Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Musik und Satire vaterländischen Stoff zu wählen und in diesen: womöglich alles zu verweben, Agnes Bernauerin, romantisch-vaterländisches Tonspiel. Personen: so viel Vonnöten. Handlung: im Herzen von Deutschland. Nachdem Verwandlung auf Verwandlung gefolgt, erscheint der Held, um in Ist es hier der Kampf des Fremdländischen gegen das Nationale, so war Die kommende Generation hat sich allezeit über die absterbende hinweg¬ Musik und Satire vaterländischen Stoff zu wählen und in diesen: womöglich alles zu verweben, Agnes Bernauerin, romantisch-vaterländisches Tonspiel. Personen: so viel Vonnöten. Handlung: im Herzen von Deutschland. Nachdem Verwandlung auf Verwandlung gefolgt, erscheint der Held, um in Ist es hier der Kampf des Fremdländischen gegen das Nationale, so war Die kommende Generation hat sich allezeit über die absterbende hinweg¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0569" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318852"/> <fw type="header" place="top"> Musik und Satire</fw><lb/> <p xml:id="ID_3300" prev="#ID_3299"> vaterländischen Stoff zu wählen und in diesen: womöglich alles zu verweben,<lb/> was Ahnung, Glaube, Kontraste und Gefühle je bei anderen Nationen wirkten<lb/> und wirbelten. Hörst du, Publikum? schon rollt der Donner über unserem Haupte,<lb/> jetzt wird's gleich losgehen. (Er zieht sich erschöpft zurück und murmelt vor sich<lb/> im Abgehen:) Die verdammte Prosa wird einem so sauer, wenn man nun einmal<lb/> gewohnt ist, ein poetischer Hanswurst zu sein/ Allgemeine feierliche Stille, gespannte<lb/> Erwartung im Publikum!</p><lb/> <stage> Agnes Bernauerin,<lb/> romantisch-vaterländisches Tonspiel.<lb/> Personen: so viel Vonnöten.<lb/> Handlung: im Herzen von Deutschland.</stage><lb/> <p xml:id="ID_3301"> Nachdem Verwandlung auf Verwandlung gefolgt, erscheint der Held, um in<lb/> echt opernmäßiger Sinnlosigkeit die .Handlung' zu beschließen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_10" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_3302"> Ist es hier der Kampf des Fremdländischen gegen das Nationale, so war<lb/> ein stets willkommener Stoff der Satire der Streit des Neuen gegen das Alt¬<lb/> hergebrachte. Ein originelles Dokument ist der 1701 gedruckte „seltnen UuLiLum<lb/> Oder Musicalischer Krieg, In welchem umbständlich erzehlet wird, wie die Königin<lb/> Compositio nebst ihrer Tochter Harmonia mit denen Hümpern und Stümpern<lb/> Serfallen____Von Johann Beehren, Fürstl. Sächß. Weißenfelsischen Concert-<lb/> Meistern".</p><lb/> <p xml:id="ID_3303"> Die kommende Generation hat sich allezeit über die absterbende hinweg¬<lb/> gesetzt, und die Geschichte der Kritik ist im Grunde „eine endlose Kette der<lb/> Verkennung des Neuen". Neben Weber haben besonders Berlioz und Wagner<lb/> dies bitter zu fühlen bekommen. Da man die inneren Werte nicht am Kern zu<lb/> treffen wußte, so begnügte man sich damit, auf Äußerlichkeiten, auf das Massen-<lb/> aufgebot der Mittel, auf den Lärm der Instrumente hinzuweisen. „Um Gottes<lb/> willen, ist denn Ihr Gatte taub geworden? — Wie Sie sehen. Er hat darauf<lb/> bestanden, das Monstrekonzert von Berlioz zu besuchen." Wie wird Wagner als<lb/> Vernichter des Gehörs, als Kanonendonnerer der Musikschlachten hingestellt! Eine<lb/> Sanze Bibliothek satirischer Schmähschriften in diesem Sinne hat er herauf¬<lb/> beschworen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0569]
Musik und Satire
vaterländischen Stoff zu wählen und in diesen: womöglich alles zu verweben,
was Ahnung, Glaube, Kontraste und Gefühle je bei anderen Nationen wirkten
und wirbelten. Hörst du, Publikum? schon rollt der Donner über unserem Haupte,
jetzt wird's gleich losgehen. (Er zieht sich erschöpft zurück und murmelt vor sich
im Abgehen:) Die verdammte Prosa wird einem so sauer, wenn man nun einmal
gewohnt ist, ein poetischer Hanswurst zu sein/ Allgemeine feierliche Stille, gespannte
Erwartung im Publikum!
Agnes Bernauerin,
romantisch-vaterländisches Tonspiel.
Personen: so viel Vonnöten.
Handlung: im Herzen von Deutschland.
Nachdem Verwandlung auf Verwandlung gefolgt, erscheint der Held, um in
echt opernmäßiger Sinnlosigkeit die .Handlung' zu beschließen:
Ist es hier der Kampf des Fremdländischen gegen das Nationale, so war
ein stets willkommener Stoff der Satire der Streit des Neuen gegen das Alt¬
hergebrachte. Ein originelles Dokument ist der 1701 gedruckte „seltnen UuLiLum
Oder Musicalischer Krieg, In welchem umbständlich erzehlet wird, wie die Königin
Compositio nebst ihrer Tochter Harmonia mit denen Hümpern und Stümpern
Serfallen____Von Johann Beehren, Fürstl. Sächß. Weißenfelsischen Concert-
Meistern".
Die kommende Generation hat sich allezeit über die absterbende hinweg¬
gesetzt, und die Geschichte der Kritik ist im Grunde „eine endlose Kette der
Verkennung des Neuen". Neben Weber haben besonders Berlioz und Wagner
dies bitter zu fühlen bekommen. Da man die inneren Werte nicht am Kern zu
treffen wußte, so begnügte man sich damit, auf Äußerlichkeiten, auf das Massen-
aufgebot der Mittel, auf den Lärm der Instrumente hinzuweisen. „Um Gottes
willen, ist denn Ihr Gatte taub geworden? — Wie Sie sehen. Er hat darauf
bestanden, das Monstrekonzert von Berlioz zu besuchen." Wie wird Wagner als
Vernichter des Gehörs, als Kanonendonnerer der Musikschlachten hingestellt! Eine
Sanze Bibliothek satirischer Schmähschriften in diesem Sinne hat er herauf¬
beschworen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |