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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.

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[Beginn Spaltensatz] Stellennachweis.

(An" der Tages- und Fachpresse.) Anfragen zu richten unter Beifügung von Rückporto an
die Geschäftsstelle der Grenzboten, Berlin S>V, 11.


^. Ktir Akademiker.
514, Hauslehrer (c-in-I, rüiil,) s, 9 jähr, Knaben, 1,10"
Mccktbg,1,10,
515, Hauslehrer s, Unicrl-rtiancr (Frz, u, Engl,),
bis Ostern 12, Pommern,etaner
516, Hauslehrer s, 2 Knaben (Quartaner u. Sx),
I, I1" Ostpr,ate¬
528, Oberlehrer s, Realschule, Berlin, 1, 4,12 (Mh
matik und Nciturw,)2Volle
52", Oberlehrer f, Realgym,, Berlin, 1, 4 1 (
L-hrbcf-ihig, im Frz" Engl,. Deutsch, u, Latein),
[Spaltenumbruch]
v. Für Dame".
517, Erzieherin, c", gepr,, alt" s, 2 Knaben, 1,10,,
Pommern,ee
518, Erzieherin f, 2 Mädchen (gut empfohln), 1,10,,
Pommern,
519, Lchrcri", staatl, gepr,, s, 1 Mädch, (Klavi-runterr,),
15,10" Schleswig.
620, Lchrcri", staatl, gepr,, s, 12 Mädch,, 1. 10"
M-all,
521, Lchrcri", gepr, anspruchlose, s, 2 Mädchen (M0 M),
Holstein,
522, Erzichcri", co" mus, ers" s, 3 Lkindcr, 1, 10.
Rüge",
523, Erzichcri", all" ers" j, 2 Mädchen (Klavier) 1.10,,
Westpr,
524, Erzieherin, ers,, cncrg, f, Quint, ", Quart,, 1,10"
Westpr.
525, Erzieherin, evang,, ">"s" s, 12jähr, Mädch,, 1,10,
Pommern,
527, Erzieherin, co, s, 3 Kinder (Franz, n, Engl,),
1, 10" Brandenburg,
[Ende Spaltensatz]
Die Politik und die Aünstler
von Kurt Walter Goldschmidt

le schöne, aber noch etwas jugendstolze Zeit liegt hinter uns,
da Nietzsche es unter die Gebote des "freien Geistes" einreihte,
sich nicht um Politik zu kümmern, und uns damit so recht aus der
Seele sprach. Das ist ja der übliche Lauf der Dinge, daß alles
Kühne, Revolutionäre eines Tages selbstverständlich wird, seinen
verruchten und prickelnden Schauder verliert und nicht nur gegen den guten Ton
der Mode, sondern ein wenig auch gegen den guten Geschmack geht. Um unsere
eigenen jugendlichen Weltverbesserungspläne stand es nicht viel anders: eines
schönenTages sahen wir sie in Rauch aufgehen, und nun wollten wir mutlos überhaupt
nichts mehr von dergleichen wissen -- bis wir inne wurden, daß eS trotz alledem
und alledem an der freilich nur sehr allmählichen Besserung der Zustände mit¬
zuarbeiten galt und der "Widerstand der stumpfen Welt" Schritt für Schritt bekämpft
und überwunden werden mußte. Schließlich sträubt sich die fließende Beweglichkeit
des Geistes überhaupt gegen Dognien und Verallgemeinerungen. Je persönlicher
die Menschen werden, desto weniger sind abstrakte Regeln und Vorschriften auf sie
anwendbar. Was für einen, was für viele jener "freien Geister" das Rechte sein
mochte, brauchte es noch nicht für alle zu sein. -- Zugegeben, daß die Politik auf
ein geistig und sittlich niedrigeres Niveau yerabgeglitten, daß sie vielfach Interessen-
sviel und Kuhhandel geworden ist, daß in ihrer Sphäre nur selten große und
lautere Charaktere gedeihen -- alles dies entbindet die Besseren nicht von der Pflicht,
ruft sie vielmehr gerade dazu auf, ihrerseits das Niveau erhöhen zu helfen, das öde
Getriebe persönlich zu durchgeistigen und die Sprödigkeit unbestechlicher Charaktere
der allgemeinen Zerbröckelung entgegenzustemmen. Die Geistesmenschen, Kultur¬
träger und vor allem die Künstler bedürfen der "Politik", wenn sie nicht völlig
Welt- und zeitfremd werden wollen: die Politik aber bedarf noch viel, viel mehr
der Kultur und des Künstlortums, wenn sie nicht in banausische Barbarei versinken
und die großen Problenie des öffentlichen Lebens nur aus der Froschperspektive


Grenzboten III 1911 ^


[Beginn Spaltensatz] Stellennachweis.

(An» der Tages- und Fachpresse.) Anfragen zu richten unter Beifügung von Rückporto an
die Geschäftsstelle der Grenzboten, Berlin S>V, 11.


^. Ktir Akademiker.
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matik und Nciturw,)2Volle
52«, Oberlehrer f, Realgym,, Berlin, 1, 4 1 (
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v. Für Dame».
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1, 10„ Brandenburg,
[Ende Spaltensatz]
Die Politik und die Aünstler
von Kurt Walter Goldschmidt

le schöne, aber noch etwas jugendstolze Zeit liegt hinter uns,
da Nietzsche es unter die Gebote des „freien Geistes" einreihte,
sich nicht um Politik zu kümmern, und uns damit so recht aus der
Seele sprach. Das ist ja der übliche Lauf der Dinge, daß alles
Kühne, Revolutionäre eines Tages selbstverständlich wird, seinen
verruchten und prickelnden Schauder verliert und nicht nur gegen den guten Ton
der Mode, sondern ein wenig auch gegen den guten Geschmack geht. Um unsere
eigenen jugendlichen Weltverbesserungspläne stand es nicht viel anders: eines
schönenTages sahen wir sie in Rauch aufgehen, und nun wollten wir mutlos überhaupt
nichts mehr von dergleichen wissen — bis wir inne wurden, daß eS trotz alledem
und alledem an der freilich nur sehr allmählichen Besserung der Zustände mit¬
zuarbeiten galt und der „Widerstand der stumpfen Welt" Schritt für Schritt bekämpft
und überwunden werden mußte. Schließlich sträubt sich die fließende Beweglichkeit
des Geistes überhaupt gegen Dognien und Verallgemeinerungen. Je persönlicher
die Menschen werden, desto weniger sind abstrakte Regeln und Vorschriften auf sie
anwendbar. Was für einen, was für viele jener „freien Geister" das Rechte sein
mochte, brauchte es noch nicht für alle zu sein. — Zugegeben, daß die Politik auf
ein geistig und sittlich niedrigeres Niveau yerabgeglitten, daß sie vielfach Interessen-
sviel und Kuhhandel geworden ist, daß in ihrer Sphäre nur selten große und
lautere Charaktere gedeihen — alles dies entbindet die Besseren nicht von der Pflicht,
ruft sie vielmehr gerade dazu auf, ihrerseits das Niveau erhöhen zu helfen, das öde
Getriebe persönlich zu durchgeistigen und die Sprödigkeit unbestechlicher Charaktere
der allgemeinen Zerbröckelung entgegenzustemmen. Die Geistesmenschen, Kultur¬
träger und vor allem die Künstler bedürfen der „Politik", wenn sie nicht völlig
Welt- und zeitfremd werden wollen: die Politik aber bedarf noch viel, viel mehr
der Kultur und des Künstlortums, wenn sie nicht in banausische Barbarei versinken
und die großen Problenie des öffentlichen Lebens nur aus der Froschperspektive


