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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Im Sommerregeu
Hier stand ich still. Und bei mir stand das Staunen
Und sah verwundert in die Blnmemnenge
Und horchte auf, als gingen Glockenklange,
Und war nur Regnen, Rieseln rings und Raunen.
Und wie ich in das bunte Wunder sah,
Erhellten sich die feinen Farbenspiele;
Mir war, als wäre mir ein Hohes nah --
So stand ich still am wegelosen Ziele.
Wie Teppiche die bunten Ranken schlingen
Und Königen sich weich zu Füßen legen,
Die, ihre Schritte auf bekränzten Wegen,
Wartenden Volke Gruß und Segen bringen:
So war mir's, als ich meine Augen schloß
Und mir die Farben durch das Dunkel zogen,
Als meinem Geiste sich ein Bild ergoß,
Aus Blumen ganz ein hoher Ehrenbogen.
Da zwang es mich, die Hände fromm zu falten,
Nach kurzer Andacht wieder aufzuschauen,
Und einen Regenbogen sah ich bauen,
Aus ferner Welt von Engelshand gehalten.
Und schöner lag mein Feld voll Blumen nur,
Als ob sich's reicher in sich selbst verschwende.
Da ahnte ich: Gott ging durch die Natur
Und diesen Segen streuten seine Hände.



Im Sommerregeu
Hier stand ich still. Und bei mir stand das Staunen
Und sah verwundert in die Blnmemnenge
Und horchte auf, als gingen Glockenklange,
Und war nur Regnen, Rieseln rings und Raunen.
Und wie ich in das bunte Wunder sah,
Erhellten sich die feinen Farbenspiele;
Mir war, als wäre mir ein Hohes nah —
So stand ich still am wegelosen Ziele.
Wie Teppiche die bunten Ranken schlingen
Und Königen sich weich zu Füßen legen,
Die, ihre Schritte auf bekränzten Wegen,
Wartenden Volke Gruß und Segen bringen:
So war mir's, als ich meine Augen schloß
Und mir die Farben durch das Dunkel zogen,
Als meinem Geiste sich ein Bild ergoß,
Aus Blumen ganz ein hoher Ehrenbogen.
Da zwang es mich, die Hände fromm zu falten,
Nach kurzer Andacht wieder aufzuschauen,
Und einen Regenbogen sah ich bauen,
Aus ferner Welt von Engelshand gehalten.
Und schöner lag mein Feld voll Blumen nur,
Als ob sich's reicher in sich selbst verschwende.
Da ahnte ich: Gott ging durch die Natur
Und diesen Segen streuten seine Hände.



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[0276] Im Sommerregeu Hier stand ich still. Und bei mir stand das Staunen Und sah verwundert in die Blnmemnenge Und horchte auf, als gingen Glockenklange, Und war nur Regnen, Rieseln rings und Raunen. Und wie ich in das bunte Wunder sah, Erhellten sich die feinen Farbenspiele; Mir war, als wäre mir ein Hohes nah — So stand ich still am wegelosen Ziele. Wie Teppiche die bunten Ranken schlingen Und Königen sich weich zu Füßen legen, Die, ihre Schritte auf bekränzten Wegen, Wartenden Volke Gruß und Segen bringen: So war mir's, als ich meine Augen schloß Und mir die Farben durch das Dunkel zogen, Als meinem Geiste sich ein Bild ergoß, Aus Blumen ganz ein hoher Ehrenbogen. Da zwang es mich, die Hände fromm zu falten, Nach kurzer Andacht wieder aufzuschauen, Und einen Regenbogen sah ich bauen, Aus ferner Welt von Engelshand gehalten. Und schöner lag mein Feld voll Blumen nur, Als ob sich's reicher in sich selbst verschwende. Da ahnte ich: Gott ging durch die Natur Und diesen Segen streuten seine Hände.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/276>, abgerufen am 22.07.2024.