Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.William James und das deutsche Geistesleben Ein Wort zur Erklärung. Gentleman heißt, wie James es selber sehr "psr80NÄl ()ualitie8 l^avinZ economie: value." Ich will nichts über die ersten sieben "czualitisg" sagen. Sie verlangen Ur. 8. ?o>vel- w teil a Me>ä 8lor^. Ur. 9. Vvice: ?Is-t8ant, Lif-er, 8mover, museal, cZeciLivs, mocZuIawä, eultivatsä. Ur. 10. NanriLl-8: Lonventional, Zracewl, emise, 5rec from peeuliarit^. Ur. 11. Linne: pie^ant, cneer^, attractive, natural, genuine. Ur. 12. t1ana8NÄke: W^rin, Lvretial, not claua^, Il8die88, uncerwin. Ur. 13. ?08tui e8: Lrect, refineä, Zracsful, never lounZinZ, äiZnitiöä. Ur. 14. Vro88: Lonvsntional, not 8Now^, real. Der Mann, der diese vierzehn Tugenden zusammenstellte, kein Philosoph, Dem gentleman als der Summe der vierzehn Reaktionen ist die Persön¬ Wir haben keinen Umweg gemacht, fondern stehen im Brennpunkt unserer William James und das deutsche Geistesleben Ein Wort zur Erklärung. Gentleman heißt, wie James es selber sehr „psr80NÄl ()ualitie8 l^avinZ economie: value." Ich will nichts über die ersten sieben „czualitisg" sagen. Sie verlangen Ur. 8. ?o>vel- w teil a Me>ä 8lor^. Ur. 9. Vvice: ?Is-t8ant, Lif-er, 8mover, museal, cZeciLivs, mocZuIawä, eultivatsä. Ur. 10. NanriLl-8: Lonventional, Zracewl, emise, 5rec from peeuliarit^. Ur. 11. Linne: pie^ant, cneer^, attractive, natural, genuine. Ur. 12. t1ana8NÄke: W^rin, Lvretial, not claua^, Il8die88, uncerwin. Ur. 13. ?08tui e8: Lrect, refineä, Zracsful, never lounZinZ, äiZnitiöä. Ur. 14. Vro88: Lonvsntional, not 8Now^, real. Der Mann, der diese vierzehn Tugenden zusammenstellte, kein Philosoph, Dem gentleman als der Summe der vierzehn Reaktionen ist die Persön¬ Wir haben keinen Umweg gemacht, fondern stehen im Brennpunkt unserer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0230" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320647"/> <fw type="header" place="top"> William James und das deutsche Geistesleben</fw><lb/> <p xml:id="ID_867"> Ein Wort zur Erklärung. Gentleman heißt, wie James es selber sehr<lb/> mit Recht ausdrückt, eine „Summe vorausbestimmter Reaktionen allen möglichen<lb/> Lebenslagen gegenüber." Ein Geschäftsmann setzt mich in die Lage, diese Summe<lb/> vorausbestimmter Reaktionen allen möglichen Lebenslagen gegenüber handgreiflich<lb/> darzustellen. Vor wenigen Tagen nämlich schickte mir eine Chicagoer Agentur<lb/> ein Reklameheftchen, aus dem ich mir nicht ohne stilles Vergnügen die vierzehn<lb/> vorausbestimmten Reaktionen des Gentleman allen Lebenslagen gegenüber aus¬<lb/> geschnitten habe.</p><lb/> <quote> „psr80NÄl ()ualitie8 l^avinZ economie: value."</quote><lb/> <p xml:id="ID_868"> Ich will nichts über die ersten sieben „czualitisg" sagen. Sie verlangen<lb/> einfach, daß man ein anständiger Mensch sei. Dann aber Ur. 8.</p><lb/> <list> <item> Ur. 8. ?o>vel- w teil a Me>ä 8lor^.</item> <item> Ur. 9. Vvice: ?Is-t8ant, Lif-er, 8mover, museal, cZeciLivs, mocZuIawä,<lb/> eultivatsä.</item> <item> Ur. 10. NanriLl-8: Lonventional, Zracewl, emise, 5rec from peeuliarit^.</item> <item> Ur. 11. Linne: pie^ant, cneer^, attractive, natural, genuine.</item> <item> Ur. 12. t1ana8NÄke: W^rin, Lvretial, not claua^, Il8die88, uncerwin.</item> <item> Ur. 13. ?08tui e8: Lrect, refineä, Zracsful, never lounZinZ, äiZnitiöä.</item> <item> Ur. 14. Vro88: Lonvsntional, not 8Now^, real.</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_869"> Der Mann, der diese vierzehn Tugenden zusammenstellte, kein Philosoph,<lb/> wie er uns ausdrücklich versichert, sondern ein „naränsAäLä bu8ins88man"<lb/> hatte das gentleman Ideal just in dem Sinne der englischen Universität vor<lb/> sich: der gentleman ist eine Summe vorausbestimmter Reaktionen allen mög¬<lb/> lichen Lebenslagen gegenüber. Handschlag: Reaktion 12. Gesellschaft: Reaktion 8.<lb/> Sprechen: Reaktion 9. Anzug: Reaktion 14 usw. Ich leugne nicht, daß der<lb/> gentleman wirklich so ist, wie James und der liÄlcZKeAäsä bu8irie88man ihn<lb/> beschreiben. Ich beklage es sogar. Denn ein gentleman ist wie ein „Pianola",<lb/> aber nicht wie ein Musikinstrument.</p><lb/> <p xml:id="ID_870"> Dem gentleman als der Summe der vierzehn Reaktionen ist die Persön¬<lb/> lichkeit stracks entgegengesetzt. „Persönlichkeit" ist just das Gegenteil voraus¬<lb/> bestimmter Reaktionen. Persönlichkeit heißt Pflege des eigenen, des dem Ein¬<lb/> zelnen zugehörigen, eigentümlichen Wesens. Nicht Ur. 14: „etre88 conventional",<lb/> sondern ziehe dich an, wie es dir gemäß ist. Nicht Ur. 9: „Voice: pica^ut,<lb/> 8M0otK, museal" usw., sondern sprich so, daß man an deiner Stimme merkt,<lb/> wie dirs ums Herz ist. Und wahrlich nicht Ur. 10. „/Vlclnnör8: conventiona!,<lb/> ires kron psLuIiariti^". Gerade die peLuIlÄrltie8 sind das Wesen der Per¬<lb/> sönlichkeit. Nur muß man sich bewußt bleiben, daß pSLuIiN'nie8 keineswegs<lb/> LLLöntncitlS3 sind, und daß lächerliche veLuIiantie8 eine lächerliche Persönlichkeit<lb/> bedeuten.</p><lb/> <p xml:id="ID_871" next="#ID_872"> Wir haben keinen Umweg gemacht, fondern stehen im Brennpunkt unserer<lb/> eigentlichen Frage. William James' Kampf gegen die deutsche Philosophie als<lb/> Weltanschauung zugunsten der englischen Erfahrungslehre bedeutet einen Kampf</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0230]
William James und das deutsche Geistesleben
Ein Wort zur Erklärung. Gentleman heißt, wie James es selber sehr
mit Recht ausdrückt, eine „Summe vorausbestimmter Reaktionen allen möglichen
Lebenslagen gegenüber." Ein Geschäftsmann setzt mich in die Lage, diese Summe
vorausbestimmter Reaktionen allen möglichen Lebenslagen gegenüber handgreiflich
darzustellen. Vor wenigen Tagen nämlich schickte mir eine Chicagoer Agentur
ein Reklameheftchen, aus dem ich mir nicht ohne stilles Vergnügen die vierzehn
vorausbestimmten Reaktionen des Gentleman allen Lebenslagen gegenüber aus¬
geschnitten habe.
„psr80NÄl ()ualitie8 l^avinZ economie: value."
Ich will nichts über die ersten sieben „czualitisg" sagen. Sie verlangen
einfach, daß man ein anständiger Mensch sei. Dann aber Ur. 8.
Ur. 8. ?o>vel- w teil a Me>ä 8lor^.
Ur. 9. Vvice: ?Is-t8ant, Lif-er, 8mover, museal, cZeciLivs, mocZuIawä,
eultivatsä.
Ur. 10. NanriLl-8: Lonventional, Zracewl, emise, 5rec from peeuliarit^.
Ur. 11. Linne: pie^ant, cneer^, attractive, natural, genuine.
Ur. 12. t1ana8NÄke: W^rin, Lvretial, not claua^, Il8die88, uncerwin.
Ur. 13. ?08tui e8: Lrect, refineä, Zracsful, never lounZinZ, äiZnitiöä.
Ur. 14. Vro88: Lonvsntional, not 8Now^, real.
Der Mann, der diese vierzehn Tugenden zusammenstellte, kein Philosoph,
wie er uns ausdrücklich versichert, sondern ein „naränsAäLä bu8ins88man"
hatte das gentleman Ideal just in dem Sinne der englischen Universität vor
sich: der gentleman ist eine Summe vorausbestimmter Reaktionen allen mög¬
lichen Lebenslagen gegenüber. Handschlag: Reaktion 12. Gesellschaft: Reaktion 8.
Sprechen: Reaktion 9. Anzug: Reaktion 14 usw. Ich leugne nicht, daß der
gentleman wirklich so ist, wie James und der liÄlcZKeAäsä bu8irie88man ihn
beschreiben. Ich beklage es sogar. Denn ein gentleman ist wie ein „Pianola",
aber nicht wie ein Musikinstrument.
Dem gentleman als der Summe der vierzehn Reaktionen ist die Persön¬
lichkeit stracks entgegengesetzt. „Persönlichkeit" ist just das Gegenteil voraus¬
bestimmter Reaktionen. Persönlichkeit heißt Pflege des eigenen, des dem Ein¬
zelnen zugehörigen, eigentümlichen Wesens. Nicht Ur. 14: „etre88 conventional",
sondern ziehe dich an, wie es dir gemäß ist. Nicht Ur. 9: „Voice: pica^ut,
8M0otK, museal" usw., sondern sprich so, daß man an deiner Stimme merkt,
wie dirs ums Herz ist. Und wahrlich nicht Ur. 10. „/Vlclnnör8: conventiona!,
ires kron psLuIiariti^". Gerade die peLuIlÄrltie8 sind das Wesen der Per¬
sönlichkeit. Nur muß man sich bewußt bleiben, daß pSLuIiN'nie8 keineswegs
LLLöntncitlS3 sind, und daß lächerliche veLuIiantie8 eine lächerliche Persönlichkeit
bedeuten.
Wir haben keinen Umweg gemacht, fondern stehen im Brennpunkt unserer
eigentlichen Frage. William James' Kampf gegen die deutsche Philosophie als
Weltanschauung zugunsten der englischen Erfahrungslehre bedeutet einen Kampf
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |