Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.Heinrich Heine Die zweite Auflage des "Buchs der Lieder" war 1837, "Shakespeares Im Spätherbst verfaßte er eine Vorbemerkung zum "Schwabenspiegel", Ende Dezember kam das Jahrbuch in Heines Hände, und er fand zu ".Der Schwabenspiegel', ein mit meinem Namen unterzeichneter und im ") Vgl. Strodtmann, H, Heines Leben und Werke. A. Hamburg 1884, Bd. II, S. 199. 204 f. **) Gutzkow zeichnete als Herausgeber. "Menzel, der Franzosenfresser" (1836). 1') "über den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons" (1837).
Heinrich Heine Die zweite Auflage des „Buchs der Lieder" war 1837, „Shakespeares Im Spätherbst verfaßte er eine Vorbemerkung zum „Schwabenspiegel", Ende Dezember kam das Jahrbuch in Heines Hände, und er fand zu „.Der Schwabenspiegel', ein mit meinem Namen unterzeichneter und im ") Vgl. Strodtmann, H, Heines Leben und Werke. A. Hamburg 1884, Bd. II, S. 199. 204 f. **) Gutzkow zeichnete als Herausgeber. „Menzel, der Franzosenfresser" (1836). 1') „über den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons" (1837).
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Heinrich Heine
Die zweite Auflage des „Buchs der Lieder" war 1837, „Shakespeares
Mädchen und Frauen mit Erläuterungen" Ende des Jahres 1833 bei Brock¬
haus und Avenarius erschienen. Ein anderes Werk Heines „Der Schwaben¬
spiegel", eine Antwort auf seine Brüskierung durch die schwäbischen Poeten*),
führte zu einer unerfreulichen Preßfehde, die Dichter und Verleger für einige
Zeit einander entfremdete. Im Frühling 1838 hatte Heine das Manuskript
als „Nachrede" zum zweiten Teil des „Buchs der Lieder" und mit der Bitte um
schleunigsten Abdruck nach Deutschland gesandt. Im Herbst, als er glaubte,
die Arbeit sei längst erschienen, meldete ihm Campe, „in einem süddeutschen
Staate, wo er das Manuskript zur Zensur gegeben, habe man ihn während
der ganzen Zeit mit dem Imprimatur hingehalten und er schlüge vor, die
Nachrede als besonderen Artikel in einer periodischen Publikation vorweg ab¬
drucken zu lassen." Zugleich eröffnete er ihm den Plan eines „Jahrbuchs der
Literatur", den er zusammen mit Gutzkow ausgeheckt habe, und fügte hinzu:
„Ihren Aufsatz hätte Gutzkow**) dafür gar gern." Dieser schrieb nun in
demselben Sinne an Heine, der infolgedessen seine „Nachrede" für das Jahr¬
buch bestimmte, nachdem er auch den von Gutzkow vorgeschlagenen Titel
„Schwabenspiegel" angenommen hatte, froh, endlich einmal auf eine unverkürzte
Wiedergabe einer seiner Arbeiten rechnen zu können, nachdem er sich jahrelang
die peinlichsten Verstümmelungen durch die Zensur hatte gefallen lassen müssen.
Aber er sollte sich täuschen!
Im Spätherbst verfaßte er eine Vorbemerkung zum „Schwabenspiegel",
in der er, anknüpfend an Campes Mitteilungen über den süddeutschen Zensor,
sich nicht enthalten konnte, Wolfgang Menzel, der 1835 durch seine Denun¬
ziation eine die jungdeutschen Schriftsteller in ihrer Existenz bedrohende behörd¬
liche Verfügung erwirkt hatte und dafür schon von Börne***) und von Heine
selbst gezüchtigt worden war, einen neuen Hieb zu erteilen.
Ende Dezember kam das Jahrbuch in Heines Hände, und er fand zu
seinem Ärger den „Schwabenspiegel" gründlich verstümmelt. Sofort stellte er
Campe deswegen zur Rede; da dieser aber seine Unschuld beteuerte, sah er
keinen andern Weg, als sich an die Öffentlichkeit zu wenden. In der Zeitung
für die elegante Welt (8. Februar 1839)f) gab er folgende vom 2. Januar 1839
datierte „Erklärung" ab:
„.Der Schwabenspiegel', ein mit meinem Namen unterzeichneter und im
.Jahrbuch der Literatur' von Hoffmann und Campe abgedruckter Aufsatz, ist
im Interesse der darin besprochenen Personagen, durch die heimliche Betrieb¬
samkeit ihrer Wahlverwandten, dergestalt verstümmelt worden, daß ich die
") Vgl. Strodtmann, H, Heines Leben und Werke. A. Hamburg 1884, Bd. II,
S. 199. 204 f.
**) Gutzkow zeichnete als Herausgeber.
„Menzel, der Franzosenfresser" (1836).
1') „über den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons" (1837).
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