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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

Daß seitens der Banken in der Kreditgewährung freilich nicht selten
erhebliche Fehler gemacht werden, haben die letzten Wochen deutlich gelehrt.
Eine ganze Anzahl von Kreditbanken der Provinz muß sich infolge von Verlusten
zu beträchtlichen Reduktionen der Dividende verstehen: die Osnabrücker Bank,
die Bergisch-Märkische, die Rostocker, der Chemnitzer Bankverein, um nur einige
zu nennen. Diese Vorfälle haben an der Börse Aufsehen und Verstimmung
erregt. Besonders hat aber die Dividendenverkürzung der Bergisch.Märkischen
Bank Anlaß zu Erörterungen gegeben, weil sie in Zusammenhang steht mit den
Beziehungen der Bank zum Fürstentrust und dadurch zur Berliner Terrain-
und Baugesellschaft. Vor einigen Wochen hieß es, die Deutsche Bank wolle die
Bergisch-Märkische, ihr Töchterinstitut, aufnehmen. Sofort regte sich der Verdacht,
diese Transaktion möchte wegen der Mobilisierung der erheblichen stillen Reserven
beabsichtigt sein und man warf die ganz naheliegende Frage auf: welche Verluste
sollen hierdurch kachiert werden? Die Antwort auf diese Frage wird jetzt
gegeben, nachdem man das Fusionsprojekt wegen des Aufsehens, das es gemacht
hatte, fallen gelassen hat. Der Fürstentrust, mit dessen Verhältnissen wir uns
an dieser Stelle früher schon ausführlich befaßt haben, treibt einer Krise zu.

Insbesondere verlangte die Berliner Terrain- und Baugesellschaft
gebieterisch eine einschneidende Sanierung und die Beschaffung neuer Mittel.
Welche Opfer dabei von den Beteiligten gebracht werden sollen, geht aus dem




Reichsspiegel

Daß seitens der Banken in der Kreditgewährung freilich nicht selten
erhebliche Fehler gemacht werden, haben die letzten Wochen deutlich gelehrt.
Eine ganze Anzahl von Kreditbanken der Provinz muß sich infolge von Verlusten
zu beträchtlichen Reduktionen der Dividende verstehen: die Osnabrücker Bank,
die Bergisch-Märkische, die Rostocker, der Chemnitzer Bankverein, um nur einige
zu nennen. Diese Vorfälle haben an der Börse Aufsehen und Verstimmung
erregt. Besonders hat aber die Dividendenverkürzung der Bergisch.Märkischen
Bank Anlaß zu Erörterungen gegeben, weil sie in Zusammenhang steht mit den
Beziehungen der Bank zum Fürstentrust und dadurch zur Berliner Terrain-
und Baugesellschaft. Vor einigen Wochen hieß es, die Deutsche Bank wolle die
Bergisch-Märkische, ihr Töchterinstitut, aufnehmen. Sofort regte sich der Verdacht,
diese Transaktion möchte wegen der Mobilisierung der erheblichen stillen Reserven
beabsichtigt sein und man warf die ganz naheliegende Frage auf: welche Verluste
sollen hierdurch kachiert werden? Die Antwort auf diese Frage wird jetzt
gegeben, nachdem man das Fusionsprojekt wegen des Aufsehens, das es gemacht
hatte, fallen gelassen hat. Der Fürstentrust, mit dessen Verhältnissen wir uns
an dieser Stelle früher schon ausführlich befaßt haben, treibt einer Krise zu.

Insbesondere verlangte die Berliner Terrain- und Baugesellschaft
gebieterisch eine einschneidende Sanierung und die Beschaffung neuer Mittel.
Welche Opfer dabei von den Beteiligten gebracht werden sollen, geht aus dem




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[0411] Reichsspiegel Daß seitens der Banken in der Kreditgewährung freilich nicht selten erhebliche Fehler gemacht werden, haben die letzten Wochen deutlich gelehrt. Eine ganze Anzahl von Kreditbanken der Provinz muß sich infolge von Verlusten zu beträchtlichen Reduktionen der Dividende verstehen: die Osnabrücker Bank, die Bergisch-Märkische, die Rostocker, der Chemnitzer Bankverein, um nur einige zu nennen. Diese Vorfälle haben an der Börse Aufsehen und Verstimmung erregt. Besonders hat aber die Dividendenverkürzung der Bergisch.Märkischen Bank Anlaß zu Erörterungen gegeben, weil sie in Zusammenhang steht mit den Beziehungen der Bank zum Fürstentrust und dadurch zur Berliner Terrain- und Baugesellschaft. Vor einigen Wochen hieß es, die Deutsche Bank wolle die Bergisch-Märkische, ihr Töchterinstitut, aufnehmen. Sofort regte sich der Verdacht, diese Transaktion möchte wegen der Mobilisierung der erheblichen stillen Reserven beabsichtigt sein und man warf die ganz naheliegende Frage auf: welche Verluste sollen hierdurch kachiert werden? Die Antwort auf diese Frage wird jetzt gegeben, nachdem man das Fusionsprojekt wegen des Aufsehens, das es gemacht hatte, fallen gelassen hat. Der Fürstentrust, mit dessen Verhältnissen wir uns an dieser Stelle früher schon ausführlich befaßt haben, treibt einer Krise zu. Insbesondere verlangte die Berliner Terrain- und Baugesellschaft gebieterisch eine einschneidende Sanierung und die Beschaffung neuer Mittel. Welche Opfer dabei von den Beteiligten gebracht werden sollen, geht aus dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/411>, abgerufen am 27.09.2024.