Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


2w!se>isii Wasser' u, >VsIcI Sussei'se xesuncl xsleAsn. --
IZsi'onst fu> fils SoKuIIclasson, ciss l-i^iiK-'iAsii-,
l^nimsusi'-, ^ditur'isntsn " rlxsmon von. ^uoti Osmon"
Vo>'dö>'öitunA. -- Xlslno Xi-t^son. Qr-lluclllviio'', mati"
viciuolis'', slcislctisoksr' UntennIciKt. lZsr'um "cknsüs"
rL^nsicKsn clss ^isiss. -- Ser-fut" /^utsiLiit, -- Ont"
psnsion. -- XünpsnptlsZo nudo-" it^tliokoi' U.situnx.
- -
Wal'su in IVIsoKIb.
am IVlür'it^sSS.
!Uf^-s^

Innere Aolonisation!

in verschiedenen Aufsätze in den Grenzboten über innere Kolonisation,
Landflucht, ländliche Arbeiterfrage, Ansiedlungskommission und ver¬
wandte Fragen haben in der Presse Ostdeutschlands in wachsendem
Maße Beachtung gefunden und mir eine große Anzahl von Zu¬
schriften zustimmenden und ablehnenden Inhalts eingetragen.
Besonders aber hat der Aufsatz des Naumburger Arztes Schiele "Die Schicksals¬
stunde der deutschen Landwirtschaft" die Aufmerksamkeit erregt, die der Fort¬
entwicklung des Ostmarkenproblems nur förderlich sein kann. Die Frage der
inneren Kolonisation kann keine Parteifrage sein. Sie ist eine nationale Frage
von der ernstesten und weittragendsten Bedeutung. Sie berührt alle unsere
wirtschaftlichen und kulturellen Gebiete auf das empfindlichste, mögen sie sich
hinter Welt- oder Kolonialpolitik, Agrar- oder Jndustrievolitik verstecken oder
in sozialen Fragen oder solchen der Nationalität zum Vorschein kommen. Die
Frage der inneren Kolonisation nähert sich in ihrer Entwicklung dem Stadium,
in dem man sie als das brennendste Problem für das deutsche Volk bezeichnen wird.

Im Mittelpunkt des Problems steht die Frage: Wie schaffen wir eine
genügend zahlreiche deutsche Bevölkerung, um uns im Kampfe der Völker um
die Existenz nicht etwa über See sondern auf dem Kontinent über die kurze
Spanne von drei oder vier Generationen hinaus erhalten zu können?

Allein schon durch die Fragestellung wird es klar, um welche große Auf¬
gabe es sich hier handelt. Es ist in der Tat eine Aufgabe, die sehr wohl
geeignet sein könnte, Einzelinteressen der verschiedenen Bevölkerungsschichten und
der einzelnen Gewerbe zugunsten eines allgemeinen großen Volksinteresses zurück¬
treten zu lassen. Angesichts dieser Tatsache kann ich mir daher nicht denken,
daß die konservative Partei sich mit den Äußerungen solcher Organe identifiziert,
die eine ernsthafte Behandlung des Problems als eine Ausgeburt liberalen Partei-
Haffes gegen die Konservativen bezeichnen. Die Frage auf den Parteikarren
laden zu wollen, bedeutete ihre Preisgabe. Keine Partei wäre allein imstande,


Grenzboten III 1912 44


2w!se>isii Wasser' u, >VsIcI Sussei'se xesuncl xsleAsn. —
IZsi'onst fu> fils SoKuIIclasson, ciss l-i^iiK-'iAsii-,
l^nimsusi'-, ^ditur'isntsn » rlxsmon von. ^uoti Osmon»
Vo>'dö>'öitunA. — Xlslno Xi-t^son. Qr-lluclllviio'', mati»
viciuolis'', slcislctisoksr' UntennIciKt. lZsr'um «cknsüs»
rL^nsicKsn clss ^isiss. — Ser-fut« /^utsiLiit, — Ont«
psnsion. — XünpsnptlsZo nudo-» it^tliokoi' U.situnx.
- -
Wal'su in IVIsoKIb.
am IVlür'it^sSS.
!Uf^-s^

Innere Aolonisation!

in verschiedenen Aufsätze in den Grenzboten über innere Kolonisation,
Landflucht, ländliche Arbeiterfrage, Ansiedlungskommission und ver¬
wandte Fragen haben in der Presse Ostdeutschlands in wachsendem
Maße Beachtung gefunden und mir eine große Anzahl von Zu¬
schriften zustimmenden und ablehnenden Inhalts eingetragen.
Besonders aber hat der Aufsatz des Naumburger Arztes Schiele „Die Schicksals¬
stunde der deutschen Landwirtschaft" die Aufmerksamkeit erregt, die der Fort¬
entwicklung des Ostmarkenproblems nur förderlich sein kann. Die Frage der
inneren Kolonisation kann keine Parteifrage sein. Sie ist eine nationale Frage
von der ernstesten und weittragendsten Bedeutung. Sie berührt alle unsere
wirtschaftlichen und kulturellen Gebiete auf das empfindlichste, mögen sie sich
hinter Welt- oder Kolonialpolitik, Agrar- oder Jndustrievolitik verstecken oder
in sozialen Fragen oder solchen der Nationalität zum Vorschein kommen. Die
Frage der inneren Kolonisation nähert sich in ihrer Entwicklung dem Stadium,
in dem man sie als das brennendste Problem für das deutsche Volk bezeichnen wird.

Im Mittelpunkt des Problems steht die Frage: Wie schaffen wir eine
genügend zahlreiche deutsche Bevölkerung, um uns im Kampfe der Völker um
die Existenz nicht etwa über See sondern auf dem Kontinent über die kurze
Spanne von drei oder vier Generationen hinaus erhalten zu können?

Allein schon durch die Fragestellung wird es klar, um welche große Auf¬
gabe es sich hier handelt. Es ist in der Tat eine Aufgabe, die sehr wohl
geeignet sein könnte, Einzelinteressen der verschiedenen Bevölkerungsschichten und
der einzelnen Gewerbe zugunsten eines allgemeinen großen Volksinteresses zurück¬
treten zu lassen. Angesichts dieser Tatsache kann ich mir daher nicht denken,
daß die konservative Partei sich mit den Äußerungen solcher Organe identifiziert,
die eine ernsthafte Behandlung des Problems als eine Ausgeburt liberalen Partei-
Haffes gegen die Konservativen bezeichnen. Die Frage auf den Parteikarren
laden zu wollen, bedeutete ihre Preisgabe. Keine Partei wäre allein imstande,


