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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.

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Volksdichtungen aus Lapri

und 'über ihre Wünsche hinsichtlich der Erwerbung der deutsch-südwest-
afrikanischen Diamanten zu informieren. Im Anschluß an eine Besichtigung
der Schleifereien fand mit dreißig Firmenvertretern eine eingehende Beratung
statt, in der der Unterstaatssekretär ein Bild gab von der Organisation der
Verwaltung der deutschen Diamantenfelder und über die für sie maßgebenden
Gesichtspunkte, während anderseits die Interessenten ihre Wünsche äußerten, die
gegenüber der Diamantregie-Gesellschaft gellend zu machen seien. Diese Wünsche
gingen besonders dahin, daß die deutschen Diamantschleifereien zu gleichen Be¬
dingungen wie das Antwerpener Händlersyndikat die deutschen Steine von der
Regie kaufen könnten,- auch die Bildung eines deutschen Händlersyndikats an
Stelle des belgischen wurde erörtert, wobei der Unterstaatssekretär eine wohl¬
wollende Prüfung der Wünsche in Aussicht stellte. Sowohl die Regie wie das
Neichskolonialamt wird mit der Syndikatsbildung einverstanden sein, wenn das
Syndikat gewisse Verpflichtungen übernimmt, die für die Wahrung der Interessen
der südwestafrikanischen Felder und des Reichsfiskus als unerläßlich bezeichnet
werden. Im übrigen würden die bei einer Systemänderung etwa zu erwartenden
Verkäufe der zweiten Hand einen Druck auf den Diamantenmarkt kaum ausüben,
da einerseits der Zwischenhändler im Interesse seines Verdienstes auf Preise sehen
muß und anderseits die Regie durch die ihr gesetzlich zustehende Befugnis zur
Herbeiführung von Prodvktionseinschränknngen sowie durch die Möglichkeit, Ware
zu stapeln, in der Lage ist, Angebot und Nachfrage am deutschen Diamanten¬
markt zwecks Sicherung des Preisniveaus dauernd zu regulieren.




Volksdichtungen aus (Lapri Prof. Dr, Heinrich Zschalig Erstmalig aufgezeichnet und veröffentlicht von

ollkommener und vielseitiger als in den alten Liedern*) spiegelt sich
in den volkstümlichen Erzählungen, besonders in den Märchen und
Sagen der Zauberinsel, die süditalienische Volksseele mit ihrer färben-
freudigen Phantasie, ihrem frischen Naturempfinden. ihrer kindlichen
Weltanschauung, ihrem rücksichtslosen, oft sogar grausamen Rechts¬
gefühl. Und hierzu redet lauter und deutlicher zu uns auch die Seele der Landschaft
mit ihren von Einsiedlern, Zauberern und Feen bewohnten Bergen, Tälern, ver¬
schwundenen Wäldern, volkreichen Städten, ärmlichen Hütten, schimmernden
Marmvrpalästen und dem von Sirenen belebten, überall vom Lande aus sichtbaren
Meere. Treten uns in diesen Wundergeschichten und Legenden, und zumal in den
hier ausgewählten Märchen, auch kaum wesentlich neue Erscheinungen entgegen,
so vielfach doch gar seltsam umgewandelte, mit eigenartigen Zügen ausgestattete



") Vgl. dazu den Beitrag in Heft 49.
Volksdichtungen aus Lapri

und 'über ihre Wünsche hinsichtlich der Erwerbung der deutsch-südwest-
afrikanischen Diamanten zu informieren. Im Anschluß an eine Besichtigung
der Schleifereien fand mit dreißig Firmenvertretern eine eingehende Beratung
statt, in der der Unterstaatssekretär ein Bild gab von der Organisation der
Verwaltung der deutschen Diamantenfelder und über die für sie maßgebenden
Gesichtspunkte, während anderseits die Interessenten ihre Wünsche äußerten, die
gegenüber der Diamantregie-Gesellschaft gellend zu machen seien. Diese Wünsche
gingen besonders dahin, daß die deutschen Diamantschleifereien zu gleichen Be¬
dingungen wie das Antwerpener Händlersyndikat die deutschen Steine von der
Regie kaufen könnten,- auch die Bildung eines deutschen Händlersyndikats an
Stelle des belgischen wurde erörtert, wobei der Unterstaatssekretär eine wohl¬
wollende Prüfung der Wünsche in Aussicht stellte. Sowohl die Regie wie das
Neichskolonialamt wird mit der Syndikatsbildung einverstanden sein, wenn das
Syndikat gewisse Verpflichtungen übernimmt, die für die Wahrung der Interessen
der südwestafrikanischen Felder und des Reichsfiskus als unerläßlich bezeichnet
werden. Im übrigen würden die bei einer Systemänderung etwa zu erwartenden
Verkäufe der zweiten Hand einen Druck auf den Diamantenmarkt kaum ausüben,
da einerseits der Zwischenhändler im Interesse seines Verdienstes auf Preise sehen
muß und anderseits die Regie durch die ihr gesetzlich zustehende Befugnis zur
Herbeiführung von Prodvktionseinschränknngen sowie durch die Möglichkeit, Ware
zu stapeln, in der Lage ist, Angebot und Nachfrage am deutschen Diamanten¬
markt zwecks Sicherung des Preisniveaus dauernd zu regulieren.




