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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.

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westfälisches Volksfest
Heißes Herz, verwirrtes Härchen,
Heimlich schleicht ein Liebespärchen,
Küßt und kost und schreitet sacht
In die Felder, in die Nacht.
Noch zuletzt die Polizei,
Eine wüste Schlägerei;
Und, so will es das Verhängnis,
Für den nächsten Tag Gefängnis.
Andern Tages ein Verstummen,
Müdes Schleichen, Köpfebrummen,
Nur der Wirt zählt seine Summen.
Auf dem Festplatz öde Flüchen,
Männer, die ein Zelt abbrechen,
Und die Budenfrauen tragen
Alles in die grünen Wagen.
Fetzen schmutziges Papier,
Krüge, halbgefüllt mit Bier,
Scherben von zerbroch'nen Gläsern,
Sterben in zertret'nen Gräsern.
Wolken, die den Himmel decken,
Stunden, die sich still verstecken.
Hier ein Blättchen, dort ein Blümchen,
Manch ein Schleifchen sieht man liegen,
Kirschenkerne, Kuchenkrümchen,
Für die Wespen, für die Fliegen.
Unterdes im stillen Städtchen
Schreibt ein Schreiber für den Lohn,
Und das nächste Wochenblättchen
Bringt des Festes Rezension.



Grmzboton III 191140
westfälisches Volksfest
Heißes Herz, verwirrtes Härchen,
Heimlich schleicht ein Liebespärchen,
Küßt und kost und schreitet sacht
In die Felder, in die Nacht.
Noch zuletzt die Polizei,
Eine wüste Schlägerei;
Und, so will es das Verhängnis,
Für den nächsten Tag Gefängnis.
Andern Tages ein Verstummen,
Müdes Schleichen, Köpfebrummen,
Nur der Wirt zählt seine Summen.
Auf dem Festplatz öde Flüchen,
Männer, die ein Zelt abbrechen,
Und die Budenfrauen tragen
Alles in die grünen Wagen.
Fetzen schmutziges Papier,
Krüge, halbgefüllt mit Bier,
Scherben von zerbroch'nen Gläsern,
Sterben in zertret'nen Gräsern.
Wolken, die den Himmel decken,
Stunden, die sich still verstecken.
Hier ein Blättchen, dort ein Blümchen,
Manch ein Schleifchen sieht man liegen,
Kirschenkerne, Kuchenkrümchen,
Für die Wespen, für die Fliegen.
Unterdes im stillen Städtchen
Schreibt ein Schreiber für den Lohn,
Und das nächste Wochenblättchen
Bringt des Festes Rezension.



Grmzboton III 191140
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[0325] westfälisches Volksfest Heißes Herz, verwirrtes Härchen, Heimlich schleicht ein Liebespärchen, Küßt und kost und schreitet sacht In die Felder, in die Nacht. Noch zuletzt die Polizei, Eine wüste Schlägerei; Und, so will es das Verhängnis, Für den nächsten Tag Gefängnis. Andern Tages ein Verstummen, Müdes Schleichen, Köpfebrummen, Nur der Wirt zählt seine Summen. Auf dem Festplatz öde Flüchen, Männer, die ein Zelt abbrechen, Und die Budenfrauen tragen Alles in die grünen Wagen. Fetzen schmutziges Papier, Krüge, halbgefüllt mit Bier, Scherben von zerbroch'nen Gläsern, Sterben in zertret'nen Gräsern. Wolken, die den Himmel decken, Stunden, die sich still verstecken. Hier ein Blättchen, dort ein Blümchen, Manch ein Schleifchen sieht man liegen, Kirschenkerne, Kuchenkrümchen, Für die Wespen, für die Fliegen. Unterdes im stillen Städtchen Schreibt ein Schreiber für den Lohn, Und das nächste Wochenblättchen Bringt des Festes Rezension. Grmzboton III 191140

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948/325>, abgerufen am 29.12.2024.