Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Sprüche

gesunde neue Bedürfnisse weckt und den ganzen Menschen fördert.
Die Produktion von Gütern ist nicht Selbstzweck, noch weniger Mittel zum
Profit, sondern sie soll den Interessen einer gesunden Konsumtion dienen. Der
letzte Maßstab für den Wert der Produktion liegt also nicht in den Erwerbs¬
interessen der Produzenten oder in der Mehrung des Nationaleinkommens und
des Volkswohlstandes, sondern in den Bedürfnissen der Konsumenten, das heißt
der Gesamtheit.

Ansätze zu dieser Auffassung und Bewegungen, in denen sie sich betätigen,
sind bereits vorhanden; die meisten der oben genannten Reformbewegungen
gehören dahin. Es kommt nun darauf an, daß diese Anschauungen und
Strömungen vertieft, vereinheitlicht und zu einer großen Gesamtströmung zusammen¬
gefaßt werden. Die Bewegung aber muß von den Konsumenten ausgehen,
diese dabei in Gegensatz gestellt zu der produzierenden Industrie. Gemeinnützige
Organisationen sind, wie eben angeführt, ein Hauptmittel der Bewegung.
Ebenso wichtig aber ist die individuelle Reformarbeit eines jeden einzelnen. Die
Grundzüge einer solchen neuen Lebensführung versuchen wir im folgenden an¬
zudeuten. (Schluß folgt)



Sprüche

von Gruft Ludwig Schellenberg
Das ist die Gefahr am listigen Ruhm:
er macht dich zu fremdem Eigentum!
Wenn einer in seiner Dummheit beharrt,
so heißt es: der hat Eigenart.
Bewunderst du einen großen Mann,
dann zeige mir seine Fehler an;
erst wenn du die zu verstehen weißt,
verspürst du etwas von seineni Geist.


Grenzboten III 191253
Sprüche

gesunde neue Bedürfnisse weckt und den ganzen Menschen fördert.
Die Produktion von Gütern ist nicht Selbstzweck, noch weniger Mittel zum
Profit, sondern sie soll den Interessen einer gesunden Konsumtion dienen. Der
letzte Maßstab für den Wert der Produktion liegt also nicht in den Erwerbs¬
interessen der Produzenten oder in der Mehrung des Nationaleinkommens und
des Volkswohlstandes, sondern in den Bedürfnissen der Konsumenten, das heißt
der Gesamtheit.

Ansätze zu dieser Auffassung und Bewegungen, in denen sie sich betätigen,
sind bereits vorhanden; die meisten der oben genannten Reformbewegungen
gehören dahin. Es kommt nun darauf an, daß diese Anschauungen und
Strömungen vertieft, vereinheitlicht und zu einer großen Gesamtströmung zusammen¬
gefaßt werden. Die Bewegung aber muß von den Konsumenten ausgehen,
diese dabei in Gegensatz gestellt zu der produzierenden Industrie. Gemeinnützige
Organisationen sind, wie eben angeführt, ein Hauptmittel der Bewegung.
Ebenso wichtig aber ist die individuelle Reformarbeit eines jeden einzelnen. Die
Grundzüge einer solchen neuen Lebensführung versuchen wir im folgenden an¬
zudeuten. (Schluß folgt)



Sprüche

von Gruft Ludwig Schellenberg
Das ist die Gefahr am listigen Ruhm:
er macht dich zu fremdem Eigentum!
Wenn einer in seiner Dummheit beharrt,
so heißt es: der hat Eigenart.
Bewunderst du einen großen Mann,
dann zeige mir seine Fehler an;
erst wenn du die zu verstehen weißt,
verspürst du etwas von seineni Geist.


