Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.Aus Abekens Nachlaß Hatte man damals schon das Gefühl, daß ein Adel ohne reale Voraussetzungen Wie aber auch immer eine etwaige Revision der Adelsfrage gestaltet sein Aus V. R. Abekens Nachlaß Prof. Dr. Hans Gerhard Graf Mitgeteilt von ^Einführung nebst einem Briefe Wielands und einem unbekannten Gedicht Goethes ernhard Rudolf Abeken, der den Freunden der Goethe-Schiller- Aus Abekens Nachlaß Hatte man damals schon das Gefühl, daß ein Adel ohne reale Voraussetzungen Wie aber auch immer eine etwaige Revision der Adelsfrage gestaltet sein Aus V. R. Abekens Nachlaß Prof. Dr. Hans Gerhard Graf Mitgeteilt von ^Einführung nebst einem Briefe Wielands und einem unbekannten Gedicht Goethes ernhard Rudolf Abeken, der den Freunden der Goethe-Schiller- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0584" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320185"/> <fw type="header" place="top"> Aus Abekens Nachlaß</fw><lb/> <p xml:id="ID_2489" prev="#ID_2488"> Hatte man damals schon das Gefühl, daß ein Adel ohne reale Voraussetzungen<lb/> ein Unding ist?--</p><lb/> <p xml:id="ID_2490"> Wie aber auch immer eine etwaige Revision der Adelsfrage gestaltet sein<lb/> soll, jedenfalls drängen heute die Verhältnisse darauf hin, und jedenfalls muß<lb/> es ihr Ziel sein, zu bewirken, daß diejenigen, die heute in dem längst ver¬<lb/> flogenen Schall und Rauch eines ehemals mehr oder weniger großen Namens<lb/> das^ einzige Mittel finden, um sich über ihre gleichgearteten Mitmenschen zu<lb/> erheben, nicht befugt sein sollen, die Kieselsteine in dem Strom unseres gesell¬<lb/> schaftlichen Lebens zu bilden und das Gift des Kastengeistes und der Exklusivität<lb/> zu nähren und zu verbreiten, das bei uns leider so wenig Widerstand findet<lb/> und so große Wirkungen ausübt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus V. R. Abekens Nachlaß<lb/><note type="byline"> Prof. Dr. Hans Gerhard Graf</note> Mitgeteilt von<lb/> ^Einführung nebst einem Briefe Wielands und einem unbekannten Gedicht Goethes</head><lb/> <p xml:id="ID_2491" next="#ID_2492"> ernhard Rudolf Abeken, der den Freunden der Goethe-Schiller-<lb/> Literatur wohlbekannte Philologe und Literarhistoriker, Oheini des<lb/> preußischen Diplomaten Heinrich Abeken, starb im Alter von<lb/> 86 Jahren am 24. Februar 1866 als Direktor des Rats¬<lb/> gymnasiums seiner Vaterstadt Osnabrück. In seinem viele Jahr¬<lb/> zehnte hindurch sorgfältig geführten Tagebuch findet sich unterm 5. Juli 1846<lb/> folgende Bemerkung: „Da sich mein Leben zum Ende neigt, gewährt es mir<lb/> Interesse, die 66 Jahre mit ihren vielen merkwürdigen Begebenheiten 'vor<lb/> meinem Geiste vorübergehn zu lassen. Geboren während des Amerikanischen<lb/> Freiheits-Krieges (1780), zur Zeit Friedrichs II., fiel mein frühester bewußter<lb/> Blick in die Französische Revolution; dann Universitäts-Jahre in Jena während<lb/> dessen glänzender Periode (1799—1802) — in Berlin um die Zeit der Napo¬<lb/> leonischen Herrschaft (1802—8) — Weimar, wo Goethe und Wieland noch<lb/> lebten (1808—10). in Schillers Hause — Napoleon oft gesehn, in Berlin,<lb/> Erfurt, Weimar — Die Freiheits-Kriege - - In die Heimath zurück nach der<lb/> Schlacht bei Waterloo — Nach hergestellten! Weltfrieden Gährungen im Innern:<lb/> politische, religiöse, sociale". Begleitete Abeken die politischen Ereignisse seiner<lb/> Zeit auch mit lebhaftester Anteilnahme, so lag doch der Schwerpunkt seines<lb/> Interesses nicht, wie es nach dieser Tagebuchnotiz scheinen möchte, auf diesem<lb/> Gebiet, sondern auf dem der Ästhetik, insbesondere der Dichtkunst. Dante,<lb/> Cnlderon, Shakespeare, Goethe, diesem Viergestirn geistiger Größen war sein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0584]
Aus Abekens Nachlaß
Hatte man damals schon das Gefühl, daß ein Adel ohne reale Voraussetzungen
ein Unding ist?--
Wie aber auch immer eine etwaige Revision der Adelsfrage gestaltet sein
soll, jedenfalls drängen heute die Verhältnisse darauf hin, und jedenfalls muß
es ihr Ziel sein, zu bewirken, daß diejenigen, die heute in dem längst ver¬
flogenen Schall und Rauch eines ehemals mehr oder weniger großen Namens
das^ einzige Mittel finden, um sich über ihre gleichgearteten Mitmenschen zu
erheben, nicht befugt sein sollen, die Kieselsteine in dem Strom unseres gesell¬
schaftlichen Lebens zu bilden und das Gift des Kastengeistes und der Exklusivität
zu nähren und zu verbreiten, das bei uns leider so wenig Widerstand findet
und so große Wirkungen ausübt.
Aus V. R. Abekens Nachlaß
Prof. Dr. Hans Gerhard Graf Mitgeteilt von
^Einführung nebst einem Briefe Wielands und einem unbekannten Gedicht Goethes
ernhard Rudolf Abeken, der den Freunden der Goethe-Schiller-
Literatur wohlbekannte Philologe und Literarhistoriker, Oheini des
preußischen Diplomaten Heinrich Abeken, starb im Alter von
86 Jahren am 24. Februar 1866 als Direktor des Rats¬
gymnasiums seiner Vaterstadt Osnabrück. In seinem viele Jahr¬
zehnte hindurch sorgfältig geführten Tagebuch findet sich unterm 5. Juli 1846
folgende Bemerkung: „Da sich mein Leben zum Ende neigt, gewährt es mir
Interesse, die 66 Jahre mit ihren vielen merkwürdigen Begebenheiten 'vor
meinem Geiste vorübergehn zu lassen. Geboren während des Amerikanischen
Freiheits-Krieges (1780), zur Zeit Friedrichs II., fiel mein frühester bewußter
Blick in die Französische Revolution; dann Universitäts-Jahre in Jena während
dessen glänzender Periode (1799—1802) — in Berlin um die Zeit der Napo¬
leonischen Herrschaft (1802—8) — Weimar, wo Goethe und Wieland noch
lebten (1808—10). in Schillers Hause — Napoleon oft gesehn, in Berlin,
Erfurt, Weimar — Die Freiheits-Kriege - - In die Heimath zurück nach der
Schlacht bei Waterloo — Nach hergestellten! Weltfrieden Gährungen im Innern:
politische, religiöse, sociale". Begleitete Abeken die politischen Ereignisse seiner
Zeit auch mit lebhaftester Anteilnahme, so lag doch der Schwerpunkt seines
Interesses nicht, wie es nach dieser Tagebuchnotiz scheinen möchte, auf diesem
Gebiet, sondern auf dem der Ästhetik, insbesondere der Dichtkunst. Dante,
Cnlderon, Shakespeare, Goethe, diesem Viergestirn geistiger Größen war sein
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