Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Reichsspiogel Einführung des Scheckstempels und durch die fiskalische Ordnung des Post- Wenn die Anzeichen nicht trügen, so scheint sich auf dem Eisenmarkt eine Die Ansätze zu einer Besserung der Marktlage im Eisengewerbe sind natur¬ Reichsspiogel Einführung des Scheckstempels und durch die fiskalische Ordnung des Post- Wenn die Anzeichen nicht trügen, so scheint sich auf dem Eisenmarkt eine Die Ansätze zu einer Besserung der Marktlage im Eisengewerbe sind natur¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0155" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319104"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiogel</fw><lb/> <p xml:id="ID_1137" prev="#ID_1136"> Einführung des Scheckstempels und durch die fiskalische Ordnung des Post-<lb/> scheckwesens beklagenswerte Hindernisse in den Weg gelegt worden sind, so kann<lb/> man diese Auffassung durchaus billigen, ohne doch der Meinung sein zu müssen,<lb/> daß selbst bei Abstellung dieser Unzuträglichkeiten etwas Wesentliches an dem<lb/> beklagten Quartalssturm auf die Reichsbank geändert werden würde. Die Gründe<lb/> hierfür sind in der letzten Übersicht (Heft 29) ausführlich dargelegt. Die An¬<lb/> gelegenheit ist so wichtig, daß sie auch in Zukunft die Diskussion immer von neuem<lb/> beherrschen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1138"> Wenn die Anzeichen nicht trügen, so scheint sich auf dem Eisenmarkt eine<lb/> gewisse Besserung der Marktlage anzubahnen. Vor allem lauten die Berichte aus<lb/> Amerika zuversichtlicher und hoffnungsfreudiger. Aber auch im Inlande sind Ansätze<lb/> zu Preisbesserungen bemerkbar. Es zeigt sich, daß die Aufhebung einzelner Preis¬<lb/> konventionen, insbesondere für Stabeisen und Draht, nicht den gefurchtsten ruinösen<lb/> Einfluß auf die Preise gehabt hat, daß im Gegenteil der lang zurückgehaltene<lb/> Konsum nunmehr mit Nachfrage an den Markt herangetreten ist und eine leichte<lb/> Besserung der Lage verursacht hat. Diese Zeichen eines beginnenden Umschwungs<lb/> werden mit großen Hoffnungen begrüßt. Insbesondere scheinen sie der Erneuerung<lb/> der Verbände, dieser wichtigsten Frage der schweren Industrie, ein günstiges<lb/> Prognostikon zu stellen, da ja erfahrungsgemäß bei aufsteigender Konjunktur der<lb/> Zusammenschluß sich ebenso leicht vollzieht, als bei niedergehender die Auflösung<lb/> und der Zusammenbruch. Gleichwohl ist vor einer allzu optimistischen Beurteilung<lb/> der Sachlage zu warnen. Mit welchen Schwierigkeiten die Erneuerung der Ver¬<lb/> bände zu kämpfen hat, zeigt das Essener Roheisensyndikat, dessen Zustandekommen<lb/> aller gegenteiligen Mitteilungen ungeachtet bisher noch an dem Widerspruch der<lb/> Gutehoffnungshütte gescheitert ist. Daß aber trotz aller Hemmnisse und Hindernisse<lb/> im Einzelfall der Kartellierungsgedanke in der Industrie immer weitere Kreise<lb/> zieht, beweist die kürzlich in Brüssel abgehaltene internationale Konferenz<lb/> der Eisenindustriellen, die unter dem Vorsitz Garys, des Leiters des amerika¬<lb/> nischen Skeet-Trust, stattfand und an der Vertreter der bedeutendsten Eisen¬<lb/> produzenten aller Länder teilnahmen. Naturgemäß konnte es sich bei einer solchen<lb/> einleitenden Besprechung nur um eine vorläufige Fühlungnahme handeln; doch ist<lb/> die Bildung einer internationalen Vereinigung der Eisen- und Stahlfabrikanten<lb/> in die Wege geleitet, die eine freundschaftliche Annäherung der Konkurrenten,<lb/> Austausch von Erfahrungen, Ersparung von Frachten und Verbilligung der Selbst¬<lb/> kosten bezwecken soll. Von Preiskonventionen oder territorialer Aufteilung der<lb/> Absatzgebiete war einstweilen noch nicht die Rede, aber man sieht, wohin die<lb/> Reise geht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1139" next="#ID_1140"> Die Ansätze zu einer Besserung der Marktlage im Eisengewerbe sind natur¬<lb/> gemäß auf die Börse nicht ohne Einfluß geblieben. Der panische Schreck, der sie<lb/> bei dem Eingreifen Deutschlands in die Marokkoaffäre befallen hatte, ist sehr rasch<lb/> überwunden worden, als man sich überzeugte, daß diesseits wie jenseits des<lb/> Rheins guter Wille zur Verständigung obwaltet. So hat man denn die politischen<lb/> Bedenken abgeschüttelt und läßt sich willig von den Momenten bestimmen, die<lb/> eine zuversichtlichere Beurteilung zu rechtfertigen scheinen. Dabei fällt in das<lb/> Gewicht, daß der augenblickliche leichte Geldstand die Spekulation unterstützt und<lb/> daß die Deckung der vorhandenen größeren Baissepositionen eine günstige Grund-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
Reichsspiogel
Einführung des Scheckstempels und durch die fiskalische Ordnung des Post-
scheckwesens beklagenswerte Hindernisse in den Weg gelegt worden sind, so kann
man diese Auffassung durchaus billigen, ohne doch der Meinung sein zu müssen,
daß selbst bei Abstellung dieser Unzuträglichkeiten etwas Wesentliches an dem
beklagten Quartalssturm auf die Reichsbank geändert werden würde. Die Gründe
hierfür sind in der letzten Übersicht (Heft 29) ausführlich dargelegt. Die An¬
gelegenheit ist so wichtig, daß sie auch in Zukunft die Diskussion immer von neuem
beherrschen wird.
