Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.westfälisches Volksfest Das erste für die Honoratioren Und Ehrengäste, meist hochgeboren; Die Wände geschmückt zu frohem Gelüste, Zu preußischen Fähnchen die Kaiserbüste. Das zweite mit dem Ausblick in dieses, Ein Hinterhof des Paradieses, Wird eingenommen von solchen Leuten, Die auch noch etwas an Rang bedeuten, Doch immerhin, trotz Ringen und Ruhm Und löblichen Standes, vom Bürgertum. Das dritte für -- mit einem Worte Die sogenannte zweite Sorte, Wie denn der Kreis in Dorf und Stadt Manch wohlgeborenen Bürger hat. Und endlich draußen im Volksgewimmel, Bei frischer Luft unter freiem Himmel, Bei himmlischer Sonne und Sommerfrische Eine Reihe Bänke und breite Tische, Für alle die beinah vergessnen Meist ländlichen Kreiseingesessnen. Ein graubärtiger Krieger Sitzt auf dem Festplatz vornan, Mit einem Walzerwieger Lockt er die Leute an. Achtzehnhundertundsiebzig Gab ihm den harten Stoß; Aber die Menge schiebt sich Meistenteils mitleidlos. So einen Drehorgelwalzer, Wie er denn grade modern, Grüßen mit einem Schmätzer Tanzbelustigte Herr'n. Also durch den Ehrenbogen Kommt die Schar hereingezogen: Männer mit ganz klarem Kopf noch, Eintrittskarten in dein Knopfloch; Frauen, ganz in Toilette, Bauernmädchen im Korsette; Kinder in gestärkten Röckchen. westfälisches Volksfest Das erste für die Honoratioren Und Ehrengäste, meist hochgeboren; Die Wände geschmückt zu frohem Gelüste, Zu preußischen Fähnchen die Kaiserbüste. Das zweite mit dem Ausblick in dieses, Ein Hinterhof des Paradieses, Wird eingenommen von solchen Leuten, Die auch noch etwas an Rang bedeuten, Doch immerhin, trotz Ringen und Ruhm Und löblichen Standes, vom Bürgertum. Das dritte für — mit einem Worte Die sogenannte zweite Sorte, Wie denn der Kreis in Dorf und Stadt Manch wohlgeborenen Bürger hat. Und endlich draußen im Volksgewimmel, Bei frischer Luft unter freiem Himmel, Bei himmlischer Sonne und Sommerfrische Eine Reihe Bänke und breite Tische, Für alle die beinah vergessnen Meist ländlichen Kreiseingesessnen. Ein graubärtiger Krieger Sitzt auf dem Festplatz vornan, Mit einem Walzerwieger Lockt er die Leute an. Achtzehnhundertundsiebzig Gab ihm den harten Stoß; Aber die Menge schiebt sich Meistenteils mitleidlos. So einen Drehorgelwalzer, Wie er denn grade modern, Grüßen mit einem Schmätzer Tanzbelustigte Herr'n. Also durch den Ehrenbogen Kommt die Schar hereingezogen: Männer mit ganz klarem Kopf noch, Eintrittskarten in dein Knopfloch; Frauen, ganz in Toilette, Bauernmädchen im Korsette; Kinder in gestärkten Röckchen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0318" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319265"/> <fw type="header" place="top"> westfälisches Volksfest</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_23" type="poem"> <l> Das erste für die Honoratioren<lb/> Und Ehrengäste, meist hochgeboren;<lb/> Die Wände geschmückt zu frohem Gelüste,<lb/> Zu preußischen Fähnchen die Kaiserbüste.<lb/> Das zweite mit dem Ausblick in dieses,<lb/> Ein Hinterhof des Paradieses,<lb/> Wird eingenommen von solchen Leuten,<lb/> Die auch noch etwas an Rang bedeuten,<lb/> Doch immerhin, trotz Ringen und Ruhm<lb/> Und löblichen Standes, vom Bürgertum.<lb/> Das dritte für — mit einem Worte<lb/> Die sogenannte zweite Sorte,<lb/> Wie denn der Kreis in Dorf und Stadt<lb/> Manch wohlgeborenen Bürger hat.<lb/> Und endlich draußen im Volksgewimmel,<lb/> Bei frischer Luft unter freiem Himmel,<lb/> Bei himmlischer Sonne und Sommerfrische<lb/> Eine Reihe Bänke und breite Tische,<lb/> Für alle die beinah vergessnen<lb/> Meist ländlichen Kreiseingesessnen.</l> <l> Ein graubärtiger Krieger<lb/> Sitzt auf dem Festplatz vornan,<lb/> Mit einem Walzerwieger<lb/> Lockt er die Leute an.</l> <l> Achtzehnhundertundsiebzig<lb/> Gab ihm den harten Stoß;<lb/> Aber die Menge schiebt sich<lb/> Meistenteils mitleidlos.</l> <l> So einen Drehorgelwalzer,<lb/> Wie er denn grade modern,<lb/> Grüßen mit einem Schmätzer<lb/> Tanzbelustigte Herr'n.</l> <l> Also durch den Ehrenbogen<lb/> Kommt die Schar hereingezogen:<lb/> Männer mit ganz klarem Kopf noch,<lb/> Eintrittskarten in dein Knopfloch;<lb/> Frauen, ganz in Toilette,<lb/> Bauernmädchen im Korsette;<lb/> Kinder in gestärkten Röckchen.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0318]
westfälisches Volksfest
Das erste für die Honoratioren
Und Ehrengäste, meist hochgeboren;
Die Wände geschmückt zu frohem Gelüste,
Zu preußischen Fähnchen die Kaiserbüste.
Das zweite mit dem Ausblick in dieses,
Ein Hinterhof des Paradieses,
Wird eingenommen von solchen Leuten,
Die auch noch etwas an Rang bedeuten,
Doch immerhin, trotz Ringen und Ruhm
Und löblichen Standes, vom Bürgertum.
Das dritte für — mit einem Worte
Die sogenannte zweite Sorte,
Wie denn der Kreis in Dorf und Stadt
Manch wohlgeborenen Bürger hat.
Und endlich draußen im Volksgewimmel,
Bei frischer Luft unter freiem Himmel,
Bei himmlischer Sonne und Sommerfrische
Eine Reihe Bänke und breite Tische,
Für alle die beinah vergessnen
Meist ländlichen Kreiseingesessnen. Ein graubärtiger Krieger
Sitzt auf dem Festplatz vornan,
Mit einem Walzerwieger
Lockt er die Leute an. Achtzehnhundertundsiebzig
Gab ihm den harten Stoß;
Aber die Menge schiebt sich
Meistenteils mitleidlos. So einen Drehorgelwalzer,
Wie er denn grade modern,
Grüßen mit einem Schmätzer
Tanzbelustigte Herr'n. Also durch den Ehrenbogen
Kommt die Schar hereingezogen:
Männer mit ganz klarem Kopf noch,
Eintrittskarten in dein Knopfloch;
Frauen, ganz in Toilette,
Bauernmädchen im Korsette;
Kinder in gestärkten Röckchen.
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