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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.

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Der Streit um den Hansabund

utzende von Briefen, Erklärungen, Gegenerklärungen, leidenschaft¬
lichen Angriffen und ebenso gestimmten Erwiderungen haben wir
gelesen, seitdem Landrat a. D. Rötger den Hansabund verlassen hat
und ihm viele Industrielle gefolgt sind. Die Angriffe auf den
Hansabund werden immer gehässiger, aber auch auf den Zentral¬
verband deutscher Industrieller, dessen Vorsitzender Rötger ist, fallen die
Folgen seines Austritts schwer zurück; eine allgemeine Verwirrung und Ver¬
bitterung droht einzugreifen und man muß offen sagen, daß in diesem Streite
viele Gegner des Hansabundes in einer Weise kämpfen, die selbst den wenigen
sachlichen Ausführungen, die sie zu machen haben, allen Wert nimmt. Mit so
skrupelloser Fechtern, zu denen leider auch Steinmann-Bucher in dieser Frage
gehört, oder gar mit so zügellosen Männern, wie Dr. Tille, kann aus diesem
Grunde eine Erörterung überhaupt nicht geführt werden. Aber auch die Leiter des
Hansabundes haben für einige wichtige Behauptungen keinen Beweis liefern können
und die Freunde des Hansabundes und seine Verteidiger in der Presse begehen eine
Torheit nach der andern. Zu den zahlreichen Äußerungen in diesem Streite ist
nun in den letzten Wochen ein Schriftchen von H. A. Bueck getreten, zu dem es
sich lohnt, Stellung zu nehmen. Die Schrift des früheren Generalsekretärs des
Zentralverbandes deutscher Industrieller führt den Titel: Weshalb die Industrie
der Rieszerschen Parole "Kampf gegen rechts" nicht folgen soll (31 Seiten,
Berlin, Julius Springer).

Bueck gibt zunächst auf 22 Seiten einen Abriß der Geschichte der Schutzzoll¬
politik seit 1879, die sich sehr hübsch liest. Der Nutzanwendung aus dieser
Geschichte und der Verteidigung Nötgers widmet Bueck die übrigen 8Vg Seiten
des Heftes und bringt dabei Ausführungen, zu denen man nicht schweigen kann.
Bueck sagt, es gebe Kreise der Industrie, die bereit seien, den Kampf gegen
die Bismarcksche Wirtschaftspolitik aufzunehmen, das seien die gleichgültigen
Industriellen, die die Wirkungen der Schutzzollpolitik auf das Aufsteigen Deutsch-


Grenzbotm III 1911 49


Der Streit um den Hansabund

utzende von Briefen, Erklärungen, Gegenerklärungen, leidenschaft¬
lichen Angriffen und ebenso gestimmten Erwiderungen haben wir
gelesen, seitdem Landrat a. D. Rötger den Hansabund verlassen hat
und ihm viele Industrielle gefolgt sind. Die Angriffe auf den
Hansabund werden immer gehässiger, aber auch auf den Zentral¬
verband deutscher Industrieller, dessen Vorsitzender Rötger ist, fallen die
Folgen seines Austritts schwer zurück; eine allgemeine Verwirrung und Ver¬
bitterung droht einzugreifen und man muß offen sagen, daß in diesem Streite
viele Gegner des Hansabundes in einer Weise kämpfen, die selbst den wenigen
sachlichen Ausführungen, die sie zu machen haben, allen Wert nimmt. Mit so
skrupelloser Fechtern, zu denen leider auch Steinmann-Bucher in dieser Frage
gehört, oder gar mit so zügellosen Männern, wie Dr. Tille, kann aus diesem
Grunde eine Erörterung überhaupt nicht geführt werden. Aber auch die Leiter des
Hansabundes haben für einige wichtige Behauptungen keinen Beweis liefern können
und die Freunde des Hansabundes und seine Verteidiger in der Presse begehen eine
Torheit nach der andern. Zu den zahlreichen Äußerungen in diesem Streite ist
nun in den letzten Wochen ein Schriftchen von H. A. Bueck getreten, zu dem es
sich lohnt, Stellung zu nehmen. Die Schrift des früheren Generalsekretärs des
Zentralverbandes deutscher Industrieller führt den Titel: Weshalb die Industrie
der Rieszerschen Parole „Kampf gegen rechts" nicht folgen soll (31 Seiten,
Berlin, Julius Springer).

Bueck gibt zunächst auf 22 Seiten einen Abriß der Geschichte der Schutzzoll¬
politik seit 1879, die sich sehr hübsch liest. Der Nutzanwendung aus dieser
Geschichte und der Verteidigung Nötgers widmet Bueck die übrigen 8Vg Seiten
des Heftes und bringt dabei Ausführungen, zu denen man nicht schweigen kann.
Bueck sagt, es gebe Kreise der Industrie, die bereit seien, den Kampf gegen
die Bismarcksche Wirtschaftspolitik aufzunehmen, das seien die gleichgültigen
Industriellen, die die Wirkungen der Schutzzollpolitik auf das Aufsteigen Deutsch-


Grenzbotm III 1911 49
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[0397] [Abbildung] Der Streit um den Hansabund utzende von Briefen, Erklärungen, Gegenerklärungen, leidenschaft¬ lichen Angriffen und ebenso gestimmten Erwiderungen haben wir gelesen, seitdem Landrat a. D. Rötger den Hansabund verlassen hat und ihm viele Industrielle gefolgt sind. Die Angriffe auf den Hansabund werden immer gehässiger, aber auch auf den Zentral¬ verband deutscher Industrieller, dessen Vorsitzender Rötger ist, fallen die Folgen seines Austritts schwer zurück; eine allgemeine Verwirrung und Ver¬ bitterung droht einzugreifen und man muß offen sagen, daß in diesem Streite viele Gegner des Hansabundes in einer Weise kämpfen, die selbst den wenigen sachlichen Ausführungen, die sie zu machen haben, allen Wert nimmt. Mit so skrupelloser Fechtern, zu denen leider auch Steinmann-Bucher in dieser Frage gehört, oder gar mit so zügellosen Männern, wie Dr. Tille, kann aus diesem Grunde eine Erörterung überhaupt nicht geführt werden. Aber auch die Leiter des Hansabundes haben für einige wichtige Behauptungen keinen Beweis liefern können und die Freunde des Hansabundes und seine Verteidiger in der Presse begehen eine Torheit nach der andern. Zu den zahlreichen Äußerungen in diesem Streite ist nun in den letzten Wochen ein Schriftchen von H. A. Bueck getreten, zu dem es sich lohnt, Stellung zu nehmen. Die Schrift des früheren Generalsekretärs des Zentralverbandes deutscher Industrieller führt den Titel: Weshalb die Industrie der Rieszerschen Parole „Kampf gegen rechts" nicht folgen soll (31 Seiten, Berlin, Julius Springer). Bueck gibt zunächst auf 22 Seiten einen Abriß der Geschichte der Schutzzoll¬ politik seit 1879, die sich sehr hübsch liest. Der Nutzanwendung aus dieser Geschichte und der Verteidigung Nötgers widmet Bueck die übrigen 8Vg Seiten des Heftes und bringt dabei Ausführungen, zu denen man nicht schweigen kann. Bueck sagt, es gebe Kreise der Industrie, die bereit seien, den Kampf gegen die Bismarcksche Wirtschaftspolitik aufzunehmen, das seien die gleichgültigen Industriellen, die die Wirkungen der Schutzzollpolitik auf das Aufsteigen Deutsch- Grenzbotm III 1911 49

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948/397>, abgerufen am 29.12.2024.