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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.

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Liszt -- Goethe -- Meimar

geben. Zur Enthüllung des Herder-Denkmals in Weimar am 25. August 1350
komponierte er den Festchor, die symphonische Dichtung "Prometheus" und Chöre
zum "Entfesselnden Prometheus"; zur Feier des hundertjährigen Geburtstags
Carl Augusts 1857 schrieb er die Gedenkschrist "Weimars Septemberfest", und
zum Schillerjubiläum 1859 komponierte er den "Künstler-Festzug" für Orchester
und das "Festlied". Das Fest von Carl Augusts hundertsten Geburtstag
wurde in besonders eindringlicher Weise gefeiert und ganz in Liszts Sinne mit
dem Andenken der Geistesheroen Weimars verknüpft. Hatte man doch an die
Grundsteinlegung des Denkmals für Carl August, die auf den 3. September
festgesetzt war, am 4. September die Enthüllung der Wieland-Statue und des
Rietschelschen Goethe - Schillerdenkmals vor dem Hoftheater angefügt. Am
2. September war im Theater Goethes "Iphigenie auf Tauris" gespielt worden.
Dem Gelegenheitsstück des 3. September folgte am 4., dem Dichtertage, eine
Bühncnvorstellung aus sechs den verschiedenen Dramen Schillers und Goethes
entnommenen Akten. Die Seebach, Devrient und Dawison waren unter den
Darstellern, und auch ein Herr Gemahl, der noch von Goethes Zeit her in
Weimar wirkte. Am 5. September kam die Musik zum Worte mit einem Pro¬
gramm, dessen Werke, bis auf zwei Schubertsche, von Liszt geschaffen waren.

Nachdem Liszt die Weimarer Stellung aufgegeben hatte, hielt er sich mit
besonderer Vorliebe in Rom auf. Und auch hier, in der Landschaft Tivolis,
begegnete er Goethes Genius, der sich an dieser Natur bereichert hatte, auch
hier fühlte und träumte er, wie der Weimarer Titane gefühlt und geträumt
hatte. Er setzte die Goethescher Dichtereindrücke in Töne um. Die Werke des
dritten Bandes der ,,/innees alö pölirinaZe", so Lyprö8 as ig, Villa
<l'Lste", "^eux el'eaux Ä la Villa ä'l?8es" bezeugen es.

Hatte Liszt die Gedenktage der Weimarer Unsterblichen durch die Macht
seiner Kunst, durch die Macht seiner Persönlichkeit verherrlichen helfen, so stattete
ihm Weimar seinen Dank in freigebiger Weise ab mit verwandten künstlerischen
Huldigungen. Am 23. Mai 1884, am Vorabend der Tonkünstlerversammlung
des "Allgemeinen Deutschen Musikvereins", der Liszt soviel verdankte, bezeugte
man ihm seine Verehrung in einem von Adolf Stern verfaßten Festspiel, das
die Musen der Dichtkunst und der Musik mit der "Nymphe der Ilm" zusammen¬
führte. Die Dichtkunst empfiehlt der Gunst der Nymphe neben ihren verklärten
Jüngern auch die Kämpfer der Töne. Und die Ilm bekränzt Liszts Büste mit
den Worten:


Liszt — Goethe — Meimar

geben. Zur Enthüllung des Herder-Denkmals in Weimar am 25. August 1350
komponierte er den Festchor, die symphonische Dichtung „Prometheus" und Chöre
zum „Entfesselnden Prometheus"; zur Feier des hundertjährigen Geburtstags
Carl Augusts 1857 schrieb er die Gedenkschrist „Weimars Septemberfest", und
zum Schillerjubiläum 1859 komponierte er den „Künstler-Festzug" für Orchester
und das „Festlied". Das Fest von Carl Augusts hundertsten Geburtstag
wurde in besonders eindringlicher Weise gefeiert und ganz in Liszts Sinne mit
dem Andenken der Geistesheroen Weimars verknüpft. Hatte man doch an die
Grundsteinlegung des Denkmals für Carl August, die auf den 3. September
festgesetzt war, am 4. September die Enthüllung der Wieland-Statue und des
Rietschelschen Goethe - Schillerdenkmals vor dem Hoftheater angefügt. Am
2. September war im Theater Goethes „Iphigenie auf Tauris" gespielt worden.
Dem Gelegenheitsstück des 3. September folgte am 4., dem Dichtertage, eine
Bühncnvorstellung aus sechs den verschiedenen Dramen Schillers und Goethes
entnommenen Akten. Die Seebach, Devrient und Dawison waren unter den
Darstellern, und auch ein Herr Gemahl, der noch von Goethes Zeit her in
Weimar wirkte. Am 5. September kam die Musik zum Worte mit einem Pro¬
gramm, dessen Werke, bis auf zwei Schubertsche, von Liszt geschaffen waren.

Nachdem Liszt die Weimarer Stellung aufgegeben hatte, hielt er sich mit
besonderer Vorliebe in Rom auf. Und auch hier, in der Landschaft Tivolis,
begegnete er Goethes Genius, der sich an dieser Natur bereichert hatte, auch
hier fühlte und träumte er, wie der Weimarer Titane gefühlt und geträumt
hatte. Er setzte die Goethescher Dichtereindrücke in Töne um. Die Werke des
dritten Bandes der ,,/innees alö pölirinaZe", so Lyprö8 as ig, Villa
<l'Lste", „^eux el'eaux Ä la Villa ä'l?8es" bezeugen es.

Hatte Liszt die Gedenktage der Weimarer Unsterblichen durch die Macht
seiner Kunst, durch die Macht seiner Persönlichkeit verherrlichen helfen, so stattete
ihm Weimar seinen Dank in freigebiger Weise ab mit verwandten künstlerischen
Huldigungen. Am 23. Mai 1884, am Vorabend der Tonkünstlerversammlung
des „Allgemeinen Deutschen Musikvereins", der Liszt soviel verdankte, bezeugte
man ihm seine Verehrung in einem von Adolf Stern verfaßten Festspiel, das
die Musen der Dichtkunst und der Musik mit der „Nymphe der Ilm" zusammen¬
führte. Die Dichtkunst empfiehlt der Gunst der Nymphe neben ihren verklärten
Jüngern auch die Kämpfer der Töne. Und die Ilm bekränzt Liszts Büste mit
den Worten:


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[0122] Liszt — Goethe — Meimar geben. Zur Enthüllung des Herder-Denkmals in Weimar am 25. August 1350 komponierte er den Festchor, die symphonische Dichtung „Prometheus" und Chöre zum „Entfesselnden Prometheus"; zur Feier des hundertjährigen Geburtstags Carl Augusts 1857 schrieb er die Gedenkschrist „Weimars Septemberfest", und zum Schillerjubiläum 1859 komponierte er den „Künstler-Festzug" für Orchester und das „Festlied". Das Fest von Carl Augusts hundertsten Geburtstag wurde in besonders eindringlicher Weise gefeiert und ganz in Liszts Sinne mit dem Andenken der Geistesheroen Weimars verknüpft. Hatte man doch an die Grundsteinlegung des Denkmals für Carl August, die auf den 3. September festgesetzt war, am 4. September die Enthüllung der Wieland-Statue und des Rietschelschen Goethe - Schillerdenkmals vor dem Hoftheater angefügt. Am 2. September war im Theater Goethes „Iphigenie auf Tauris" gespielt worden. Dem Gelegenheitsstück des 3. September folgte am 4., dem Dichtertage, eine Bühncnvorstellung aus sechs den verschiedenen Dramen Schillers und Goethes entnommenen Akten. Die Seebach, Devrient und Dawison waren unter den Darstellern, und auch ein Herr Gemahl, der noch von Goethes Zeit her in Weimar wirkte. Am 5. September kam die Musik zum Worte mit einem Pro¬ gramm, dessen Werke, bis auf zwei Schubertsche, von Liszt geschaffen waren. Nachdem Liszt die Weimarer Stellung aufgegeben hatte, hielt er sich mit besonderer Vorliebe in Rom auf. Und auch hier, in der Landschaft Tivolis, begegnete er Goethes Genius, der sich an dieser Natur bereichert hatte, auch hier fühlte und träumte er, wie der Weimarer Titane gefühlt und geträumt hatte. Er setzte die Goethescher Dichtereindrücke in Töne um. Die Werke des dritten Bandes der ,,/innees alö pölirinaZe", so Lyprö8 as ig, Villa <l'Lste", „^eux el'eaux Ä la Villa ä'l?8es" bezeugen es. Hatte Liszt die Gedenktage der Weimarer Unsterblichen durch die Macht seiner Kunst, durch die Macht seiner Persönlichkeit verherrlichen helfen, so stattete ihm Weimar seinen Dank in freigebiger Weise ab mit verwandten künstlerischen Huldigungen. Am 23. Mai 1884, am Vorabend der Tonkünstlerversammlung des „Allgemeinen Deutschen Musikvereins", der Liszt soviel verdankte, bezeugte man ihm seine Verehrung in einem von Adolf Stern verfaßten Festspiel, das die Musen der Dichtkunst und der Musik mit der „Nymphe der Ilm" zusammen¬ führte. Die Dichtkunst empfiehlt der Gunst der Nymphe neben ihren verklärten Jüngern auch die Kämpfer der Töne. Und die Ilm bekränzt Liszts Büste mit den Worten:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_319600/122>, abgerufen am 23.07.2024.