Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Die Lcbcnsvertcnernng und ihr",' Bekämpfung und klare Form gebracht werden muß, so empfiehlt es sich, für die verschiedenen Eine Herabsetzung der Löhne, auf deren Aufbesserung die allgemeine Preis¬ Die Lcbcnsvertcnernng und ihr«,' Bekämpfung und klare Form gebracht werden muß, so empfiehlt es sich, für die verschiedenen Eine Herabsetzung der Löhne, auf deren Aufbesserung die allgemeine Preis¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0115" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319064"/> <fw type="header" place="top"> Die Lcbcnsvertcnernng und ihr«,' Bekämpfung</fw><lb/> <p xml:id="ID_996" prev="#ID_995"> und klare Form gebracht werden muß, so empfiehlt es sich, für die verschiedenen<lb/> Waren zu berechnen, wieviel Hundertteile des Preises auf die einzelnen Gestehungs¬<lb/> kosten, besonders den Unternehmergewinn, entfallen. Der Feststellung des ver¬<lb/> hältnismäßigen Anteils der einzelnen Erzeugungskosten an dem Preise der ver¬<lb/> schiedenen Waren hat alsdann die weitere Prüfung zu folgen, auf welchem<lb/> Wege eine Ermäßigung dieser Kosten möglich ist. Für jeden einzelnen Pro¬<lb/> duktionszweig wird zunächst zu untersuchen sein, ob und wie sich die Rohstoffe<lb/> verbilligen lassen. Wir erinnern beispielsweise an die in neuerer Zeit soviel<lb/> erörterte Frage der Baumwollkultur in unsern Kolonien, die Kultivierung von<lb/> Ödländereien zur Vermehrung und Erleichterung der ^Viehhaltung und die<lb/> geologische Erforschung unserer Kolonien behufs Gewinnung von Mineralien<lb/> und Petroleum. Einer besonders eingehenden Behandlung bedarf der Einfluß<lb/> des Handels auf die Preisgestaltung. In einer hochentwickelten Volkswirtschaft<lb/> ist der Handel ebensowenig zu entbehren wie Industrie und Landwirtschaft.<lb/> Der gesunde Handel bringt auch Erzeugern und Verbrauchern Nutzen. Da die<lb/> Händler schon durch den eigenen Vorteil veranlaßt werden, bei wohlfeilerem<lb/> Preise zu kaufen, bei teueren zu verkaufen, fo tragen sie wesentlich zur Gleich¬<lb/> mäßigkeit der Preise bei. Die größtmögliche Beständigkeit der Preise bedeutet<lb/> aber für die Volkswirtschaft im ganzen das wohltätigste Verhältnis. Durch<lb/> Vermehrung des Angebots führt der rege Handel ferner zu einer den Käufern<lb/> erwünschten Preisermäßigung. Anderseits wirkt der Handel nicht selten in<lb/> der Richtung einer Steigerung der Preise, und zwar besonders dadurch, daß<lb/> die Verkäufer durch Verabredungen ihre Forderungen Hoch halten, um über¬<lb/> landesübliche Gewinne zu erzielen. Oft geht auch die Ware durch mehr Hände<lb/> als nötig, ehe sie an den Verbraucher gelangt. Dies gilt besonders vom Vieh.<lb/> Es wird vom Landwirt an kleine Händler oder Ankäufer verkauft. Diese<lb/> übergeben es Großkcmflenten, Agenten, Maklern oder Kommissionären. Erst<lb/> von diesen gelangt es an Großschlächter, von denen dann endlich die Fleischer<lb/> ihren Bedarf an Fleisch beziehen. Ebensooft, wenn nichts noch häufiger, wechselt<lb/> das Baugelände in der Umgebung der großen Städte den Eigentümer, bis das<lb/> einzelne Grundstück zur Bebauung gelangt. Aber auch das bebaute Grundstück<lb/> geht dann noch oft durch mehrere Hände, ehe es an denjenigen gelangt, der<lb/> es dauernd zu behalten wünscht. Welche Rolle nun der Handel bei der Preis¬<lb/> gestaltung spielt und wie einer unnötigen Preissteigerung durch ihn entgegen¬<lb/> gewirkt werden kann, wird für jede einzelne Warengattung besonders zu unter¬<lb/> suchen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_997" next="#ID_998"> Eine Herabsetzung der Löhne, auf deren Aufbesserung die allgemeine Preis¬<lb/> steigerung hauptsächlich zurückzuführen ist, erscheint nicht angängig. Es muß<lb/> aber soweit als irgend möglich eine weitere Erhöhung derselben verhindert<lb/> werden, und dazu ist vor allen: nötig, daß einer Zunahme der Lebensverteuerung<lb/> vorgebeugt wird, weil eine solche wiederum neue Lohnforderungen zur Folge<lb/> haben müßte. Mittelbar lassen sich die Ausgaben für Löhne durch technische</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0115]
Die Lcbcnsvertcnernng und ihr«,' Bekämpfung
und klare Form gebracht werden muß, so empfiehlt es sich, für die verschiedenen
Waren zu berechnen, wieviel Hundertteile des Preises auf die einzelnen Gestehungs¬
kosten, besonders den Unternehmergewinn, entfallen. Der Feststellung des ver¬
hältnismäßigen Anteils der einzelnen Erzeugungskosten an dem Preise der ver¬
schiedenen Waren hat alsdann die weitere Prüfung zu folgen, auf welchem
Wege eine Ermäßigung dieser Kosten möglich ist. Für jeden einzelnen Pro¬
duktionszweig wird zunächst zu untersuchen sein, ob und wie sich die Rohstoffe
verbilligen lassen. Wir erinnern beispielsweise an die in neuerer Zeit soviel
erörterte Frage der Baumwollkultur in unsern Kolonien, die Kultivierung von
Ödländereien zur Vermehrung und Erleichterung der ^Viehhaltung und die
geologische Erforschung unserer Kolonien behufs Gewinnung von Mineralien
und Petroleum. Einer besonders eingehenden Behandlung bedarf der Einfluß
des Handels auf die Preisgestaltung. In einer hochentwickelten Volkswirtschaft
ist der Handel ebensowenig zu entbehren wie Industrie und Landwirtschaft.
Der gesunde Handel bringt auch Erzeugern und Verbrauchern Nutzen. Da die
Händler schon durch den eigenen Vorteil veranlaßt werden, bei wohlfeilerem
Preise zu kaufen, bei teueren zu verkaufen, fo tragen sie wesentlich zur Gleich¬
mäßigkeit der Preise bei. Die größtmögliche Beständigkeit der Preise bedeutet
aber für die Volkswirtschaft im ganzen das wohltätigste Verhältnis. Durch
Vermehrung des Angebots führt der rege Handel ferner zu einer den Käufern
erwünschten Preisermäßigung. Anderseits wirkt der Handel nicht selten in
der Richtung einer Steigerung der Preise, und zwar besonders dadurch, daß
die Verkäufer durch Verabredungen ihre Forderungen Hoch halten, um über¬
landesübliche Gewinne zu erzielen. Oft geht auch die Ware durch mehr Hände
als nötig, ehe sie an den Verbraucher gelangt. Dies gilt besonders vom Vieh.
Es wird vom Landwirt an kleine Händler oder Ankäufer verkauft. Diese
übergeben es Großkcmflenten, Agenten, Maklern oder Kommissionären. Erst
von diesen gelangt es an Großschlächter, von denen dann endlich die Fleischer
ihren Bedarf an Fleisch beziehen. Ebensooft, wenn nichts noch häufiger, wechselt
das Baugelände in der Umgebung der großen Städte den Eigentümer, bis das
einzelne Grundstück zur Bebauung gelangt. Aber auch das bebaute Grundstück
geht dann noch oft durch mehrere Hände, ehe es an denjenigen gelangt, der
es dauernd zu behalten wünscht. Welche Rolle nun der Handel bei der Preis¬
gestaltung spielt und wie einer unnötigen Preissteigerung durch ihn entgegen¬
gewirkt werden kann, wird für jede einzelne Warengattung besonders zu unter¬
suchen sein.
Eine Herabsetzung der Löhne, auf deren Aufbesserung die allgemeine Preis¬
steigerung hauptsächlich zurückzuführen ist, erscheint nicht angängig. Es muß
aber soweit als irgend möglich eine weitere Erhöhung derselben verhindert
werden, und dazu ist vor allen: nötig, daß einer Zunahme der Lebensverteuerung
vorgebeugt wird, weil eine solche wiederum neue Lohnforderungen zur Folge
haben müßte. Mittelbar lassen sich die Ausgaben für Löhne durch technische
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |