gibt ein uradeliges Geschlecht Treskow oder Tresckvw, das dem märkischen Uradel angehört und dessen gleichnamiges Stamm¬ haus bei NuPPin gelegen war. Es erscheint mit Heinrich von Treskow im Jahre 1351 zum ersten Male urkundlich. Aus diesem Geschlechte stammte Albert Sigismund Fried¬ rich von Treskow oder Tresckvw, geboren 1717, gestorben zu Halberstadt im Jahre 1767: Königlich Preußischer Geh. Justizrat, Kanonikus zu Halberstadt, Nechtsritter des Johanniterordens. Dieser Albert Sigismund Friedrich lebte in einer 'Gewissensehe mit Marie Elisabeth Mangelsdorf, die ihrerseits aus einem bäuerlichen Geschlechte stammte, zu Zcibakuk bei Milow im Jahre 1726 ge¬ boren und die Tochter eines Küsters war (Albert Sigismund Friedrich war Herr auf Milow!). Aus dieser Gewissensehe stammte ein Sohn: Sigmund Otto Joseph, geboren zu Milow am 16. März 1766, der also rechtlich: „Mnngelsdorf" hieß, nach der Sitte der Zeit aber den Geschlechtsnamen seines Erzeugers führte, nämlich: „Treskow". Diese Abstaminungsverhältnisse sind vollkommen zweifellos nachgewiesen. Sie finden sich im „Gothaischen Genealogischen Taschenbuch des Uradels", Jahrg. 1904, S. 837, und im „Gothaischen Genealogischen Taschenbuch der Briefadeligen Häuser", Jahrg. 1908, S. 906 und Jahrg. 1912, S. 982. Den Taufschein des Sigmund Otto Joseph, der Vater, Mutter und die Tatsache der „Gewissensehe" auf das Genaueste erkennen läßt, ist von mir an zwei Stellen in wissenschaftlich-genealo¬ gischen Abhandlungen im Wortlaute veröffent¬ licht worden. Alles das weiß der „Semi¬ gotha" nicht, so daß eS hier recht schwer fällt, an ein „Übersehen" zu glauben. Be¬ sagter Sigmund Otto Joseph ist nun identisch mit dem angeblichen „Juden Tresilow", nämlich dem „Armeelieferanten", der im Jahre 1797, am 14. Januar, also ganz richtig von König Friedrich Wilhelm dem Zweiten, den Preußischen Erbadel durch Diplom erhielt, und zwar mit einem, dem¬ jenigen der uradeligen Tresckow oder Treskow nachgebildeten Wappen. Es zeigt nämlich das Wappen der uradeligen Tresckow oder Treskow: in Silber drei (zwei oben, einen unten), nach rechts gekehrte schwarze Enten¬ köpfe mit goldenen Halsbändern, und das Wappen des Diploms von 1797: in Silber, innerhalb eines goldenen Schildes¬ randes drei (zwei oben, einen unten) silberne Straußenköpfe. Der Helmschmuck der ur¬ adeligen Tresckow oder Treskow ist ein mit Pfauenfedern besteckter Eulenkopf und der¬ jenige des Diploms von 1797 ein mit Pfauenfedern besteckter Straußen kopf. Man sieht also ganz deutlich, daß der goldene Schildesrand und die Uniwandlung der Entenköpfe in Straußenköpfe beliebt wurden, um das briefadelige Geschlecht von 1797 von dem uradeligen, aus dem es stammte, zu unterscheiden. In dem Diplom von 1797 erfolgte die Adelscrhebnng nun unter den? Namen „von Treskow" und seitdem hat das uradelige Geschlecht Tresckow oder Treskow allmählich die einheitliche Schreibweise: „Tresckow " für sich selbst durchgeführt. Sigmund Otto Joseph von TreSkow ist im Jahre 1825 zu Owinsk, als Herr der Herrschaft Strzelce bei Kutno und Owinsk bei Posen, ferner als Kanonikus zu Magdeburg und Herford ge¬ storben und von ihm stammt das ganze heutige Geschlecht Treskow ab, das also der „Semigotha" ganz fälschlich zu Judenabkömm¬ lingen macht. Ihm gehört u. a. das bekannte Mitglied des preußischen Hauses der Abgeord¬ neten: Sigismund von Treskow ans Friedrichs¬ felde bei Berlin usw. an. Dr. Stephan Ueknle von Strndonitz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/444>, abgerufen am 22.07.2024.