Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Zur Reform der Literatur über die Universitäten Doch bedarf dieser Umfang mit seinen mannigfaltigen Ansprüchen an Aufbauend soll die dadurch erzielte Tätigkeit jedenfalls sein und -- kurz Reformbedürftig sind die Universitäten allerdings. Nur tut einerseits ihnen Reformbedürftig ist vor allem die Benützung der so überaus wertvollen Neuer Formierungen bedürftig sind unsere Universitäten in erster Linie; Die Erweckung des Bewußtseins davon beim Universitätsdozenten, die Allerdings kann das bloß Pädagogische allein noch lange nicht alle Übel Zur Reform der Literatur über die Universitäten Doch bedarf dieser Umfang mit seinen mannigfaltigen Ansprüchen an Aufbauend soll die dadurch erzielte Tätigkeit jedenfalls sein und — kurz Reformbedürftig sind die Universitäten allerdings. Nur tut einerseits ihnen Reformbedürftig ist vor allem die Benützung der so überaus wertvollen Neuer Formierungen bedürftig sind unsere Universitäten in erster Linie; Die Erweckung des Bewußtseins davon beim Universitätsdozenten, die Allerdings kann das bloß Pädagogische allein noch lange nicht alle Übel <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0518" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319465"/> <fw type="header" place="top"> Zur Reform der Literatur über die Universitäten</fw><lb/> <p xml:id="ID_2437"> Doch bedarf dieser Umfang mit seinen mannigfaltigen Ansprüchen an<lb/> spezielle Fachkenntnisse auch umfangreicher und vielseitiger Mitarbeit. Deshalb<lb/> strebte ja die hochschulpädagogische Bewegung von Haus aus nach einem Zu¬<lb/> sammenschluß all Derer, die von den verschiedensten Seiten her an dem gesamten<lb/> oder an einem Teilgebiet interessiert sind, und ladet sie nach wie vor zur<lb/> Beteiligung ein, sei es Mitarbeit oder sei es bloße Unterstützung.</p><lb/> <p xml:id="ID_2438"> Aufbauend soll die dadurch erzielte Tätigkeit jedenfalls sein und — kurz<lb/> gesagt: möglichst optimistisch. Die Universitäten sind weitaus nicht so schlecht,<lb/> wie sie manchmal scheinen, und die Schaffensfreude, die sich in ihren Dienst<lb/> gestellt hat, ist groß genug, daß mit ihr auch Großes erreicht werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_2439"> Reformbedürftig sind die Universitäten allerdings. Nur tut einerseits ihnen<lb/> selbst anderes als „Reform" noch mehr not; und anderseits sind sie selbst weit<lb/> weniger reformbedürftig, als es zwei andere Faktoren sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_2440"> Reformbedürftig ist vor allem die Benützung der so überaus wertvollen<lb/> und reichhaltigen Gaben unserer Universitäten. Und reformbedürftig ist die<lb/> Literatur über sie, einschließlich der öffentlichen (und auch privaten) Meinung<lb/> über sie.</p><lb/> <p xml:id="ID_2441"> Neuer Formierungen bedürftig sind unsere Universitäten in erster Linie;<lb/> und nur in zweiter Linie, allerdings auch in einer unvermeidlichen und nicht<lb/> aufzuschiebenden Weise, sind sie einer Reform, d. h. einer wesentlichen Änderung<lb/> nach einigen Seiten, bedürftig. Aber Neues schaffen ist die Hauptsache — Neues<lb/> allerdings nicht im Sinne des Unerhörten, sondern im Sinne der Entfaltung<lb/> dessen, was nur erst in Ansätzen vorhanden ist. Und als das erkennen eben die<lb/> Vertreter der hier erwähnten Bewegung immer wieder das eigentlich Pädagogische.</p><lb/> <p xml:id="ID_2442"> Die Erweckung des Bewußtseins davon beim Universitätsdozenten, die<lb/> Auffassung der Dozentur als eines — und zwar des höchsten — Lehramtes:<lb/> das ist eine Forderung und eine Zukunftshoffnung, die auch nach der von<lb/> H. Waentig und von anderen vertretenen Seite fruchtbar werden muß. Je mehr<lb/> sich nämlich Lehrer gerade als Lehrer fühlen, oder gar als Erzieher, desto näher<lb/> liegt es ihnen, sich gegenseitig als möglichst gleichwertig zu behandeln und<lb/> weiterhin für eine möglichst gleichmäßige und möglichst ausgiebige äußere<lb/> Anerkennung ihrer Tätigkeit zu sorgen. Je weniger der Lehrer ein „Stunden¬<lb/> geber" sein darf, desto weniger darf er in wirtschaftlichen Verhältnissen gelassen<lb/> werden, die schließlich auch ihn zum „Stundengeber" herabziehen würden, wenn<lb/> nicht unsere gesamte Lehrerwelt bis hinauf zum höchsten Dozenten allzu<lb/> charaktervoll wäre, um diese Gefahr nur in ganz vereinzelten Fällen zuzulassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2443" next="#ID_2444"> Allerdings kann das bloß Pädagogische allein noch lange nicht alle Übel<lb/> heilen. Hängt es doch selbst von so vielem ab: auf der einen Seite von allem,<lb/> was Weltanschauung ist, auf der anderen Seite von irdischer Gunst! Gerade<lb/> der Pädagoge kann sein Eigenstes nicht mehr geben, wenn an der für ihn und<lb/> für seine Lehrmittel nötigen Dotierung und sozialen Anerkennung Wesentliches<lb/> fehlt. Zu diesem wesentlichen Fehlen muß auch dies gerechnet werden, daß</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0518]
Zur Reform der Literatur über die Universitäten
Doch bedarf dieser Umfang mit seinen mannigfaltigen Ansprüchen an
spezielle Fachkenntnisse auch umfangreicher und vielseitiger Mitarbeit. Deshalb
strebte ja die hochschulpädagogische Bewegung von Haus aus nach einem Zu¬
sammenschluß all Derer, die von den verschiedensten Seiten her an dem gesamten
oder an einem Teilgebiet interessiert sind, und ladet sie nach wie vor zur
Beteiligung ein, sei es Mitarbeit oder sei es bloße Unterstützung.
Aufbauend soll die dadurch erzielte Tätigkeit jedenfalls sein und — kurz
gesagt: möglichst optimistisch. Die Universitäten sind weitaus nicht so schlecht,
wie sie manchmal scheinen, und die Schaffensfreude, die sich in ihren Dienst
gestellt hat, ist groß genug, daß mit ihr auch Großes erreicht werden kann.
Reformbedürftig sind die Universitäten allerdings. Nur tut einerseits ihnen
selbst anderes als „Reform" noch mehr not; und anderseits sind sie selbst weit
weniger reformbedürftig, als es zwei andere Faktoren sind.
Reformbedürftig ist vor allem die Benützung der so überaus wertvollen
und reichhaltigen Gaben unserer Universitäten. Und reformbedürftig ist die
Literatur über sie, einschließlich der öffentlichen (und auch privaten) Meinung
über sie.
Neuer Formierungen bedürftig sind unsere Universitäten in erster Linie;
und nur in zweiter Linie, allerdings auch in einer unvermeidlichen und nicht
aufzuschiebenden Weise, sind sie einer Reform, d. h. einer wesentlichen Änderung
nach einigen Seiten, bedürftig. Aber Neues schaffen ist die Hauptsache — Neues
allerdings nicht im Sinne des Unerhörten, sondern im Sinne der Entfaltung
dessen, was nur erst in Ansätzen vorhanden ist. Und als das erkennen eben die
Vertreter der hier erwähnten Bewegung immer wieder das eigentlich Pädagogische.
Die Erweckung des Bewußtseins davon beim Universitätsdozenten, die
Auffassung der Dozentur als eines — und zwar des höchsten — Lehramtes:
das ist eine Forderung und eine Zukunftshoffnung, die auch nach der von
H. Waentig und von anderen vertretenen Seite fruchtbar werden muß. Je mehr
sich nämlich Lehrer gerade als Lehrer fühlen, oder gar als Erzieher, desto näher
liegt es ihnen, sich gegenseitig als möglichst gleichwertig zu behandeln und
weiterhin für eine möglichst gleichmäßige und möglichst ausgiebige äußere
Anerkennung ihrer Tätigkeit zu sorgen. Je weniger der Lehrer ein „Stunden¬
geber" sein darf, desto weniger darf er in wirtschaftlichen Verhältnissen gelassen
werden, die schließlich auch ihn zum „Stundengeber" herabziehen würden, wenn
nicht unsere gesamte Lehrerwelt bis hinauf zum höchsten Dozenten allzu
charaktervoll wäre, um diese Gefahr nur in ganz vereinzelten Fällen zuzulassen.
Allerdings kann das bloß Pädagogische allein noch lange nicht alle Übel
heilen. Hängt es doch selbst von so vielem ab: auf der einen Seite von allem,
was Weltanschauung ist, auf der anderen Seite von irdischer Gunst! Gerade
der Pädagoge kann sein Eigenstes nicht mehr geben, wenn an der für ihn und
für seine Lehrmittel nötigen Dotierung und sozialen Anerkennung Wesentliches
fehlt. Zu diesem wesentlichen Fehlen muß auch dies gerechnet werden, daß
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