Wenn die Anzeichen nicht trügen, so scheint sich auf dem Eisenmarkt eine
gewisse Besserung der Marktlage anzubahnen. Vor allem lauten die Berichte aus
Amerika zuversichtlicher und hoffnungsfreudiger. Aber auch im Inlande sind Ansätze
zu Preisbesserungen bemerkbar. Es zeigt sich, daß die Aufhebung einzelner Preis¬
konventionen, insbesondere für Stabeisen und Draht, nicht den gefurchtsten ruinösen
Einfluß auf die Preise gehabt hat, daß im Gegenteil der lang zurückgehaltene
Konsum nunmehr mit Nachfrage an den Markt herangetreten ist und eine leichte
Besserung der Lage verursacht hat. Diese Zeichen eines beginnenden Umschwungs
werden mit großen Hoffnungen begrüßt. Insbesondere scheinen sie der Erneuerung
der Verbände, dieser wichtigsten Frage der schweren Industrie, ein günstiges
Prognostikon zu stellen, da ja erfahrungsgemäß bei aufsteigender Konjunktur der
Zusammenschluß sich ebenso leicht vollzieht, als bei niedergehender die Auflösung
und der Zusammenbruch. Gleichwohl ist vor einer allzu optimistischen Beurteilung
der Sachlage zu warnen. Mit welchen Schwierigkeiten die Erneuerung der Ver¬
bände zu kämpfen hat, zeigt das Essener Roheisensyndikat, dessen Zustandekommen
aller gegenteiligen Mitteilungen ungeachtet bisher noch an dem Widerspruch der
Gutehoffnungshütte gescheitert ist. Daß aber trotz aller Hemmnisse und Hindernisse
im Einzelfall der Kartellierungsgedanke in der Industrie immer weitere Kreise
zieht, beweist die kürzlich in Brüssel abgehaltene internationale Konferenz
der Eisenindustriellen, die unter dem Vorsitz Garys, des Leiters des amerika¬
nischen Skeet-Trust, stattfand und an der Vertreter der bedeutendsten Eisen¬
produzenten aller Länder teilnahmen. Naturgemäß konnte es sich bei einer solchen
einleitenden Besprechung nur um eine vorläufige Fühlungnahme handeln; doch ist
die Bildung einer internationalen Vereinigung der Eisen- und Stahlfabrikanten
in die Wege geleitet, die eine freundschaftliche Annäherung der Konkurrenten,
Austausch von Erfahrungen, Ersparung von Frachten und Verbilligung der Selbst¬
kosten bezwecken soll. Von Preiskonventionen oder territorialer Aufteilung der
Absatzgebiete war einstweilen noch nicht die Rede, aber man sieht, wohin die
Reise geht.
Die Ansätze zu einer Besserung der Marktlage im Eisengewerbe sind natur¬
gemäß auf die Börse nicht ohne Einfluß geblieben. Der panische Schreck, der sie
bei dem Eingreifen Deutschlands in die Marokkoaffäre befallen hatte, ist sehr rasch
überwunden worden, als man sich überzeugte, daß diesseits wie jenseits des
Rheins guter Wille zur Verständigung obwaltet. So hat man denn die politischen
Bedenken abgeschüttelt und läßt sich willig von den Momenten bestimmen, die
eine zuversichtlichere Beurteilung zu rechtfertigen scheinen. Dabei fällt in das
Gewicht, daß der augenblickliche leichte Geldstand die Spekulation unterstützt und
daß die Deckung der vorhandenen größeren Baissepositionen eine günstige Grund-
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