Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.hold von 30 Toman (115 Mark) jährlich könne man doch nicht leben. Wenn Man übertrage das eben Geschilderte ins Große und man hat ein getreues Grmizkwten I 1912 16
hold von 30 Toman (115 Mark) jährlich könne man doch nicht leben. Wenn Man übertrage das eben Geschilderte ins Große und man hat ein getreues Grmizkwten I 1912 16
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hold von 30 Toman (115 Mark) jährlich könne man doch nicht leben. Wenn
er mir begegnet wäre ohne zu wissen, daß ich der Freund seines Herrn wäre,
so hätte er mich ohne weiteres ausgeplündert. Als ich ihm einen Sold von
einem Toman (etwa 4 Mark) pro Tag versprach, war er ganz begeistert, und
erklärte, von jetzt ab stände er in meinen Diensten und wolle mir, wenn ich es
wünsche, bis ans Ende der Erde folgen.
Man übertrage das eben Geschilderte ins Große und man hat ein getreues
Abbild der Verhältnisse in ganz Persien. Wollte der Schah sich in Friedens¬
zeiten auf dem Throne halten, so mußte er so operieren, daß er alle Kräfte
möglichst gegeneinander ausbalanzierte. Dieses System barg so lange keine Ge¬
fahren, als es jenseits der Grenzen ebenso aussah. Es wurde aber unhaltbar,
als in der Nachbarschaft innerlich geschlossene Reiche von gewaltiger Expansions¬
kraft emporwuchsen. Ob angesichts der in der Natur des Landes begründeten
Schwierigkeiten ein rechtzeitiger Systemwechsel und eine Modernisierung der
Staatsverwaltung nach europäischem Muster möglich gewesen wäre, lasse ich
dahingestellt. Ernstliche Versuche zur Durchführung solcher Reformen sind jeden¬
falls nie gemacht worden. Engagierte man einmal europäische Instrukteure, —
ganz gleich, ob Offiziere, Ingenieure oder Verwaltungsbeamte —, so suchte man
nicht etwa möglichst großen Vorteil aus ihrer Tätigkeit zu ziehen, sondern war
vom Anfang an mit allen Künsten der Intrige an der Arbeit, um ihren
Wirkungskreis einzuengen oder sie — wenn möglich — ganz kalt zu stellen.
Diese Intrigen gingen entweder von irgendeiner Hofklique aus, die von jedem
fremden Einfluß eine Minderung ihrer Macht fürchtete, oder der Schah selbst
war so von Mißtrauen gegen die Europäer erfüllt, daß er die Geister, die er
selbst gerufen hatte, am liebsten wieder sofort los geworden wäre. Inzwischen
aber pochte das erstarkende Rußland immer ungestümer an die Pforten des
Reiches. Schon in der zweiten Hülste des achtzehnten Jahrhunderts war ein
Stück der Kaukasusprovinzen nach dem anderen verloren gegangen, ohne daß
man sich ernstlich dagegen hätte wehren können. Endlich anfangs des neun¬
zehnten Jahrhunderts schien Hilfe zu kommen. Ein englischer und ein fran¬
zösischer Gesandter erschienen am Hofe von Teheran, um wegen Abschluß eines
Bündnisses zu verhandeln. Den Engländern war vor allem daran gelegen, sich
gegen einen etwaigen Vormarsch Napoleons aus Indien zu sichern. Die Russen
fürchtete man in London weniger. Das war aber gerade der Punkt, auf den
es dem damaligen König Falb-Ali Schah ankam; da der Engländer in diesem
Punkte keine genügenden Garantien geben konnte, wurde er in Ungnade ent¬
lassen und Falb-Ali warf sich ganz in die Arme der Franzosen. Aber der arme
Schah hatte Pech. Kaum hatte er das Schutz- und Trutzbündnis mit Frank¬
reich abgeschlossen, als der Friede von Tilsit der russisch-französischen Feindschaft
ein Ende machte. Napoleon ließ beim Friedensschluß Persien einfach fallen, und
als beim Wiederausbruch der Feindseligkeiten 1812 das französisch - persische
Bündnis erneuert wurde, war Napoleon gestürzt, ehe Persien aus Rußlands
Grmizkwten I 1912 16
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