Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.Reichsspiegel Kapitalrisiko innewohnt als den Staatsanleihen. Schon die Kommunal¬ Reichsspiegel Kapitalrisiko innewohnt als den Staatsanleihen. Schon die Kommunal¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0654" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321739"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_2726" prev="#ID_2725" next="#ID_2727"> Kapitalrisiko innewohnt als den Staatsanleihen. Schon die Kommunal¬<lb/> anleihen verdienen vom Standpunkt des Kapitalanlegers in gewissem<lb/> Sinne den Vorzug. Sie sind sämtlich Tilgungsanleihen. Die Titel müssen<lb/> daher innerhalb der gewöhnlich sechsundfünfzig Jahre betragenden Amortisations¬<lb/> frist zum Nominalbetrag zurückgezahlt werden. Diese Gewißheit — die sogenannten<lb/> Verlosungschance, die um so größer wird, je mehr die Tilgungsfrist sich ihren:<lb/> Ende nähert, — verhindert begreiflicherweise ein Herabgleiten des Kurses. Für<lb/> diesen ist nicht, wie bei den Rentenanleihen, der Stand des Zinsfußes allem<lb/> entscheidend, sondern die Tatsache der Kapitalzurückzahlung. Ferner stehen dem<lb/> Kapitalisten in den Pfandbriefen unserer Landschaften und Hypotheken¬<lb/> banken, deren Gesamtumlauf sich auf etwa 13 Milliarden beziffern dürfte, und<lb/> in den Schuldverschreibungen erstklassiger industrieller Werke Anlagemöglich¬<lb/> keiten offen, die auch den subtilsten Anforderungen an die Sicherheit genügen<lb/> und zum Teil, namentlich was die letztere Kategorie anlangt, eine weitaus<lb/> bessere Verzinsung gewähren als die Staatspapiere. Was sollte wohl auch vom<lb/> Standpunkt der vorsichtigsten-Kritik gegen eine Anlage in Pfandbriefen unserer<lb/> ersten Hypothekenbanken oder in industriellen Schuldverschreibungen von Werken<lb/> wie Phönix, Gelsenkirchen, A. E. G. sich einwenden lassen? Sind dies doch<lb/> Unternehmungen, deren verantwortliches Kapital ja über 100 Millionen groß<lb/> ist, deren sachliche Unterlagen und deren Gewinnergebnifse dergestalt sind, daß<lb/> sie dieselbe Sicherheit für Verzinsung und Rückzahlung ihrer Schulden bieten,</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0654]
Reichsspiegel
Kapitalrisiko innewohnt als den Staatsanleihen. Schon die Kommunal¬
anleihen verdienen vom Standpunkt des Kapitalanlegers in gewissem
Sinne den Vorzug. Sie sind sämtlich Tilgungsanleihen. Die Titel müssen
daher innerhalb der gewöhnlich sechsundfünfzig Jahre betragenden Amortisations¬
frist zum Nominalbetrag zurückgezahlt werden. Diese Gewißheit — die sogenannten
Verlosungschance, die um so größer wird, je mehr die Tilgungsfrist sich ihren:
Ende nähert, — verhindert begreiflicherweise ein Herabgleiten des Kurses. Für
diesen ist nicht, wie bei den Rentenanleihen, der Stand des Zinsfußes allem
entscheidend, sondern die Tatsache der Kapitalzurückzahlung. Ferner stehen dem
Kapitalisten in den Pfandbriefen unserer Landschaften und Hypotheken¬
banken, deren Gesamtumlauf sich auf etwa 13 Milliarden beziffern dürfte, und
in den Schuldverschreibungen erstklassiger industrieller Werke Anlagemöglich¬
keiten offen, die auch den subtilsten Anforderungen an die Sicherheit genügen
und zum Teil, namentlich was die letztere Kategorie anlangt, eine weitaus
bessere Verzinsung gewähren als die Staatspapiere. Was sollte wohl auch vom
Standpunkt der vorsichtigsten-Kritik gegen eine Anlage in Pfandbriefen unserer
ersten Hypothekenbanken oder in industriellen Schuldverschreibungen von Werken
wie Phönix, Gelsenkirchen, A. E. G. sich einwenden lassen? Sind dies doch
Unternehmungen, deren verantwortliches Kapital ja über 100 Millionen groß
ist, deren sachliche Unterlagen und deren Gewinnergebnifse dergestalt sind, daß
sie dieselbe Sicherheit für Verzinsung und Rückzahlung ihrer Schulden bieten,
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