Grenzboten III 191253
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0425" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322172"/>
          <fw type="header" place="top"> Sprüche</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1735" prev="#ID_1734"> gesunde neue Bedürfnisse weckt und den ganzen Menschen fördert.<lb/>
Die Produktion von Gütern ist nicht Selbstzweck, noch weniger Mittel zum<lb/>
Profit, sondern sie soll den Interessen einer gesunden Konsumtion dienen. Der<lb/>
letzte Maßstab für den Wert der Produktion liegt also nicht in den Erwerbs¬<lb/>
interessen der Produzenten oder in der Mehrung des Nationaleinkommens und<lb/>
des Volkswohlstandes, sondern in den Bedürfnissen der Konsumenten, das heißt<lb/>
der Gesamtheit.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1736"> Ansätze zu dieser Auffassung und Bewegungen, in denen sie sich betätigen,<lb/>
sind bereits vorhanden; die meisten der oben genannten Reformbewegungen<lb/>
gehören dahin. Es kommt nun darauf an, daß diese Anschauungen und<lb/>
Strömungen vertieft, vereinheitlicht und zu einer großen Gesamtströmung zusammen¬<lb/>
gefaßt werden. Die Bewegung aber muß von den Konsumenten ausgehen,<lb/>
diese dabei in Gegensatz gestellt zu der produzierenden Industrie. Gemeinnützige<lb/>
Organisationen sind, wie eben angeführt, ein Hauptmittel der Bewegung.<lb/>
Ebenso wichtig aber ist die individuelle Reformarbeit eines jeden einzelnen. Die<lb/>
Grundzüge einer solchen neuen Lebensführung versuchen wir im folgenden an¬<lb/>
zudeuten. (Schluß folgt)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Sprüche</head><lb/>
          <note type="byline"> von Gruft Ludwig Schellenberg</note><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_9" type="poem" next="#POEMID_10">
            <l> Das ist die Gefahr am listigen Ruhm:<lb/>
er macht dich zu fremdem Eigentum!</l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_10" prev="#POEMID_9" type="poem" next="#POEMID_11">
            <l> Wenn einer in seiner Dummheit beharrt,<lb/>
so heißt es: der hat Eigenart.</l>
          </lg><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_11" prev="#POEMID_10" type="poem">
            <l> Bewunderst du einen großen Mann,<lb/>
dann zeige mir seine Fehler an;<lb/>
erst wenn du die zu verstehen weißt,<lb/>
verspürst du etwas von seineni Geist.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 191253</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0425] Sprüche gesunde neue Bedürfnisse weckt und den ganzen Menschen fördert. Die Produktion von Gütern ist nicht Selbstzweck, noch weniger Mittel zum Profit, sondern sie soll den Interessen einer gesunden Konsumtion dienen. Der letzte Maßstab für den Wert der Produktion liegt also nicht in den Erwerbs¬ interessen der Produzenten oder in der Mehrung des Nationaleinkommens und des Volkswohlstandes, sondern in den Bedürfnissen der Konsumenten, das heißt der Gesamtheit. Ansätze zu dieser Auffassung und Bewegungen, in denen sie sich betätigen, sind bereits vorhanden; die meisten der oben genannten Reformbewegungen gehören dahin. Es kommt nun darauf an, daß diese Anschauungen und Strömungen vertieft, vereinheitlicht und zu einer großen Gesamtströmung zusammen¬ gefaßt werden. Die Bewegung aber muß von den Konsumenten ausgehen, diese dabei in Gegensatz gestellt zu der produzierenden Industrie. Gemeinnützige Organisationen sind, wie eben angeführt, ein Hauptmittel der Bewegung. Ebenso wichtig aber ist die individuelle Reformarbeit eines jeden einzelnen. Die Grundzüge einer solchen neuen Lebensführung versuchen wir im folgenden an¬ zudeuten. (Schluß folgt) Sprüche von Gruft Ludwig Schellenberg Das ist die Gefahr am listigen Ruhm: er macht dich zu fremdem Eigentum! Wenn einer in seiner Dummheit beharrt, so heißt es: der hat Eigenart. Bewunderst du einen großen Mann, dann zeige mir seine Fehler an; erst wenn du die zu verstehen weißt, verspürst du etwas von seineni Geist. Grenzboten III 191253

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/425
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/425>, abgerufen am 03.07.2024.