Grenzboten III 1912 44
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="corrigenda" n="1">
          <pb facs="#f0353" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322100"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341895_321746/figures/grenzboten_341895_321746_322100_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> 2w!se&gt;isii Wasser' u, &gt;VsIcI Sussei'se xesuncl xsleAsn. &#x2014;<lb/>
IZsi'onst fu&gt; fils SoKuIIclasson, ciss l-i^iiK-'iAsii-,<lb/>
l^nimsusi'-, ^ditur'isntsn » rlxsmon von. ^uoti Osmon»<lb/>
Vo&gt;'dö&gt;'öitunA. &#x2014; Xlslno Xi-t^son. Qr-lluclllviio'', mati»<lb/>
viciuolis'', slcislctisoksr' UntennIciKt. lZsr'um «cknsüs»<lb/>
rL^nsicKsn clss ^isiss. &#x2014; Ser-fut« /^utsiLiit, &#x2014; Ont«<lb/>
psnsion. &#x2014; XünpsnptlsZo nudo-» it^tliokoi' U.situnx.<lb/>
- -<lb/>
Wal'su in IVIsoKIb.<lb/>
am IVlür'it^sSS.<lb/>
!Uf^-s^</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Innere Aolonisation!</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1504"> in verschiedenen Aufsätze in den Grenzboten über innere Kolonisation,<lb/>
Landflucht, ländliche Arbeiterfrage, Ansiedlungskommission und ver¬<lb/>
wandte Fragen haben in der Presse Ostdeutschlands in wachsendem<lb/>
Maße Beachtung gefunden und mir eine große Anzahl von Zu¬<lb/>
schriften zustimmenden und ablehnenden Inhalts eingetragen.<lb/>
Besonders aber hat der Aufsatz des Naumburger Arztes Schiele &#x201E;Die Schicksals¬<lb/>
stunde der deutschen Landwirtschaft" die Aufmerksamkeit erregt, die der Fort¬<lb/>
entwicklung des Ostmarkenproblems nur förderlich sein kann. Die Frage der<lb/>
inneren Kolonisation kann keine Parteifrage sein. Sie ist eine nationale Frage<lb/>
von der ernstesten und weittragendsten Bedeutung. Sie berührt alle unsere<lb/>
wirtschaftlichen und kulturellen Gebiete auf das empfindlichste, mögen sie sich<lb/>
hinter Welt- oder Kolonialpolitik, Agrar- oder Jndustrievolitik verstecken oder<lb/>
in sozialen Fragen oder solchen der Nationalität zum Vorschein kommen. Die<lb/>
Frage der inneren Kolonisation nähert sich in ihrer Entwicklung dem Stadium,<lb/>
in dem man sie als das brennendste Problem für das deutsche Volk bezeichnen wird.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1505"> Im Mittelpunkt des Problems steht die Frage: Wie schaffen wir eine<lb/>
genügend zahlreiche deutsche Bevölkerung, um uns im Kampfe der Völker um<lb/>
die Existenz nicht etwa über See sondern auf dem Kontinent über die kurze<lb/>
Spanne von drei oder vier Generationen hinaus erhalten zu können?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1506" next="#ID_1507"> Allein schon durch die Fragestellung wird es klar, um welche große Auf¬<lb/>
gabe es sich hier handelt. Es ist in der Tat eine Aufgabe, die sehr wohl<lb/>
geeignet sein könnte, Einzelinteressen der verschiedenen Bevölkerungsschichten und<lb/>
der einzelnen Gewerbe zugunsten eines allgemeinen großen Volksinteresses zurück¬<lb/>
treten zu lassen. Angesichts dieser Tatsache kann ich mir daher nicht denken,<lb/>
daß die konservative Partei sich mit den Äußerungen solcher Organe identifiziert,<lb/>
die eine ernsthafte Behandlung des Problems als eine Ausgeburt liberalen Partei-<lb/>
Haffes gegen die Konservativen bezeichnen. Die Frage auf den Parteikarren<lb/>
laden zu wollen, bedeutete ihre Preisgabe. Keine Partei wäre allein imstande,</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1912 44</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0353] [Abbildung] 2w!se>isii Wasser' u, >VsIcI Sussei'se xesuncl xsleAsn. — IZsi'onst fu> fils SoKuIIclasson, ciss l-i^iiK-'iAsii-, l^nimsusi'-, ^ditur'isntsn » rlxsmon von. ^uoti Osmon» Vo>'dö>'öitunA. — Xlslno Xi-t^son. Qr-lluclllviio'', mati» viciuolis'', slcislctisoksr' UntennIciKt. lZsr'um «cknsüs» rL^nsicKsn clss ^isiss. — Ser-fut« /^utsiLiit, — Ont« psnsion. — XünpsnptlsZo nudo-» it^tliokoi' U.situnx. - - Wal'su in IVIsoKIb. am IVlür'it^sSS. !Uf^-s^ Innere Aolonisation! in verschiedenen Aufsätze in den Grenzboten über innere Kolonisation, Landflucht, ländliche Arbeiterfrage, Ansiedlungskommission und ver¬ wandte Fragen haben in der Presse Ostdeutschlands in wachsendem Maße Beachtung gefunden und mir eine große Anzahl von Zu¬ schriften zustimmenden und ablehnenden Inhalts eingetragen. Besonders aber hat der Aufsatz des Naumburger Arztes Schiele „Die Schicksals¬ stunde der deutschen Landwirtschaft" die Aufmerksamkeit erregt, die der Fort¬ entwicklung des Ostmarkenproblems nur förderlich sein kann. Die Frage der inneren Kolonisation kann keine Parteifrage sein. Sie ist eine nationale Frage von der ernstesten und weittragendsten Bedeutung. Sie berührt alle unsere wirtschaftlichen und kulturellen Gebiete auf das empfindlichste, mögen sie sich hinter Welt- oder Kolonialpolitik, Agrar- oder Jndustrievolitik verstecken oder in sozialen Fragen oder solchen der Nationalität zum Vorschein kommen. Die Frage der inneren Kolonisation nähert sich in ihrer Entwicklung dem Stadium, in dem man sie als das brennendste Problem für das deutsche Volk bezeichnen wird. Im Mittelpunkt des Problems steht die Frage: Wie schaffen wir eine genügend zahlreiche deutsche Bevölkerung, um uns im Kampfe der Völker um die Existenz nicht etwa über See sondern auf dem Kontinent über die kurze Spanne von drei oder vier Generationen hinaus erhalten zu können? Allein schon durch die Fragestellung wird es klar, um welche große Auf¬ gabe es sich hier handelt. Es ist in der Tat eine Aufgabe, die sehr wohl geeignet sein könnte, Einzelinteressen der verschiedenen Bevölkerungsschichten und der einzelnen Gewerbe zugunsten eines allgemeinen großen Volksinteresses zurück¬ treten zu lassen. Angesichts dieser Tatsache kann ich mir daher nicht denken, daß die konservative Partei sich mit den Äußerungen solcher Organe identifiziert, die eine ernsthafte Behandlung des Problems als eine Ausgeburt liberalen Partei- Haffes gegen die Konservativen bezeichnen. Die Frage auf den Parteikarren laden zu wollen, bedeutete ihre Preisgabe. Keine Partei wäre allein imstande, Grenzboten III 1912 44

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/353
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/353>, abgerufen am 01.07.2024.