Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.Reichsspiegel Oft schon ist jenseits des Kanals betont worden, Deutschland könne pekuniär Wer wähnt, Deutschland könne die Mittel nicht aufbringen, seine Welt¬ notwendiger noch, als dem oft gehörten Wort, Deutschland sei mittellos, Reichsspiegel Oft schon ist jenseits des Kanals betont worden, Deutschland könne pekuniär Wer wähnt, Deutschland könne die Mittel nicht aufbringen, seine Welt¬ notwendiger noch, als dem oft gehörten Wort, Deutschland sei mittellos, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0659" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321076"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_3062" prev="#ID_3061"> Oft schon ist jenseits des Kanals betont worden, Deutschland könne pekuniär<lb/> nicht leisten, wozu England sein größerer Reichtum befähige; öfter noch ist<lb/> vorgebracht, Englands insulare Lage mache die Haltung einer jeder Mächte¬<lb/> gruppierung überlegenen Flotte für das Reich zu einer Lebensfrage, verlange<lb/> supremacy nicht supenonty auf dem Weltmeer.</p><lb/> <p xml:id="ID_3063"> Wer wähnt, Deutschland könne die Mittel nicht aufbringen, seine Welt¬<lb/> stellung zu sicherm vergißt, daß das Deutsche Reich im vergangenen Jahre<lb/> 40 Mark pro Kopf der Bevölkerung an Steuern erhob, England 69 Mark,<lb/> der übersieht, daß Deutschland für Heer und Marine 21 Mark pro Kopf der<lb/> Bevölkerung ausgibt, England 31 Mark, der bedenkt nicht, daß Deutschland<lb/> K5 Millionen Einwohner zählt, England 45 Millionen, und der berücksichtigt<lb/> vor allem etwas nicht: das sind die Wolken, die an Englands innerpolitischem<lb/> und wirtschaftlichem Horizont Heraufziehen. Noch ist der Kohlenstreik nicht bei¬<lb/> gelegt, noch harrt die soziale Frage der Inangriffnahme. Die soziale Gesetz¬<lb/> gebung läßt sich aber in einem Großstaat nicht aufschieben, nachdem sie im<lb/> Nachbarstaat seit einem Vierteljahrhundert Segen gewirkt. Noch auch ist<lb/> Chamberlains Frage nicht entschieden, ob das Freihandelssustem in England<lb/> weiter durchführbar bleibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_3064" next="#ID_3065"> notwendiger noch, als dem oft gehörten Wort, Deutschland sei mittellos,<lb/> entgegenzutreten, ist aber die Klarstellung der jenseit und diesseit des Kanals</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0659]
Reichsspiegel
Oft schon ist jenseits des Kanals betont worden, Deutschland könne pekuniär
nicht leisten, wozu England sein größerer Reichtum befähige; öfter noch ist
vorgebracht, Englands insulare Lage mache die Haltung einer jeder Mächte¬
gruppierung überlegenen Flotte für das Reich zu einer Lebensfrage, verlange
supremacy nicht supenonty auf dem Weltmeer.
Wer wähnt, Deutschland könne die Mittel nicht aufbringen, seine Welt¬
stellung zu sicherm vergißt, daß das Deutsche Reich im vergangenen Jahre
40 Mark pro Kopf der Bevölkerung an Steuern erhob, England 69 Mark,
der übersieht, daß Deutschland für Heer und Marine 21 Mark pro Kopf der
Bevölkerung ausgibt, England 31 Mark, der bedenkt nicht, daß Deutschland
K5 Millionen Einwohner zählt, England 45 Millionen, und der berücksichtigt
vor allem etwas nicht: das sind die Wolken, die an Englands innerpolitischem
und wirtschaftlichem Horizont Heraufziehen. Noch ist der Kohlenstreik nicht bei¬
gelegt, noch harrt die soziale Frage der Inangriffnahme. Die soziale Gesetz¬
gebung läßt sich aber in einem Großstaat nicht aufschieben, nachdem sie im
Nachbarstaat seit einem Vierteljahrhundert Segen gewirkt. Noch auch ist
Chamberlains Frage nicht entschieden, ob das Freihandelssustem in England
weiter durchführbar bleibt.
notwendiger noch, als dem oft gehörten Wort, Deutschland sei mittellos,
entgegenzutreten, ist aber die Klarstellung der jenseit und diesseit des Kanals
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