Volksdichtungen aus (Lapri Prof. Dr, Heinrich Zschalig Erstmalig aufgezeichnet und veröffentlicht von

ollkommener und vielseitiger als in den alten Liedern*) spiegelt sich
in den volkstümlichen Erzählungen, besonders in den Märchen und
Sagen der Zauberinsel, die süditalienische Volksseele mit ihrer färben-
freudigen Phantasie, ihrem frischen Naturempfinden. ihrer kindlichen
Weltanschauung, ihrem rücksichtslosen, oft sogar grausamen Rechts¬
gefühl. Und hierzu redet lauter und deutlicher zu uns auch die Seele der Landschaft
mit ihren von Einsiedlern, Zauberern und Feen bewohnten Bergen, Tälern, ver¬
schwundenen Wäldern, volkreichen Städten, ärmlichen Hütten, schimmernden
Marmvrpalästen und dem von Sirenen belebten, überall vom Lande aus sichtbaren
Meere. Treten uns in diesen Wundergeschichten und Legenden, und zumal in den
hier ausgewählten Märchen, auch kaum wesentlich neue Erscheinungen entgegen,
so vielfach doch gar seltsam umgewandelte, mit eigenartigen Zügen ausgestattete



") Vgl. dazu den Beitrag in Heft 49.
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[0549] Volksdichtungen aus Lapri und 'über ihre Wünsche hinsichtlich der Erwerbung der deutsch-südwest- afrikanischen Diamanten zu informieren. Im Anschluß an eine Besichtigung der Schleifereien fand mit dreißig Firmenvertretern eine eingehende Beratung statt, in der der Unterstaatssekretär ein Bild gab von der Organisation der Verwaltung der deutschen Diamantenfelder und über die für sie maßgebenden Gesichtspunkte, während anderseits die Interessenten ihre Wünsche äußerten, die gegenüber der Diamantregie-Gesellschaft gellend zu machen seien. Diese Wünsche gingen besonders dahin, daß die deutschen Diamantschleifereien zu gleichen Be¬ dingungen wie das Antwerpener Händlersyndikat die deutschen Steine von der Regie kaufen könnten,- auch die Bildung eines deutschen Händlersyndikats an Stelle des belgischen wurde erörtert, wobei der Unterstaatssekretär eine wohl¬ wollende Prüfung der Wünsche in Aussicht stellte. Sowohl die Regie wie das Neichskolonialamt wird mit der Syndikatsbildung einverstanden sein, wenn das Syndikat gewisse Verpflichtungen übernimmt, die für die Wahrung der Interessen der südwestafrikanischen Felder und des Reichsfiskus als unerläßlich bezeichnet werden. Im übrigen würden die bei einer Systemänderung etwa zu erwartenden Verkäufe der zweiten Hand einen Druck auf den Diamantenmarkt kaum ausüben, da einerseits der Zwischenhändler im Interesse seines Verdienstes auf Preise sehen muß und anderseits die Regie durch die ihr gesetzlich zustehende Befugnis zur Herbeiführung von Prodvktionseinschränknngen sowie durch die Möglichkeit, Ware zu stapeln, in der Lage ist, Angebot und Nachfrage am deutschen Diamanten¬ markt zwecks Sicherung des Preisniveaus dauernd zu regulieren. Volksdichtungen aus (Lapri Prof. Dr, Heinrich Zschalig Erstmalig aufgezeichnet und veröffentlicht von ollkommener und vielseitiger als in den alten Liedern*) spiegelt sich in den volkstümlichen Erzählungen, besonders in den Märchen und Sagen der Zauberinsel, die süditalienische Volksseele mit ihrer färben- freudigen Phantasie, ihrem frischen Naturempfinden. ihrer kindlichen Weltanschauung, ihrem rücksichtslosen, oft sogar grausamen Rechts¬ gefühl. Und hierzu redet lauter und deutlicher zu uns auch die Seele der Landschaft mit ihren von Einsiedlern, Zauberern und Feen bewohnten Bergen, Tälern, ver¬ schwundenen Wäldern, volkreichen Städten, ärmlichen Hütten, schimmernden Marmvrpalästen und dem von Sirenen belebten, überall vom Lande aus sichtbaren Meere. Treten uns in diesen Wundergeschichten und Legenden, und zumal in den hier ausgewählten Märchen, auch kaum wesentlich neue Erscheinungen entgegen, so vielfach doch gar seltsam umgewandelte, mit eigenartigen Zügen ausgestattete ") Vgl. dazu den Beitrag in Heft 49.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_319600/549>, abgerufen am 23.07.2024.