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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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von selber einstellen würde. Erfreulich ist es
nun, daß man den vorliegenden Führer durch
die Nationalgalerie warm empfehlen kann.
Hier wo der Kunsthistoriker Scheffler zurücktritt,
der begabte Kritiker im Vordergrund steht, wo
er für Tschudis und Justis Bestrebungen mit
warmen Worten sich einsetzt, kann man ihm
fast überall freudig zustimmen und muß man
die großen Verdienste, welche er sich durch
diesen Führer um Aufklärung des Publikums
erwirbt, dankbar anerkennen. Dringend möchte
ich es dem Verlag ans Herz legen, neben
dieser kostbaren mit zweihundert wundervollen
Illustrationen verschwenderisch ausgestatteten
Ausgabe noch eine kleine wohlfeile, die ja
ohne Bilderschmuck sein könnte, zu veranstalten.

S,

Die Entwicklung treibt dahin, die Ergebnisse
k unstwissenschaftlicher Forschung nicht nur in den
großen Sammelwerken aufzuspeichern, sondern
sie in Praktischer Weise einem größeren Publi¬
kum zugänglich zu machen. Solche Bücher
geben sich als Kunst-Bädeker in neuem Sinne.
Typisch für diese neue Art der Kunstbetrachtung
sind die beiden bisher erschienenen Bände eines
Unternehmens, das von fünf Verlegern ver¬
schiedener Länder ins Leben gerufen ist. Diese
"Führer" durch bestimmt abgegrenzte Kunst¬
gebiete erweitern sich, trotzdem die Bücher hand¬
liches Format behalten (bei vierhundert Seiten
Text und siebenhundert Abbildungen!) und sehr
gut auf der Reise benutzt werden können, zu
Spezialgeschichten, die jedesmal von berufenen
Kennern behandelt werden und in Übersetzung
erscheinen. Es liegen bis jetzt vor die "Ge¬
schichte der Kunst in Großbritannien und
Irland" von Sir Walter Armstrong und die
"Geschichte der Kunst in Nord-Italien" von
Corrado Ricci. Beide Bücher (als deutscher
Verleger zeichnet Ful. Hoffmann, Stuttgart)
sind praktisch vorzüglich brauchbar und zugleich
als Fach- und Nachschlagewerk von dauerndem
Wert; der Preis (6 M.) ist hinsichtlich des
Stoffumfangs, der Behandlung und der Aus¬
stattung äußerst niedrig zu nennen.

Eine andere Art orientierender Kunst¬
erziehung schlagen eine Reihe kleinerer Kunst¬
bücher an. Mehr oder minder populär berichten
die Verfasser von der Kunst, die sie in der
Fremde sahen und suchen so für die fernen

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Dinge Lust und Verständnis zu erwecken. Die
schon zu einer stattlichen Reihe von Bändchen
gediehene Sammlung "Aus Natur und
Geisteswelt" iB. G. Teubner, Leipzig) legt
eine Reihe neuer Bücher vor: F. v. Dudu er¬
zählt von dem Werden und Vergehen Pom¬
pejis, dessen Kultur darum so interessant ist,
weil sie zwischen Griechenland und Italien
vermittelt! "Deutsche Baukunst im Mittelalter"
und von da bis zum "Ausgang des achtzehnten
Jahrhunderts" führt A. Matthäi vor, unter
Betonung des entwicklungsgeschichtlichen Ge¬
dankens, der lebendig in der deutschen Archi¬
tektur sich durch alle fremden Stile durchringt;
und zu allgemeinen Betrachtungen über "Kunst¬
pflege in Haus und Heimat" erweitert N. Bürkncr
seine Schilderung, die ein Fazit aus derKultur-
und Kunstbewegung der Gegenwart zieht; die
Themen der Kapitel, die Kunst des Sehens,
Körperpflege, Kleidung, Haus, Türen, Fenster,
Wände, Teppiche, Möbel, Bilder, Restauratio¬
nen, Heimatkunst deuten den Umkreis der Er¬
örterungen an. Für diese Büchlein, die eigens
zur Lektüre bestimmt sind, ist es charakteristisch
daß sie zumeist aus Vorträgen entstanden sind,
dadurch haben sie einen lebhafteren Ton. Sie
rechnen auf das Verständnis der breitesten
Kreise; dem entspricht auch der Preis, der für
das in Leinen gebundene, illustrierte Bändchen
1,2ö M. beträgt.

Einem ähnlichen Jweck dienen die kleinen,
blauen Bücher, die im Verlage Schreiber in
Eßlingen erscheinen und sich "Führer zur
Kunst" betiteln. Hier beschränkt sich die Dar¬
stellung ganz auf Gebiete der Kunst; SPezicil-
themen, wie "Gartenkunst", das "Porträt",
werden zusammenfassend behandelt, und so
wird jedesmal im Kleinen ein Überblick ge¬
geben, der auf dem besonderen Gebiet die
Etappen der Entwicklung zeigt, die die Ge-
scnntknltur im Großen aufweist. Von neueren
Publikationen liegen vor die schon erwähnte
"Gartenkunst", worin der bekannte Autor Jos.
August Lux in lebendiger Darstellung in die
neuen Probleme gärtuerischer Architektonik ein¬
führt. Die Bändchen sind gut und reich
illustriert (Preis 1 M.).

Der Verlag K.R.Lcmgewiesche (Düsseldorf)
beschränkt sich auf wenige Publikationen, die er
im Jahre herausbringt; diese aber sind meist
mit solchem Bedacht ausgewählt, daß sie sich

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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von selber einstellen würde. Erfreulich ist es
nun, daß man den vorliegenden Führer durch
die Nationalgalerie warm empfehlen kann.
Hier wo der Kunsthistoriker Scheffler zurücktritt,
der begabte Kritiker im Vordergrund steht, wo
er für Tschudis und Justis Bestrebungen mit
warmen Worten sich einsetzt, kann man ihm
fast überall freudig zustimmen und muß man
die großen Verdienste, welche er sich durch
diesen Führer um Aufklärung des Publikums
erwirbt, dankbar anerkennen. Dringend möchte
ich es dem Verlag ans Herz legen, neben
dieser kostbaren mit zweihundert wundervollen
Illustrationen verschwenderisch ausgestatteten
Ausgabe noch eine kleine wohlfeile, die ja
ohne Bilderschmuck sein könnte, zu veranstalten.

S,

Die Entwicklung treibt dahin, die Ergebnisse
k unstwissenschaftlicher Forschung nicht nur in den
großen Sammelwerken aufzuspeichern, sondern
sie in Praktischer Weise einem größeren Publi¬
kum zugänglich zu machen. Solche Bücher
geben sich als Kunst-Bädeker in neuem Sinne.
Typisch für diese neue Art der Kunstbetrachtung
sind die beiden bisher erschienenen Bände eines
Unternehmens, das von fünf Verlegern ver¬
schiedener Länder ins Leben gerufen ist. Diese
„Führer" durch bestimmt abgegrenzte Kunst¬
gebiete erweitern sich, trotzdem die Bücher hand¬
liches Format behalten (bei vierhundert Seiten
Text und siebenhundert Abbildungen!) und sehr
gut auf der Reise benutzt werden können, zu
Spezialgeschichten, die jedesmal von berufenen
Kennern behandelt werden und in Übersetzung
erscheinen. Es liegen bis jetzt vor die „Ge¬
schichte der Kunst in Großbritannien und
Irland" von Sir Walter Armstrong und die
„Geschichte der Kunst in Nord-Italien" von
Corrado Ricci. Beide Bücher (als deutscher
Verleger zeichnet Ful. Hoffmann, Stuttgart)
sind praktisch vorzüglich brauchbar und zugleich
als Fach- und Nachschlagewerk von dauerndem
Wert; der Preis (6 M.) ist hinsichtlich des
Stoffumfangs, der Behandlung und der Aus¬
stattung äußerst niedrig zu nennen.

Eine andere Art orientierender Kunst¬
erziehung schlagen eine Reihe kleinerer Kunst¬
bücher an. Mehr oder minder populär berichten
die Verfasser von der Kunst, die sie in der
Fremde sahen und suchen so für die fernen

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Dinge Lust und Verständnis zu erwecken. Die
schon zu einer stattlichen Reihe von Bändchen
gediehene Sammlung „Aus Natur und
Geisteswelt" iB. G. Teubner, Leipzig) legt
eine Reihe neuer Bücher vor: F. v. Dudu er¬
zählt von dem Werden und Vergehen Pom¬
pejis, dessen Kultur darum so interessant ist,
weil sie zwischen Griechenland und Italien
vermittelt! „Deutsche Baukunst im Mittelalter"
und von da bis zum „Ausgang des achtzehnten
Jahrhunderts" führt A. Matthäi vor, unter
Betonung des entwicklungsgeschichtlichen Ge¬
dankens, der lebendig in der deutschen Archi¬
tektur sich durch alle fremden Stile durchringt;
und zu allgemeinen Betrachtungen über „Kunst¬
pflege in Haus und Heimat" erweitert N. Bürkncr
seine Schilderung, die ein Fazit aus derKultur-
und Kunstbewegung der Gegenwart zieht; die
Themen der Kapitel, die Kunst des Sehens,
Körperpflege, Kleidung, Haus, Türen, Fenster,
Wände, Teppiche, Möbel, Bilder, Restauratio¬
nen, Heimatkunst deuten den Umkreis der Er¬
örterungen an. Für diese Büchlein, die eigens
zur Lektüre bestimmt sind, ist es charakteristisch
daß sie zumeist aus Vorträgen entstanden sind,
dadurch haben sie einen lebhafteren Ton. Sie
rechnen auf das Verständnis der breitesten
Kreise; dem entspricht auch der Preis, der für
das in Leinen gebundene, illustrierte Bändchen
1,2ö M. beträgt.

Einem ähnlichen Jweck dienen die kleinen,
blauen Bücher, die im Verlage Schreiber in
Eßlingen erscheinen und sich „Führer zur
Kunst" betiteln. Hier beschränkt sich die Dar¬
stellung ganz auf Gebiete der Kunst; SPezicil-
themen, wie „Gartenkunst", das „Porträt",
werden zusammenfassend behandelt, und so
wird jedesmal im Kleinen ein Überblick ge¬
geben, der auf dem besonderen Gebiet die
Etappen der Entwicklung zeigt, die die Ge-
scnntknltur im Großen aufweist. Von neueren
Publikationen liegen vor die schon erwähnte
„Gartenkunst", worin der bekannte Autor Jos.
August Lux in lebendiger Darstellung in die
neuen Probleme gärtuerischer Architektonik ein¬
führt. Die Bändchen sind gut und reich
illustriert (Preis 1 M.).

Der Verlag K.R.Lcmgewiesche (Düsseldorf)
beschränkt sich auf wenige Publikationen, die er
im Jahre herausbringt; diese aber sind meist
mit solchem Bedacht ausgewählt, daß sie sich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/402>, abgerufen am 19.10.2024.