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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Till Lulcnsxiegel

Büttel, Ihr nehmt der Malefizperson


Bürgermeister:

Sogleich den Degen ab.


Kanzler:

Sie fangen an zu rasenl -- Ich erhebe

Protest I Dies alles ist ja Aberwitz I


Eulenspiegel:

Wir schreiten gleich zur Bildung des Gerichts.


Ein Bürger:

Hört, das Gericht soll jetzt gebildet werden!


Eulenspiegel:

Den Vorsitz hat nach Kaiser Karls Gesetz

Ein Mann des ius beflissen. Doktor Grober,
Ich bitt Euch, nehmt den Vorsitz; und zu Schöffen
Beseelt ich die Dekane Nickeldorf
Und Mulenspuhl.


Ein Bürger:

Hört, Nickeldorf sagt er statt Nickelspuhl

(Lachen.)

Und Mulenspuhl statt Mulendorf!


Eulenspiegel:

Was lachen sie?

Sie lachen, werter Graf, weil Ihr die Namen


Lobwasser:

Verwechselt habt. -- Sie heißen Nickelspuhl
und Mulendorf.

Verzeiht, ihr Herr'n.


Eulenspiegel:

O bittet


Nickelspuhl und Mulendorf:
Eulenspiegel:

Das Protokollum führt der Bürgermeister. --

Dann noch die Anklag. -- Werter Rektor, wollt
Die Anklag übernehmen.


Lob Wasser:

Eine Ehre.


Eulenspiegel:

Indessen will ich, da ich der Gewalt

Zugunsten des Gerichtes mich begeben,
Mich als Privatperson zurückestellen. --
Nehmen die Herren Platz. ^UZtitia liat!


Bürgermeister:

Holt Feder, Tinte und Papier geschwind!


Lob wasser:

Nehmt meine Feder doch.

Dann also nur


Bürgermeister:

Papier und Tinte! Aus der Fron!


Grober:

Nehmt Platz!

.luäieium incipit. Im Nam'n des Kaisers.


Kanzler:

Ich protestiere.

Hab ihn nicht gefragt!
'


Grober:

Ich protestier, des Kaisers Nam zu brauchen
'


Kanzler:

Zu einer Posse; s ist Verrätereil

Schweig er, er ist noch gar nicht vorgeführt. --
'


Grober:

Nochmals: Im Namn des Kaisers. -- Wir beginnen. --
Man führ den Jnkulpaten vor!


Ein Bürger:

Er ist ja da!


Grober:

Wer den Gerichtsgang stört mit Zwischenrufen

Wird inhaftiert. -- Man führ den Jnkulpaten vor!

(Man rückt den Kanzler etwas näher.)

Hat er 'ne Legitimation?


Kanzler:

Der Kanzler bin ich!


Grober:

Er leugnet, daß er Eulenspiegel ist?

Das allerdings.


Kanzler:
Grober!

Habt Jhr's im Protokoll?


Till Lulcnsxiegel

Büttel, Ihr nehmt der Malefizperson


Bürgermeister:

Sogleich den Degen ab.


Kanzler:

Sie fangen an zu rasenl — Ich erhebe

Protest I Dies alles ist ja Aberwitz I


Eulenspiegel:

Wir schreiten gleich zur Bildung des Gerichts.


Ein Bürger:

Hört, das Gericht soll jetzt gebildet werden!


Eulenspiegel:

Den Vorsitz hat nach Kaiser Karls Gesetz

Ein Mann des ius beflissen. Doktor Grober,
Ich bitt Euch, nehmt den Vorsitz; und zu Schöffen
Beseelt ich die Dekane Nickeldorf
Und Mulenspuhl.


Ein Bürger:

Hört, Nickeldorf sagt er statt Nickelspuhl

(Lachen.)

Und Mulenspuhl statt Mulendorf!


Eulenspiegel:

Was lachen sie?

Sie lachen, werter Graf, weil Ihr die Namen


Lobwasser:

Verwechselt habt. — Sie heißen Nickelspuhl
und Mulendorf.

Verzeiht, ihr Herr'n.


Eulenspiegel:

O bittet


Nickelspuhl und Mulendorf:
Eulenspiegel:

Das Protokollum führt der Bürgermeister. —

Dann noch die Anklag. — Werter Rektor, wollt
Die Anklag übernehmen.


Lob Wasser:

Eine Ehre.


Eulenspiegel:

Indessen will ich, da ich der Gewalt

Zugunsten des Gerichtes mich begeben,
Mich als Privatperson zurückestellen. —
Nehmen die Herren Platz. ^UZtitia liat!


Bürgermeister:

Holt Feder, Tinte und Papier geschwind!


Lob wasser:

Nehmt meine Feder doch.

Dann also nur


Bürgermeister:

Papier und Tinte! Aus der Fron!


Grober:

Nehmt Platz!

.luäieium incipit. Im Nam'n des Kaisers.


Kanzler:

Ich protestiere.

Hab ihn nicht gefragt!
'


Grober:

Ich protestier, des Kaisers Nam zu brauchen
'


Kanzler:

Zu einer Posse; s ist Verrätereil

Schweig er, er ist noch gar nicht vorgeführt. —
'


Grober:

Nochmals: Im Namn des Kaisers. — Wir beginnen. —
Man führ den Jnkulpaten vor!


Ein Bürger:

Er ist ja da!


Grober:

Wer den Gerichtsgang stört mit Zwischenrufen

Wird inhaftiert. — Man führ den Jnkulpaten vor!

(Man rückt den Kanzler etwas näher.)

Hat er 'ne Legitimation?


Kanzler:

Der Kanzler bin ich!


Grober:

Er leugnet, daß er Eulenspiegel ist?

Das allerdings.


Kanzler:
Grober!

Habt Jhr's im Protokoll?


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[0634] Till Lulcnsxiegel Büttel, Ihr nehmt der Malefizperson Bürgermeister: Sogleich den Degen ab. Kanzler: Sie fangen an zu rasenl — Ich erhebe Protest I Dies alles ist ja Aberwitz I Eulenspiegel: Wir schreiten gleich zur Bildung des Gerichts. Ein Bürger: Hört, das Gericht soll jetzt gebildet werden! Eulenspiegel: Den Vorsitz hat nach Kaiser Karls Gesetz Ein Mann des ius beflissen. Doktor Grober, Ich bitt Euch, nehmt den Vorsitz; und zu Schöffen Beseelt ich die Dekane Nickeldorf Und Mulenspuhl. Ein Bürger: Hört, Nickeldorf sagt er statt Nickelspuhl (Lachen.) Und Mulenspuhl statt Mulendorf! Eulenspiegel: Was lachen sie? Sie lachen, werter Graf, weil Ihr die Namen Lobwasser: Verwechselt habt. — Sie heißen Nickelspuhl und Mulendorf. Verzeiht, ihr Herr'n. Eulenspiegel: O bittet Nickelspuhl und Mulendorf: Eulenspiegel: Das Protokollum führt der Bürgermeister. — Dann noch die Anklag. — Werter Rektor, wollt Die Anklag übernehmen. Lob Wasser: Eine Ehre. Eulenspiegel: Indessen will ich, da ich der Gewalt Zugunsten des Gerichtes mich begeben, Mich als Privatperson zurückestellen. — Nehmen die Herren Platz. ^UZtitia liat! Bürgermeister: Holt Feder, Tinte und Papier geschwind! Lob wasser: Nehmt meine Feder doch. Dann also nur Bürgermeister: Papier und Tinte! Aus der Fron! Grober: Nehmt Platz! .luäieium incipit. Im Nam'n des Kaisers. Kanzler: Ich protestiere. Hab ihn nicht gefragt! ' Grober: Ich protestier, des Kaisers Nam zu brauchen ' Kanzler: Zu einer Posse; s ist Verrätereil Schweig er, er ist noch gar nicht vorgeführt. — ' Grober: Nochmals: Im Namn des Kaisers. — Wir beginnen. — Man führ den Jnkulpaten vor! Ein Bürger: Er ist ja da! Grober: Wer den Gerichtsgang stört mit Zwischenrufen Wird inhaftiert. — Man führ den Jnkulpaten vor! (Man rückt den Kanzler etwas näher.) Hat er 'ne Legitimation? Kanzler: Der Kanzler bin ich! Grober: Er leugnet, daß er Eulenspiegel ist? Das allerdings. Kanzler: Grober! Habt Jhr's im Protokoll?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/634>, abgerufen am 22.07.2024.