Grenzboten III 1911 ^
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[0349] [Abbildung] Stellennachweis. (An» der Tages- und Fachpresse.) Anfragen zu richten unter Beifügung von Rückporto an die Geschäftsstelle der Grenzboten, Berlin S>V, 11. ^. Ktir Akademiker. 514, Hauslehrer (c-in-I, rüiil,) s, 9 jähr, Knaben, 1,10„ Mccktbg,1,10, 515, Hauslehrer s, Unicrl-rtiancr (Frz, u, Engl,), bis Ostern 12, Pommern,etaner 516, Hauslehrer s, 2 Knaben (Quartaner u. Sx), I, I1„ Ostpr,ate¬ 528, Oberlehrer s, Realschule, Berlin, 1, 4,12 (Mh matik und Nciturw,)2Volle 52«, Oberlehrer f, Realgym,, Berlin, 1, 4 1 ( L-hrbcf-ihig, im Frz„ Engl,. Deutsch, u, Latein), v. Für Dame». 517, Erzieherin, c», gepr,, alt„ s, 2 Knaben, 1,10,, Pommern,ee 518, Erzieherin f, 2 Mädchen (gut empfohln), 1,10,, Pommern, 519, Lchrcri», staatl, gepr,, s, 1 Mädch, (Klavi-runterr,), 15,10„ Schleswig. 620, Lchrcri», staatl, gepr,, s, 12 Mädch,, 1. 10„ M-all, 521, Lchrcri», gepr, anspruchlose, s, 2 Mädchen (M0 M), Holstein, 522, Erzichcri«, co„ mus, ers„ s, 3 Lkindcr, 1, 10. Rüge», 523, Erzichcri», all„ ers„ j, 2 Mädchen (Klavier) 1.10,, Westpr, 524, Erzieherin, ers,, cncrg, f, Quint, », Quart,, 1,10„ Westpr. 525, Erzieherin, evang,, «>»s„ s, 12jähr, Mädch,, 1,10, Pommern, 527, Erzieherin, co, s, 3 Kinder (Franz, n, Engl,), 1, 10„ Brandenburg, Die Politik und die Aünstler von Kurt Walter Goldschmidt le schöne, aber noch etwas jugendstolze Zeit liegt hinter uns, da Nietzsche es unter die Gebote des „freien Geistes" einreihte, sich nicht um Politik zu kümmern, und uns damit so recht aus der Seele sprach. Das ist ja der übliche Lauf der Dinge, daß alles Kühne, Revolutionäre eines Tages selbstverständlich wird, seinen verruchten und prickelnden Schauder verliert und nicht nur gegen den guten Ton der Mode, sondern ein wenig auch gegen den guten Geschmack geht. Um unsere eigenen jugendlichen Weltverbesserungspläne stand es nicht viel anders: eines schönenTages sahen wir sie in Rauch aufgehen, und nun wollten wir mutlos überhaupt nichts mehr von dergleichen wissen — bis wir inne wurden, daß eS trotz alledem und alledem an der freilich nur sehr allmählichen Besserung der Zustände mit¬ zuarbeiten galt und der „Widerstand der stumpfen Welt" Schritt für Schritt bekämpft und überwunden werden mußte. Schließlich sträubt sich die fließende Beweglichkeit des Geistes überhaupt gegen Dognien und Verallgemeinerungen. Je persönlicher die Menschen werden, desto weniger sind abstrakte Regeln und Vorschriften auf sie anwendbar. Was für einen, was für viele jener „freien Geister" das Rechte sein mochte, brauchte es noch nicht für alle zu sein. — Zugegeben, daß die Politik auf ein geistig und sittlich niedrigeres Niveau yerabgeglitten, daß sie vielfach Interessen- sviel und Kuhhandel geworden ist, daß in ihrer Sphäre nur selten große und lautere Charaktere gedeihen — alles dies entbindet die Besseren nicht von der Pflicht, ruft sie vielmehr gerade dazu auf, ihrerseits das Niveau erhöhen zu helfen, das öde Getriebe persönlich zu durchgeistigen und die Sprödigkeit unbestechlicher Charaktere der allgemeinen Zerbröckelung entgegenzustemmen. Die Geistesmenschen, Kultur¬ träger und vor allem die Künstler bedürfen der „Politik", wenn sie nicht völlig Welt- und zeitfremd werden wollen: die Politik aber bedarf noch viel, viel mehr der Kultur und des Künstlortums, wenn sie nicht in banausische Barbarei versinken und die großen Problenie des öffentlichen Lebens nur aus der Froschperspektive Grenzboten III 1911 ^

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948/349>, abgerufen am 29.12.2024.